Dieser kurze Artikel kann als weiterer für den Bereiche “Digitaler Fernunterricht für Anfänger*innen” gesehen werden. An dieser Stelle möchte ich kurz skizzieren, warum Padlets Arbeitsblätter “zerstören”, also überflüssig machen. Dass Bedarf an einem solchen Artikel besteht, zeigte sich in zahlreichen Nachfragen in einem Webinar, in denen es darum ging, inwiefern Arbeitsblätter ins Padlet geladen werden können. 

Zum “Leitfaden Homeschooling/ digitaler Fernunterricht”

Was ist ein Padlet

Padlet ist der Markenname für eine digitale Pinnwand, in der kollarborativ gearbeitet werden kann. Wie genau Padlets genutzt werden können, kann man sich in diesem Video von Marcus von Amsberg anschauen.

Was Arbeitsblätter leisten

Um die Frage zu beantworten, warum Padlets die besseren Arbeitsblätter sind, muss man sich zunächst vergegenwärtigen, was Arbeitsblätter leisten (sollen) und wo ihre medialen Defizite liegen. Ein Arbeitsblatt ist normalerweise eine gegliederte Handlungsanweisung mit Freiraum für (oftmals vorgegebene) Antworten.

In einem typischen Arbeitsblatt könnte beispielsweise ein Sachverhalt arrangiert werden (Die Bestandteile einer Zelle beschriften), eine genaue Perspektive eingefordert werden (eine These aus einem Text herausarbeiten) oder sogar – meist am Ende als Transfer angegeben – eine offene Frage gestellt werden (etwa wie das, was erarbeitet worden ist, beurteilt wird).

Arbeitsblätter sind medial limitiert. Zwar können Arbeitsblätter weiterverarbeitet werden – das ist beispielsweise bei einer Textlupe für die reziproke Textverbesserung der Fall. Aber das, was dort steht, steht dort für immer (außer die Schüler*innen nutzen Bleistift oder nicht-permanent haftende Stifte). Noch “problematischer”, wenn man es in diesem Zusammenhang so sehen kann, ist die Starrheit der Form. Die mag gerechtfertigt und didaktisch begründet sein, beinhaltet aber die Vornahme, dass es keine alternative Strategie gibt (Es gibt Kinder, die können auch ohne die 5-Schritt-Lesemethode sinnentnehmend lesen, müssten aber die sukzessive Erarbeitung dennoch “über sich ergehen” lassen).

Was Padlets leisten

Im Gegensatz zu vorgefertigten Arbeitsblättern sind Padlets zunächst einmal wiederverwendbare “leere Blätter”, in die die Handlungsaufforderung integriert werden kann – aber nicht muss. Ein Padlet kann gleichsam zu einem Arbeitsblatt umfunktioniert werden, wie es dem Schüler oder der Schülerin als eigenes Kooperations- und Archivmedium dienen kann. Auch Kombinationen sind möglich, wenn es beispielsweise ein Padlet gibt, in das die Links zu weiteren Padlets integriert werden.

Der Punkt ist: Alles, was mit einem Arbeitsblatt gemacht werden kann, kann auch mit einem Padlet gemacht werden. Aber nicht alles, was mit einem Padlet gemacht werden kann, kann mit einem Arbeitsblatt gemacht werden. Ein unschlagbarer Mehrwert.

Ein Arbeitsblatt in ein Padlet hochzuladen, wie es oft von Teilnehmer*innen in Webinaren erfragt wurde, wäre wie von seinem Pony zu steigen und zu versuchen, es in den neuen Porsche zu zwängen, anstatt sich selbst reinzusetzen.

Transformationen

Obwohl den meisten deutlich wird, dass die kollaborative Veränderbarkeit, die Möglichkeit, Kommentare zu schreiben, Verbindungen zu visualisieren oder Beiträge zu bewerten, eine große Veränderung – man muss sagen Verbesserung – darstellt, ist die Assimilation des Mediums zunächst einmal nicht einfach.

Aus diesem Grund kann man drei Schritte machen, um sich an die neue Situation zu gewöhnen:

  1. Eine 1:1-Übertragung

Wenn man viel mit Arbeitsblättern arbeitet, kann man deren Struktur sehr einfach in ein Padlet übertragen. Man kann die Fragen, die Anordnung und die Gliederung so übernehmen, dass am Ende eine digitale Kopie des Arbeitsblattes in Padlet abgebildet wird. Die Frage wäre: Warum sollte man das tun? Es ist, so könnte man sagen, ein wenig wie Fahrradfahren mit Stützrädern. Dafür muss man sich nicht schämen.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

2. Eine Erweiterung

Den meisten wird aber schon in der Übertragung klar, dass es sich anbietet, das Padlet zu erweitern. Anstelle einer einfachen Übertragung ist per Klick Raum für Rückfragen geschaffen. Oder es kann ein Kommentar geschrieben werden, der den Beitrag zusätzlich ergänzt.

3. Alternatives Arbeiten

Wenn man bei der routinierten Arbeit mit Padlets angekommen ist, braucht man nicht mehr an die Arbeitsblätter zu denken. Stattdessen sind Padlets Antworten auf die Frage, wie man gut lernen kann. Das kann sehr unterschiedlich sein.

Beispielsweise habe ich mich gefragt, wie wir in der 9.Klasse das Rezo-Video so bearbeiten können, dass wir wissen, auf welchen Zeitpunkt sich die Anmerkung oder Frage bezieht. Das Padlet, das im Präsenzunterricht besprochen wird, kann man sich hier anschauen.

Oder ich habe mich gefragt, wie man den manipulativen Dialog zwischen Mephisto und Faust am besten so abbilden kann, dass die verschiedenen Beispiele nebeneinander gestellt werden können. Dies wird in diesem Padlet geschehen.

Fazit

Es sollte klar geworden sein, dass es keinen Sinn ergibt, Arbeitsblätter in ein Padlet hochzuladen. Padlets sind die besseren Arbeitsblätter. Sie bieten verschiedene Möglichkeiten der Rekombination und sind so eine sehr sinnvolle Anschaffung für alle, die kollaborativ, kommunikativ und kreativ digital arbeiten wollen (Dies spricht für eine Schullizenz).

Wie viele verschiedene Möglichkeiten es gibt, hat Hauke Pölert hier gesammelt.

4 Kommentare

  1. Herr Blume
    Auf Meinem High School benutzen wir Padlet nicht. Das wundert mich. Ich sehe die Vorteile von Padlet. Ich glaube ich werde unserem Direktor daruber reden. Danke!
    Herr Logue

  2. […] Schon vor einigen Monaten hatte ich einen sehr vagen Gedanken: Inwiefern lassen sich digitale Plattformen und Tools eigentlich produktiv miteinander kombinieren? Darüber dachte ich vor allem deshalb immer wieder nach, weil Lehrende, die mit dem digitalen in Berührung kommen, dazu neigen, das Digitale quasi analog zu nutzen. Will sagen: Anstelle Padlets als multimediales Arbeitsblatt einzusetzen, fragen sie danach, wie man Arbeitsblätter in Padlets hochladen kann (das ist per se nichts „Schlimmes“, aber konterkariert natürlich das eigentliche Potenzial). […]

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