Viele Menschen nutzen Twitter für Spezielles. Einige Spezielle für Vieles. Ich gehöre zu letztgenannten.
Es gibt so viele Arten, Twitter zu nutzen, wie es Menschen gibt. Wahrscheinlich könnte man, wenn man wollte, eine Liste machen: Der Emo-Twitterer, die Vernetzte, der Link-Sammler, die Retweeterin (ja, @kulturbolschewi, du bist gemeint) und viele mehr.
Seitdem ich auf der Re:publica 2015 war (und zwar nur dadurch, dass ich über Follower wie @sinnundverstand überhaupt an Tickets gekommen war), ist mein Enthusiasmus nochmals gestiegen. Schon beim Aussteigen aus der Bahn eröffnete mir eine mir bis dato unbekannte Person, dass sie mit ihrer Tochter herzhaft über diesen Tweet gelacht hatte:
Für mich war das seltsam, weil man zwar an den Favoriten und Retweets sieht, dass die Tweets irgendwo ankommen. Wo und bei wem sie ankommen, bleibt aber (oftmals) ein Geheimnis.
Nun konnte ich viele Leute kennenlernen, bei denen ich merkte, dass ich sie schon kennengelernt hatte. Klingt komisch, ist aber so. So bei @bruecken_schlag – die Pferde waren schon gestohlen. Eine wunderbare Erfahrung. Ich traf aber auch diejenigen, die mir mitteilten, dass sie mehr nicht mehr folgten. Ich rausche zu viel. Das heißt, zu viel Redundanz in Form von Aphorismen, die während vielem, was ich mache, meine Synapsen durchfluten.
Anderen geht es da anders:
Der wunderbare Kollege @herr_mess, den ich auch (leider nur kurz) in München auf einen Kaffee treffen konnte (ich lade dich das nächste Mal ein) und die liebe @lacknere haben eine ganz andere Meinung.
Elke Lackner sagte mir sogar, als wir uns in Krems bei den #edudays von @gerhardmb trafen, dass sie manchmal im Bus sitze und lauthals über Tweets lache, von denen anderen denken, dass ihr Urheber verrückt sein müsse – was ja auch irgendwie zutrifft (was sie übrigens nicht davon abhielt, weitere Projekte mit mir zu planen) Andere Twitterer, die nicht aus dem Bildungsbereich kommen, bestärken zusätzlich die Art meiner Nutzung.
Natürlich mag ich auch die professionelle Arbeit, die mich mit Menschen wie @herrlarbig oder @tastenspieler (den Gründern des #edchatde) zusammengebracht haben. Sie wissen schon, dass der Schalk bei mir einen chronischen Wirt gefunden hat. Und selbst Freundschaften können über dieses (was auch immer: Kurznachrichtendienst? Aphorismenmaschine? Linkverteiler? Personal Learning Network?) entstehen.
Trotzdem fragte ich mich – einmal mehr wegen derer, die mir (was ich klasse finde) wahrheitsgemäß mitteilten, dass sie durch die Frequenz und Art der nicht-professionellen Nutzung nicht mehr folgten – ob ich mich nicht doch in eine Schublade stecken sollte.
Der Lehrer
Der Wortspieler
Der Linkverteiler
Ist vielleicht auch praktischer, wenn man bedenkt, dass der Blog, den ich führe, oftmals Texte beinhaltet, die den Lehrerberuf oder digitale Lebenswelten reflektieren. Und literarische Texte. Und Videos. Und Lyrik. Und Politisches. Und Wortwitze. Und Unterrichtsmodelle. Und Theaterstücke. Und Berichte.
Merkta selber, ne?
Und irgendwie bin ich zu der Empfindung gekommen, die man hat, wenn man aufwacht und die Sonne an einem Wochenendtag scheint: Wenn es so ist, wie ich bei dem Vortrag in Krems sagte, dass „das Digitale“ eben nicht ein Gegensatz zu „dem Analogen“ ist, sondern eine ständige Erweiterung der Lebensbereiche und Identität, dann kann ich auch auf Twitter nicht nur eine Hälfte von dem sein, der ich bin. Denn das hieße, das auszuschließen, was mich ausmacht. Und das ist neben professionellen Gedanken zur Bildung, zu Politik und Gesellschaft eben auch der Mensch, den die Sprache so fasziniert und der diese so liebt, dass er ständig mit ihr zu tanzen versucht. Das ist mein Beruf. Aber auch meine Leidenschaft.
Und wer mir folgt, der muss damit entweder klar kommen oder eben gehen.
Jeder hat sein eigenes Twitter. Das ist meins.
Fotos wie immer vom famosen @t_clemens