In zahlreichen Lehrergruppen können sich Lehrerinnen und Lehrer über den Unterricht austauschen, sich über Materialien informieren und über das Pro- und Contra von didaktischen Theorien reden. Eine wunderbare Sache also, dieses Social Media. Nicht ganz: Denn in vielen Gruppen ist das Hauptziel, eigenes Denken zu vermeiden.
Ich kann mir schon vorstellen, wie es für diejenigen ist, die ihre Fürbitte in den Äther hauen, wenn der Mensch mit dem lustigen Namen, also ich, mal wieder einen bösen Kommentar unter das Anliegen haut. Da platzt schon mal der Kragen? Warum? Es sollte doch möglich sein, nach etwas zu fragen, was man nicht genau weiß, oder nicht?
Sicherlich. Interessant wird es aber dann, wenn entweder die Mühe gespart wird, überhaupt die genaue Angabe zu machen, was man eigentlich will oder wenn einfach nach kompletten Einheiten gefragt wird. Auch wenn es mir zusehends schwer fällt nachzuvollziehen, wie man den Unterschied zwischen betteln und einem kooperativen Austausch nicht erkennen kann, hier eine kleine Unterscheidung.
Kooperation
Das Internet bietet zahlreiche Möglichkeiten der Zusammenarbeit, sowohl zwischen Schüler_Innen als auch zwischen Lehrpersonen. Wer meinen Twitter-Account oder den Blog ein wenig verfolgt, weiß, dass ich der letzte bin, der etwas gegen Kooperation hat. Im Gegenteil: Kooperatives Arbeiten ist eine riesige Möglichkeit, eben weil der Standort keine Rolle mehr spielt. Man kann über Twitter kurze Diskussionen führen, die bis in eine Zusammenarbeit im realen Leben münden. Man kann sein Exposé von seinen Followern besprechen und sich Anregungen geben lassen und vieles weitere mehr. Kooperation bedeutet in diesem Falle aber, dass man genau so viel gibt wie nimmt. Zur Verfügung steht. Zum Teilgeber wird.
Beispiel für eine gelungene Anfrage. Zeit, Ort und Vorkenntnisse sind genannt. Es ist klar, worum es geht.
Betteln
Man bettelt.
Beispiel für eine Anfrage ohne Zeit, Ort und Vorkenntnisse. Es geht nur ums Abgreifen.
Da jetzt der Unterschied klar geworden sein sollte, eine kurze Abhandlung zu dem Thema: „Was erlaube Strunz!“
Bin ich etwa ein so erfahrener oder schlimmer sich selbst für perfekt haltender Lehrer, dass er die Arroganz und Ignoranz besitzt, alle auf ihre Fehler hinzuweisen? Nein, das bin ich nicht.
Ich mache Fehler und ich versuche, diese zu reflektieren, denn nur so wird man in einem Job besser, dessen Anforderungen zunehmend schwieriger werden. Und doch: Ich glaube daran, dass man als Lehrperson die Pflicht hat, Schüler_Innen und Schüler auf ein Lernen des Heute hinzuweisen.
Und wer, bitte, gibt mir das Recht, dies zu tun, wenn ich während meiner Zeit als angehende/r Lehrer_In zu meinem Unterricht gekommen bin, indem ich nichts anderes gemacht habe als Entwürfe abzugreifen?
Wer gibt mir das Recht zu sagen: Du hast leider eine schlechte GFS, da du aus dem Internet kopiert hast? Oder: Wie ich sehe, hast du das Thema leider nicht durchdrungen.
Will der Herr Moralapostel also nun eine Liste machen, in der er erklärt, was gut und schlecht ist? Nein, eigentlich nicht. Denn ich denke, es sollte klar sein, ob es ein Unterschied ist nach einem Einstieg oder einem Impuls zu fragen oder eben nach einer kompletten Einheit, einem Entwurf oder eben einer kompletten Lehrprobe.
Vielleicht aber auch nicht.
Dann habe ich immerhin die Schadenfreude zu wissen, dass man mit dieser Einstellung kein besonders guter Lehrer werden wird. Nur die Schüler_Innen tun mir leid. Sehr leid. Und während dieser Zeit werde ich ab und zu mal einen Hinweis einstreuen, so dass vielleicht mal der Kragen platzt.
Es ist ein Kampf gegen Windmühlen. Aber ein lohnender.