METABLOG: Bloggen: Mein eigener Lärm

Bob Blume
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30. Juli 2016
3 Kommentare
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Die sehr geschätzte Frau X. will wissen, warum einige von uns noch bloggen und dazu einige Einschätzungen hören. Meine kurze Antwort.

Bis ungefähr 18 habe ich so viel geschrieben, dass ich immer noch einen riesigen Stapel an Liedern, Gedichten, Gedanken, Raps und vielem mehr in einer großen Kladde im Zimmer rumfliegen habe. Wahrscheinlich wird dies keiner jemals  sehen außer ich. Damals sagte ich, dass es mir auch egal wäre. Ich weiß nicht mehr, ob das stimmt. Dann fing ich an zu bloggen und bis ein im Netz bekannter Journalist mich frontal angriff, störte das auch keinen. Aber plötzlich bekam ich Aufmerksamkeit. Das war toll! Irgendwie hatte ich das Gefühl, dass ich wichtig war. Vielleicht war das die erste Phase.

Ich versuchte es so zu machen, wie die Blogger, die allgegenwärtig sind. Auf jeden Zug aufspringen. Aber das ging nicht lange gut. Dazu interessiert mich zu wenig. Oder besser: Ich will mich nicht in eine bestimmte Ecke zwängen. Ich werde keine Preise gewinnen, weil ich nicht nur über Bildung, nicht nur über das eine oder das andere bloggen will. Die Artikel, die mir am meisten am Herzen liegen, nämlich die, die ich als Literatur bezeichnen würde, wenn ich denn so gut schreiben könnte, wie ich gerne würde, lesen niemals viele Leute. Das zu erkennen war vielleicht meine zweite Phase.

Mittlerweile blogge ich wieder, wann ich will. Vielleicht ist das meine dritte Phase. Ohne Leitlinien. Ich hasse Leitlinien. Ich hasse Pläne beim Bloggen oder Leute, die meinen zu wissen, wann man wie bloggen kann. Ich blogge, weil ich die Schnauze nicht halten kann. Das war’s. Das Gefühl, dass 20.000 Leute an drei Tagen einen Eintrag lesen, ist toll, aber heraufbeschwören kann ich es sowieso nicht. Deshalb verlinke ich auch viel weniger eigene Artikel als früher. Vielleicht kann man mein jetziges Bloggen mit der Straßenmusik vergleichen, die ich über Jahre machte. Mal gingen Leute vorbei, mal lächelten sie kurz, mal blieben sie stehen oder gaben Geld. Natürlich macht es mehr Spaß, wenn jemand stehen bleibt, aber maßgeblich ist das nicht.

Frau X. schreibt:

Warum also weiterbloggen, wenn man selbst befürchtet, dass die eigenen Beiträge vielleicht einfach nur Lärm sind, und wenn diejenigen, die man selbst großartig findet, unbemerkt bleiben?

Meine Antwort darauf ist einfach: Weil ich gar nicht anders kann. Mehr als jede rationale Antwort ist es vielleicht auch eine Typfrage. Und wenn meine Beiträge hundert Mal Lärm sind, sie sind mein Lärm. Meine Worte. Meine Gedanken. Was gibt mir Bloggen? Ich lasse mich danach in Ruhe. Das, was auf der Seele brennt, brennt als Lärm im Äther. Fertig! Was ich anderen zu geben habe, weiß ich nicht. Manchmal schreibt ein Leser, dass er genau das sagen wollte. Oder dass ich eine neue Perspektive gegeben habe. Das ist toll. Schreibt keiner was, macht nichts. Dann habe ich meinen Frieden.

Über die letzten Monate ist mir noch etwas anderes aufgefallen. Ich interessiere mich nicht mehr für den Austausch. Dafür habe ich keine Zeit. Früher habe ich viel kommentiert, hatte dann aber das Gefühl, dass die Kommentare irgendwo im Jenseits verschwanden. Das brauche ich nicht. Ich beantworte eigene Kommentare, das war’s. Lustiger Weise lese ich auch wenig Blogs. Ab und an mal, aber wenig regelmäßig. Wenn ich den eigenen Text so lese, muss ich sagen:  Vielleicht bin ich ein sehr egoistischer Blogger. Ich mache es für mich und freue mich, wenn es den anderen gefällt. Wenn nicht, dann habe ich einfach nur Lärm gemacht. Aber meinen eigenen.

3 comments on “METABLOG: Bloggen: Mein eigener Lärm”

  1. Zwischendurch lese ich immer mal einen Ihrer Blogs. Und ich mag sie meistens. Jetzt habe ich dazu viel Zeit, da ich nach einer schweren OP an Spitalbett gefesselt bin.
    Machen Sie weiter so.
    Und danke.

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