Bei der Unterrichtsvorbereitung kann man sich leicht verzetteln. Und anstatt dass man mehrere Stunden vorbereitet hat, erwischt man sich dabei, dass man an Details feilt, die die gesamte Zeitplanung über den Haufen schmeißen und im schlechtesten Fall für Nachtschichten sorgen. Dem kann man mit dem “Zwieback-Prinzip” entgehen. 

Ob es daran liegt, dass ich aus Hagen komme – der vor einigen Jahren noch für ihren Zwieback bekannten Stadt im Ruhrgebiet – oder früher häufig Zwieback gegessen habe, weiß ich nicht. Die Hauptsache ist: Zwieback eignet sich gut, um eine Art der Unterrichtsvorbereitung zu beschrieben, die ich seit einiger Zeit praktiziere.

Der wichtige Punkt daran ist jener, der auch bei Zwieback zutrifft: Obwohl dieser erst nach dem zweiten Backen gelagert werden kann und so schmeckt, wie wir alle den Geschmack von Zwieback kennen, ist er auch schon in seiner einfach gebackenen Form, als sogenannten “Einback” genießbar. Freilich schmeckt er dann noch nicht wie der fertige Zwieback, ist also eigentlich nicht nicht komplett fertig.

Dieses Prinzip lässt sich auf den Unterricht übertragen. Früher habe ich Unterricht streng chronologisch vorbereitet, was bedeutete, dass ich erst wenn die eine Stunde quasi perfekt fertig war, die nächste gestaltet habe. Das führte oftmals dazu, dass ich mich verzettelte. Entweder, weil zwar die eine Stunde perfekt war, aber eben die anderen noch nicht vorbereitet waren. Oder aber, weil ich so im Flow war, dass ich für ein Thema zwar Wochen im Voraus plante, aber die kommenden Stunden eben noch nicht in der Art und Weise vorbereitet hatte. Beides führt zu Stress oder einer Menge Arbeit.

Das Zwieback-Prinzip heißt, dass man die gesamte Woche so vorbereitet, dass man die Stunden ruhigen Gewissens halten könnte, dass aber in der Feinplanung noch Luft nach oben ist. Auf diese Weise hat man also eine Grundlage, die es einem erlaubt, dann nochmal ranzugehen, wenn man Lust, Motivation oder eine weitere Idee hat. Die es einem aber auf der anderen Seite auch erlaubt, es gut sein zu lassen, da man eben genug hat, um eine Stunde zu füllen, die vielleicht nicht eine Einser-Lehrprobe, aber eben eine angemessene Stunde werden kann (davon ab: auch jene Stunden können natürlich zu großartigen Stunden werden).

Die größte Herausforderung an diesem Prinzip ist es, dass man mit der Unabgeschlossenheit, die eine perfekte Stunde suggeriert, leben muss. Gerade für junge Lehrer, die gerade aus dem Referendariat kommen, ist das gar nicht so einfach. Sobald man aber geschafft hat, damit “klar zu kommen”, erleichtert das die gesamte Arbeit – vor allem, was den dauerhaft nagenden Kopf angeht.

Dies soll freilich nicht dazu führen, dass man jede Woche mit dem “Einback” zufrieden ist. Denn auch hier ist eine Parallele: Erst der Zwieback, also die wirklich tolle Stunde, die bis in alle Bestandteile perfekt ist, erlaubt eine Lagerung, will sagen: Erlaubt es, dass man später auf ihr aufbauen kann. Der Punkt an dem Zwieback-Prinzip ist aber eine Seelenruhe, die man als Lehrer*in sowieso selten hat, die aber so zumindest für den eigenen Unterricht sichergestellt werden kann.

Für mich ist eine solche doppelt geplante Stunde also nicht mehr, sondern vielmehr weniger Arbeit. Ich hoffe, dass dieser Impuls für den einen oder anderen eine Anregung für die zukünftige Unterrichtsplanung ist und freue mich über Kommentare, Anregungen und Fragen.

5 Kommentare

  1. Erstaunlich, dass neben der umfangreichen sehr anregenden Arbeit als “Netzlehrer” überhaupt noch Zeit für mehr als “schwellenüberschreitender Unterricht” (Unterrichtsplanung zwischen Öffnen und Schließen der Klassentür) gelingt.
    Da sind “Einbackstunden” gewiss schon eine sehr gut verdauliche Nahrung. Dann auch noch Zwieback zu produzieren, den man zusätzlich in Tüten als unverderbliche Nahrung in Reserve hat, alle Achtung!

  2. Witzig, das Prinzip praktiziere ich auch seit diesem Schuljahr (erste Vollzeitstelle nach dem Ref), aber ich hatte noch keinen Namen dafür. Danke dafür! 😄

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