Danke für diesen Artikel - er spricht mir so aus der Seele. Zumindest die Bereiche, in denen es um den selbstgemachten Stress ging, den Rest kann ich noch nicht beurteilen, da ich erst diesen Monat ins Referendariat gestartet bin. 🙂
Es macht und machte mich jedoch auch schon zu Studienzeiten wütend, zu sehen, wie Referendare/-innen sowohl in sozialen Medien als auch im 'real life' eine Heidenangst verbreiteten, die sich extrem verselbstständigte, sodass ich unter meinen Referendarskolleg/-innen häufig bereits in den ersten Tagen des neuen Ausbildungsabschnittes gehört habe, dass sie wirklich Angst (nein, keine Nervosität, sondern Angst) vor dem Referendariat haben. Überall liest man nur 'Das Referendariat wird die schlimmste Zeit deines Lebens, pass bloß auf, dass du das überlebst.'. Selbst bei der Vereidigungsfeier ließen es sich die gerade fertig gewordenen Referendare nicht nehmen, einen Sketch aufzuführen, indem ein Referendar von seiner furchtbaren Fachleiterin gepeinigt wurde und es fiel mindestens viermal ein Satz a la 'Ja, es wird stressig, ja, es werden Tränen rollen.'. Natürlich gehe auch ich nicht davon aus, dass diese Einschätzungen erfunden und völlig realitätsfern sind. Aber sind nicht auch im Studium in stressigen Prüfungsphasen ab und an Tränen gerollt? War es nicht auch da phasenweise echt stressig? Ich finde, dass Stresserleben extrem individuell ist und auch von der Vorerfahrung abhängt - viele Referendare/-innen haben im Vorfeld bereits als Vertretungslehrkraft gearbeitet (diese Erfahrung fehlt mir beispielsweise) und werden daher sicherlich entspannter und mit einem realistischeren Bild in den Vorbereitungsdienst starten. Aber, wie du ja auch schreibst - die Einstellung spielt eine so wichtige Rolle dabei und viel Stress ist selbstgemacht.
Haben uns die fertigen Abiturienten nicht damals vor dem Abitur auch gesagt, wie stressig und schwierig das alles wird? Wurde uns vor Antritt des Studiums nicht auch von einigen Leuten prophezeit, wie grausam die Prüfungen sind und dass 'mindestens 80% durch die Klausuren fallen'? Man wächst an seinen Aufgaben - in der Abiphase dachte ich, dass ich 100% meiner Energie gebe und so viel noch nie gelernt habe - im Studium wurde ich bereits in der ersten Klausurphase eines Besseren belehrt und wünschte mir das Abitur zurück. Mit der nötigen Freude und der richtigen Einstellung lässt sich der Stress, und daran glaube ich fest, sicherlich viel besser meistern, als wenn man bereits vor Antritt des ersten Unterrichtstages Schweißausbrüche hat und davon ausgeht, dass alles nur furchtbar werden kann. Von dieser Aussage sind selbstverständlich die Referendare/-innen ausgenommen, die wirklich das Pech hatten, an eine Schule zu gelangen, die sie in keinster Weise unterstützt, oder Fachleiter/-innen zu haben, die nicht unbedingt das Beste für ihre Schützlinge möchten. Aber ich denke (und hoffe), dass es sich hierbei doch um sehr unglückliche Zufälle handelt, für die ich auch mein größtes Mitgefühl habe. Ich glaube auch, dass die Menschen, die ein tolles Referendariat verbringen durften, sich nicht so schnell in den sozialen Medien äußern, wie jene, die es als furchtbar empfinden. Allgemein denke ich: Das Referendariat ist sicherlich keine Spazierfahrt, aber das waren bereits andere Ausbildungsabschnitte davor bei vielen von uns auch nicht und wenn so viele, nun fertige, Lehrkräfte diese Zeit geschafft haben, werden wir das mit der richtigen Portion Ehrgeiz, Organisation und Freude (!) an der Sache doch sicherlich auch schaffen! 🙂