REFERENDARIAT: Diese 10 Charaktereigenschaften braucht jede*r Referendar*in

Bob Blume
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28. Mai 2018
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Mit Charaktereigenschaften ist es immer so eine Sache: Sie lassen sich nicht oder schwer verallgemeinern. Auf der anderen Seite mag es auch nicht verwundern, dass es bestimmte Charaktereigenschaften gibt, die in einem Beruf besonders nützlich, wenn nicht gar unerlässlich sind. Und jeder, der einmal Schüler war, kann sich zumindest an einen Lehrer oder eine Lehrerin erinnern, die besser einen anderen Job ergriffen hätte. Am besten einen ohne Menschen. Diese kleine Liste beinhaltet 10 Charaktereigenschaften, ohne die es in dem Beruf Lehrer schwierig wird. 

Wertschätzendes Verhalten 

Wertschätzendes Verhalten überhaupt anzubringen, ist eigentlich unverständlich, sollte es doch selbstverständlich sein. Dabei geht es nicht nur um alle am Schulleben Beteiligten, sondern auch darüber hinaus. Wertschätzendes Verhalten meint, dass man das, was das Gegenüber tut, nicht abwertet oder schlicht negativ sieht. Es bedeutet, dass man versucht, das Gute zu sehen, auch wenn es schwer fällt. Das Schöne an dieser Art des Verhaltens ist es, dass es oftmals zurückgegeben wird. Und es gibt nicht, was man in diesem anstrengenden Beruf mehr braucht als Wertschätzung für das eigene Handeln. 

Offenheit 

Offenheit bezieht sich vor allem auf die Schülerinnen und Schüler, ihre Bedürfnisse, Wünsche und Ängste. Das bedeutet freilich nicht, dass man "nach deren Pfeife tanzen" muss. Aber es bedeutet, dass man sich Ideen nicht verschließt. Gerade in einer Zeit, in der die technische Entwicklung beängstigende Formen annimmt, bedeutet Offenheit auch, nachzufragen, was die Technik, was die Plattformen bewirken, diese in den Unterricht einzubeziehen und selbst auszuprobieren. Als Lehrer offen zu sein bedeutet also vor allem, Lerner zu bleiben.

Interesse 

Interesse und Offenheit gehen Hand in Hand. Interesse meint, neben dem unerlässlichen Interesse dafür, was die Schülerinnen und Schüler bewegt, aber auch Interesse für das eigene Fach, neue Entwicklungen, Moden und Ansätze. Auch wenn man diese ablehnt oder kritisiert. Es gibt nichts demotivierendes als einen Lehrer, der sein eigenes Fach nicht mag. Schülerinnen und Schüler kann man nur begeistern, wenn man selbst begeistert ist. Wenn man es nicht ist, sollte man sich überlegen, wie man es wieder wird. Oder die Konsequenzen ziehen. 

Kritikfähigkeit 

Leider ist es im Lehrerberuf nicht anders als bei vielen anderen Berufen. Wenn alles klappt, sagt keiner (oder wenige) etwas. Wenn etwas nicht klappt, werden die Kritikkeulen ausgepackt. Wenn man Pech hat von allen Seiten. Dabei ist es unerlässlich, diese Kritik zweifach zu verpacken. Erstens als das, was sie ist: Als eine Rückmeldung, die einen Bereich des eigenen professionellen Handelns betrifft, und eben nicht den ganzen Menschen. Und, so abgedroschen es klingen mag, als eine Chance, sich in genau diesem Bereich zu verbessern. Macht man zu und lässt Kritik nicht zu oder nimmt alles persönlich, kann das schnell zu Problemen führen. Und zwar im und außerhalb des Berufs. 

Idealismus 

Idealismus bedeutet in dem Fall, daran zu glauben, dass sich etwas ändern, dass es besser werden kann. Dass sich die Stimmung im Kollegium ändert, dass der schwierige Schüler irgendwann die Kurve kriegt, dass man selbst irgendwann das Chaos in den Griff bekommt. Nicht alles wird auch tatsächlich eintreten. Aber das Gegenteil vom Idealisten ist leider nicht der Realist, sondern meistens der Zyniker. Und Kinder und Jugendliche brauchen keine Zyniker, die ihnen sagen, dass sowieso alles verloren, sie nichts wert und alles umsonst ist. Sondern Menschen, die sie darin bestärken, ihren Weg zu gehen, auch wenn sie gerade mit ganz anderen Dingen beschäftigt sind. 

Verantwortungsbewusstsein 

Verantwortungsbewusstsein braucht man natürlich für die Schüler, die in der Obhut sind. Aber man braucht es auch noch für etwas anderes: Für einen selbst. Die Schule und das Umfeld macht es allen, die die Verantwortung für das eigene Handeln nicht wahrnehmen wollen, einfach. Und damit sind auch und vor allem die Lehrer gemeint. Oder schon die Referendare. Klar gibt es Umstände, die unglücklich sind. Aber wer immer und überall die Schuld bei anderen sucht und nicht fragt, was er selbst zu einer schwierigen Situation beigetragen hat, für den ist die Schule nicht das Richtige. 

Durchhaltevermögen 

Manchmal brauchen Entwicklungen Zeit. Lehrer sein ist ganz viel Tagesgeschäft mit ganz viel Wochen- und Monatsgeschäft. Und das alles auf einmal. Vor allem aber kann es sehr anstrengend sein, den Schreibtisch vor lauter Klassenarbeiten nicht mehr zu sehen. Und ist der eine Stapel geschafft, folgt der nächste. Viele Arbeitnehmer kennen es, wie es ist, eine langweilige und langwierige Aufgabe zu erledigen, die rein gar nichts mit der eigenen Verwirklichung zu tun hat. Auch als Lehrer braucht man da eine Menge Durchhaltevermögen. 

Durchsetzungsvermögen 

Hier steht nicht Autorität, auch wenn man es hinschreiben hätte können. Es bedeutet lediglich, dass man es schafft, Schülerinnen und Schüler zu überzeugen, sich so zu verhalten, dass eigenes Lernen möglich ist. Wenn man dies nicht hat (wir können es auch Strenge nennen), wird es mitunter schwer. Nicht bei allen Klassen, aber bei einigen. Und wenn eine Klasse ersteinmal bemerkt hat, dass da jemand ist, der die gemeinsamen Ziele nicht durchsetzen kann, dann wir es selbst dann schwer, wenn die Ziele selbstverantwortlich erarbeitet werden. 

Teamfähigkeit 

„Lehrer sind Einzelkämpfer“. So steht es geschrieben, so muss es stimmen. In der Tat gibt es viele Kolleginnen und Kollegen, die eine ganz bestimmte Auffassung davon haben, wie Unterricht zu funktionieren hat. Das ist auch nicht schlimm, nur: Je mehr man gemeinsam macht, je mehr man sich abspricht, je mehr man sich hilft, desto mehr profitiert jeder einzelne. Von Materialien, von gemeinsam festgelegten Standards, von Absprachen. Nicht jeder Lehrer muss jede Stunde absprechen. Aber sich gegenseitig zu helfen, sollte in jedem Lehrerzimmer der Standard sein. 

Fähigkeit zum Müßiggang 

Selbst nach ein paar Jahren im Beruf ist es für viele schwierig, nicht daran zu denken, was als nächstes getan werden muss. Deshalb ist es unglaublich wichtig, nichts tun zu können. Noch nicht mal, Blogartikel zu schreiben. Insofern...

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Schlussbemerkung: Wie jeder Artikel ist auch dieser gefärbt von den persönlichen Ansichten und Erfahrungen des Autors. Mit Sicherheit gibt es Referendare und Lehrer, die mit anderen Charaktereigenschaften das Berufsleben meistern.

Wegweiser Referendariat

Dieser Beitrag ist Teil des Buches „Wegweiser Referendariat“, in dem alle wichtigen Blogartikel zum Referendariat vollständig überarbeitet, erweitert und angepasst in einem handlichen Buch auf 200 Seiten gesammelt sind.

Der Lehrer und Schulleiter Jan-Martin Klinge urteilt über das Buch: „Es ist ganz einfach: Wenn Sie dieses Buch lesen, werden Sie ein besserer Lehrer“.

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