„Werden wir diesen Abend jemals vergessen?“, fragte sie wie in die Nacht hinein, deren tiefes Schwarz nur vom dunklen Grün des über ihnen thronenden Baumes unterbrochen wurde. Er wartete eine Weile zu lange, bevor er die Antwort gab, die nicht nötig gewesen wäre. „Jemals“, dozierte er, „ist ein großes Wort. Keiner kann…“ Er sprach nicht mehr weiter; er wollte die Stimmung nicht zerstören, nicht jetzt.

„Weißt du“, sagte sie nun in seine Richtung, „manchmal ist es besser, wenn man nicht so viel zu wissen glaubt. Erfahrungen behindern die Hoffnung auf Überraschungen.“ Er nickte unmerklich und strich mit seinen Händen über das dicke Gras. Nach diesem Tag voller unverständlichen Wisperns über das, was der eine und die andere über Liebe dachte, dicken Schweißtropfen auf dem Weg zur Lichtung, einem ausgedehnten Picknick mit Früchten und geschmierten Broten auf einer zu kleinen Decke – nach diesem Tag war der Abend nicht als Ende geplant worden. „Jemals“ wiederholte sie, dieses Mal weder in die Nacht noch zu ihm. Er versuchte, seine Hand über ihre zu streichen, zog aber im letzten Moment zurück. Eine Unsicherheit hatte Besitz von ihm ergriffen, obwohl er selbst wusste, dass es nur die Kälte war, die langsam unter ihre Kleidung kroch.

„Wir können nochmal hier her kommen“, sagte er, als wolle er sich selbst beschwichtigen.

„Nein“, sagte sie und lächelte.

Viele Jahre später ging er den Weg zur Lichtung; nichts kam ihm bekannt vor und er fühlte sich unsicher. Kam zum Baum. Setzte sich. Versuchte irgendein Gefühl heraufzubeschwören. Es war weg. Nur eine Traurigkeit blieb wie an einen verstorbenen Bekannten. „Jemals“, hauchte er in die Luft und kam sich lächerlich vor.

Irgendwo anders lachte eine Frau ein lautes, unbeschwertes Lachen. Sie dachte nie wieder an diese eine Nacht unter dem Baum. Sie hatte ihn vergessen.

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