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Wenn es um gute Vorsätze geht, bin ich selbst oft zweigespalten. Auf der einen Seite stelle ich in Frage, dass alles anders sein soll, nur weil der Kalender eine andere Zahl hat. Auf der anderen Seite habe ich sehr gute Erfahrungen mit kleinen Vorsätzen gemacht, die meinen Beruf betreffen. Zum Beispiel habe ich dieses Schuljahr schon von Beginn an zu meinem “Mut-Schuljahr” auserkoren und es bisher nicht bereut. An dieser Stelle sollen einige Impulse für mögliche Vorsätze erfolgen, die sich auf weite Sicht für dieses Jahr und das weitere Schuljahr lohnen. 

Eine Anmerkung

Eine Anmerkung aus meiner persönlichen Erfahrung erscheint wichtig: Man sollte sich nicht zu viel vornehmen. Mehr noch: Wenn ich mir etwas vornehme, dann ist es meist nur eine Sache für das gesamte Schuljahr. Das wäre nun natürlich spät, aber das Jahr bietet sich dafür an, einige Dinge zu überdenken. Nur damit der eine oder die andere ein Beispiel hat: Ich habe mir schon vorgenommen, präziser zu sein bei der Bearbeitung von Verwaltungsaufgaben, weil mich diese oft so nerven, dass ich kleinere Fehler mache, die alles unnötig in die Länge ziehen. Oder ich habe mir vorgenommen, gelassener zu werden im Umgang mit schwierigen Situationen. Dies bezog sich jeweils auf ein Jahr mit der Hoffnung, dass sich daraus eine andere Praxis entwickelt, in der bestimmte Verhaltensweisen dann unhinterfragt so weitergeführt werden. Bisher habe ich sehr gute Erfahrungen damit gemacht, kleine Vorsätze zu machen und diese dann schrittweise umzusetzen, so dass man am Ende eine positive Wirkung hat, die durchaus das Potenzial zu grundlegenden Veränderungen hat.

Arbeitsfelder

  1. Ordnung schaffen: Was Ordnung angeht, sind Menschen verschieden. Ich kann erst richtig gut arbeiten, wenn alles blitzblank ist und ich keine Ablenkung durch Stapel von Papier oder anderen Dingen habe. Dennoch denke ich, dass Ordnung auch für viele andere gut sein kann. Mit einem guten System schafft man sich Freiraum und Freiheit und vor allen Dingen bekommt man nach einiger Zeit der Umstellung Zeit für wichtigere Dinge. Für mich ein sehr guter Vorsatz.
  2. Schülerzentrierter Unterricht: Der Unterricht selbst ist natürlich einer der wichtigsten Aspekte für jede Lehrperson. Und jeder weiß auch, dass er dann am besten funktioniert, wenn man nicht wie ein Dirigent vorne stehen muss, sondern die Schüler*innen ins Arbeiten kommen. Dennoch bleibt es ein ewiger Vorsatz, denn die Gefahr besteht immer wieder, zurück in eine Instruktionshaltung zu kommen, die sich zwar gut anfühlt, bei der aber viele nichts mitbekommen, weil sie passiv sein können. Man kann versuchen, den Unterricht noch stärker auf die Bedürfnisse und Interessen der Schülerinnen und Schüler auszurichten, um ihr Lernen effektiver und motivierender zu gestalten.
  3. Kontinuierliche Weiterbildung: Gerade in Zeiten von ChatGPT und den ungeheuren Implikationen für die Schule ist es definitiv ein guter Vorsatz, sich konsequent weiterzubilden. Natürlich nicht nur im Bereich der künstlichen Intelligenz, sondern auch was die vielen weiteren Themen angeht, die dieses und die kommenden Jahre relevant sind und werden: Rassismus, Demokratieerziehung, Nahostkonflikt, aber natürlich auch Dauerbrenner im Bereich Beziehungspflege oder Selbstfürsorge lassen sich da erwähnen. Man kann sich das Ziel setzen, sich regelmäßig fortzubilden, sei es durch Kurse, Workshops oder das Lesen pädagogischer Literatur, um die Unterrichtsfähigkeiten kontinuierlich zu verbessern.
  4. Bessere Kommunikation mit Eltern: Kommunikation lebt nicht selten davon, dass man erst einmal nicht kommuniziert und ein wenig Zeit verstreichen lässt, bevor man reagiert. Das ist vor allem in Bezug auf die Kommunikation mit den Eltern wichtig, damit man es schafft, eine gemeinsame Basis zu schaffen. Elternarbeit kann natürlich auf vielfältige Weise professionalisiert werden. Man kann anstreben, eine offene und konstruktive Kommunikation mit den Eltern der Schülerinnen und Schüler aufzubauen, um gemeinsam an der Entwicklung der Kinder zu arbeiten.
  5. Gesunde Work-Life-Balance: Wohl der schwierigste Punkt, aber ein definitiv guter Vorsatz. Man kann sich vornehmen, die Arbeitsbelastung besser zu managen und genug Zeit für Erholung und Freizeitaktivitäten einzuplanen, um Burnout zu vermeiden. Ein für mich wichtiger Schritt war es, das Zwieback-Prinzip für die Unterrichtsplanung zu entwickeln, das es ermöglicht, dass man so plant, dass man im Notfall Zeit für sich nutzen kann.
  6. Diversität und Inklusion: Obwohl allenthalben von Diversität und Inklusion gesprochen wird, sind beide Bereiche in vielen Schulen noch nicht vollständig ausgebaut. Aber selbst wenn es keine entsprechende Schulentwicklung gibt (was definitiv im jähre 2024 nachgeholt werden sollte), kann man es sich zur eigenen Aufgabe machen, hier anzusetzen. Man kann sich dazu verpflichten, eine inklusive Unterrichtsumgebung zu schaffen und sicherzustellen, dass alle Schülerinnen und Schüler die gleichen Chancen haben, erfolgreich zu sein, unabhängig von ihren Hintergründen.
  7. Feedback nutzen: Längst ist klar, dass Feedback ein essentieller Bestandteil guten Unterrichts ist. Aber auch andersherum kann Feedback Wunder wirken. Man kann konstruktives Feedback von Schülern, Kollegen und Vorgesetzten nutzen, um den Unterricht und die pädagogischen Fähigkeiten kontinuierlich zu verbessern. Dabei ist es extrem wichtig, sich von den unguten Gefühlen zu verabschieden, die man vielleicht durch die Kritik der Fachleiter*innen im Referendariat bekommen hat, und sich frei von Verletzungen zu machen. Eine Person ist nicht der Aspekt, der kritisiert wird. Das müssen die Schüler*innen irgendwann lernen und die Lehrkräfte mit ihnen.
  8. Technologie integrieren: Dadurch, dass die Entwicklungen der Digitalität so schnell gehen, resignieren nicht wenige, weil sie denken, dass sie sowieso nicht alles aufholen könnten. Auf diese Weise geht es natürlich gar nicht voran. Man kann es sich also als Vorsatz vornehmen, mit einer Kleinigkeit anzufangen, und wenn es nur die Arbeit mit einem Etherpad ist. Sobald das eine normalisiert ist, kann man den nächsten kleinen Schritt tun. So kann man lernen, moderne Technologien und digitale Werkzeuge effektiv in den Unterricht zu integrieren, um das Lernen der Schülerinnen und Schüler zu fördern.
  9. Eigene Ziele setzen: Oftmals läuft das Jahr so dahin und man fühlt sich als passiver Protagonist in einem großen System, das man nicht beeinflussen kann. Sich eigene Ziele zu setzen, die man mit kleinen Schritten, aber kontinuierlich umsetzt, kann eine sehr gute Möglichkeit sein, wieder zum aktiven Protagonisten zu werden. Man kann klare berufliche Ziele definieren und einen Plan entwickeln, um diese im Laufe des Jahres zu erreichen, sei es in Bezug auf den Unterricht, die berufliche Entwicklung oder die Zusammenarbeit mit anderen Lehrkräften. Das kann die Bereiche betreffen, die hier angegeben sind, aber eben auch ganz andere. Das Wichtige ist, dass man ins Tun kommt und sich aus der Passivität befreit.
  10. Selbstreflexion: Selbstreflexion ist eine wichtige Dimension in der professionellen Weiterentwicklung. Man kann sich Zeit nehmen, um regelmäßig über den Unterricht und die pädagogische Praxis nachzudenken. Man kann Stärken und Schwächen identifizieren und Strategien zur Verbesserung entwickeln. Das alles fällt nicht vom Himmel, weshalb ich an dieser Stelle schamlose Eigenwerbung betreibe: Eine Möglichkeit, sich selbst zu reflektieren, ist es beispielsweise den Podcast “Die Schule brennt” zu hören. Und das sage nicht ich, sondern dies ist eine Rückmeldung von vielen Hörer*innen, die immer wieder auf Themen gestoßen werden und auf Blickwinkel von Gästen, die sie ihre Praxis erweitern lassen. Dies kann dann der erste Schritt zu einer gelungenen Selbstreflexion sein.

Ich hoffe sehr, dass einige der Impulse etwas für euch sind und ich freue mich über Ergänzungen. Einen guten Start ins neue Jahr!

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