Wie der bekannte deutschsprachige Medienexperte Philippe Wampfler mich in unschuldig anmutenden Posts diskreditiert und dafür sorgt, dass ich in der Filterblase verächtlich gemacht werde. Eine Einordnung.

Streisand und Grenzen

Der Streisand-Effekt bezeichnet grob jenen Effekt, der passiert, wenn der Versuch, eine Information zu unterdrücken, ins Gegenteil umschlägt. Wenn also eine Reaktion erst die größere Aufmerksamkeit auf sich zieht als die Aktion. Aus diesem Grund habe ich eine Nacht darüber schlafen müssen, ob ich auf die Twitter-Posts von Philippe und seinen Freunden eingehe. Ich reagiere aus zwei Gründen. Zum einen sehe ich eine Grenze überschritten, die bis hinein in eine Rufschädigung reicht. Zum anderen leidet meine Familie darunter, wenn solcherlei Bloßstellungen mich treffen. Ein weiterer Grund übrigens, eine Reaktion zu unterlassen: „Getroffene Hunde bellen“. Ich bin in der Tat getroffen, befremdet und ich schäme mich auch für das, was einige bekannte Edu-Experten hier abgelassen haben.

Auf Twitter-Posts von Philippe reagiere ich schon lange nicht mehr. In diesem Fall tue ich es, weil ich mich als Zielscheibe anonymer Anwürfe sehe. Ich möchte an dieser Stelle den Post und dessen Reaktionen aus meiner Sicht schildern und so allen Unbeteiligten die Möglichkeit geben, sich ein eigenes Bild zu machen. Gerne würde ich schreiben, dass dies ein Gesprächsangebot an jene ist, die sich Transparenz und Kommunikation ans Revers heften. Aber wäre Wampfler und Co. an Gespräch und Austausch gelegen, hätte sich jemand bei mir melden können. Dies ist nicht der Fall gewesen. Mir ist es wichtig zu betonen, dass ich die Beteiligten für schlaue Menschen halte, die in ihrem Gebiet viel erreicht haben.

Der Post – Analyse und Strategie

Worum geht es also. Philippe Wampfler postete am 15. August folgenden Tweet, der sich auf einen Insta-Post von mir bezieht:

Hier der Original-Post:

 

Sieh dir diesen Beitrag auf Instagram an

 

Betreff: Beratung und Unterstützung ?? Ihr Lieben. Ich möchte gerne nochmal zwei persönliche Dinge sagen. Zum einen zur Unterstützung dieses Kanals zum anderen zum Thema Beratung. ? Immer wieder schreiben mir Menschen, wie sehr mein Blog, Videos oder Posts sie weitergebracht, unterstützt oder ihnen geholfen haben. Das freut mich sehr. Gleichzeitig die Community dieses Kanals aber sehr ruhig, kommentiert wenig und gibt wenige Herzen. Das ist nicht schlimm, aber dennoch: Wenn ihr mich mit wenig Aufwand unterstützen wollt, dann schenkt mir ein Herz oder einen Kommentar. ❤️? Oder macht bei den Aktionen mit, in denen ihr posten könnt. Auf diese Weise werde ich hoffentlich irgendwann in der Lage sein, mithilfe des Slides noch mehr Möglichkeiten für alle zu bieten (ab 10k). Ich würde mich wahnsinnig freuen, wenn ihr dabei seid. Oder wenn ihr mir schreibt, was ihr euch wünscht. ? Zu einer anderen Sache: Ich werde immer wieder angeschrieben, ob ich weiterhelfen kann bei Besuchen und Lehrproben etc. Zwar schreibe ich manchmal kurz zurück oder schicke einen Link. Aber eine intensive Beratung kann ich nicht einfach nebenbei machen. Ich bereite diese vor und nach und bespreche intensiv persönliche, methodische, didaktische und institutionelle Aspekte. Aus diesem Grund sind diese Beratungen nicht kostenfrei. Falls ihr mehr darüber wissen wollt, dann schreibt mir eine PN. Ich hoffe, das ist nachvollziehbar. Für mich sind die vielen Anfragen sonst nicht zu handeln. ? Schön, dass ihr dabei seid! ? Euer Netzlehrer ??????? # Nutze meinen #netzlehrer für gegenseitigen Support ♥️ #supportistkeinmord #instalehrerzimmer #instalehrer #instalehrermap #lehrerblog #lehramstudium #lehramt #referendariat #vernetzung #instateacher #zeitgemäßebildung #digitalebildung #netzlehrer

Ein Beitrag geteilt von Netzlehrer (@netzlehrer) am

Da ich Wampfler seit einem Eklat, den ich hier nicht weiter aufrollen möchte, nicht mehr folge, wurde ich nur durch eine Mention auf ihn aufmerksam. Dies entbehrt nicht einer gewissen Ironie, musste ich doch mit Wampfler über Jahre darüber diskutieren, dass Non-Mentions aus seiner Sicht problematisch seien.

Was bedeutet das?

In dem 8 Monate alten (!) Post auf Instagram, der in dem typischen Duktus gehalten ist (Du-Ansprache, Emojis, Hashtags etc.), weise ich die Follower darauf hin, dass deren Engagement für mehr Sichtbarkeit sorgt. Damals versuchte ich, 10.000 Follower zu generieren, um die Möglichkeit zu erhalten, in der Story Blogbeiträge zu verlinken – eine schöne und gewinnbringende Möglichkeit, neue Beiträge schnell zu erreichen. Man mag eine solche Bitte für anbiedernd, like-geil oder sonst was halten; der Grund für den Wunsch wird von mir klar benannt.

Der eigentliche Stein des Anstoßes ist indes meine Erklärung, dass ich für eine professionelle Beratung von Referendar*innen ein Honorar nehme (Die Beratungshonorare sowie die Honorare für meine Keynotes und Workshops sind selbstverständlich auf dem Blog zu finden).

Philippes Strategie

Bevor wir über meine tatsächlichen Beratungen – unentgeltlich und honoriert – sprechen, zunächst zwei Sätze zur Strategie von Philippe. Der Titel des Posts ist nüchtern und lässt dem Urheber Spielraum, dass „alles nicht so gemeint“ zu haben. Innerhalb der Filterblase ist schon der Titel „Symboldbild“ Hinweis genug, dass es darum geht, die Praxis von jemandem verächtlich zu machen. Was dann auch geschieht.

Unfair an dieser Strategie ist neben der Tatsache, dass kein Name genannt wird, dass auch Unbeteiligte in den Reigen einsteigen und möglicherweise ohne Hintergrundwissen im kollektiven Urteilsverfahren mitwirken. Das weiß Wampfler, denn wenngleich er in einer weiteren Möglichkeit, mich zu erwähnen, wie „nebenbei“ meint, dass es mein Account sei (aber auch jeder andere sein könnte), hat es mich mit dem Wissen, wonach ich suche, 10 Minuten gekostet, diesen – wie gesagt – 8 Monate alten Post zu finden.

Ob dies bedeutet, dass Philippe, der mir nicht folgt

• sehr lange gesucht hat, um etwas möglichst Schädigendes zu finden
• sehr lange gewartet hat, um einen Moment zu finden, in dem es gepostet werden kann
• jemand anderes ihn darauf aufmerksam gemacht hat

vermag ich nicht zu sagen, und im Grunde spielt es auch keine Rolle.

Reaktionen

Man kann davon ausgehen, dass diejenigen, die als erstes reagiert haben, wissen, um wen es sich handelt. Keiner hat mich kontaktiert. Keiner hat mich erwähnt.

Rein rhetorisch finde ich vor dem Hintergrund dieses Wissens diese scheinbar unschuldige Bemerkung von Dejan Mihajlović bezeichnend:

Wichtig ist hier, dass nachgeschoben wird, es gehe natürlich nicht um Personen. Wie beflissen sich die Handelnden mittlerweile die Bälle zuspielen.

Die Hinweise wurden verstanden. Anselm Maria Sellen verdeutlicht mit seinem Meme nochmals den wichtigsten Punkt: Da muss es jemand unfassbar nötig haben. Dieser jemand bin ich.
Anselm habe ich übrigens einmal getroffen, um Jahre 2014 auf der re:publica. Das letzte Mal als ich ihn anschrieb, tat ich das, um ihm ein Buchangebot weiterzuleiten.

Auf weitere Reaktionen verzichte ich, weil ich glaube, dass nicht alle wussten, um wen es geht. Diejenigen, die es wussten, reagierten sehr sorgfältig.

Beratungen, Anfragen und Honorare

Tun wir so, als ginge es um die Fakten. Ich nehme an, dass es in der Tat sehr schwierig ist einzuschätzen, wie viele Anfragen für verschiedenste Beratungen und viele andere Bereiche kommen. In Hochzeiten bekomme ich alleine über Instagram etwa 20 Fragen am Tag. Weitere Anfragen per Mail, in denen ich Software testen, eine Frage beantworten, ein Buch rezensieren oder ähnliches soll. Das ist Teil der Social-Media-Präsenz und per se nichts Schlechtes.

Dennoch muss man abwägen, was man machen kann, was geht und vor allem – was hilft. Neben zahlreichen Anfragen, die ich in den letzten Monaten unentgeltlich beantwortetet habe, führte ich zahlreiche weitere Beratungstelefonate – selbstverständlich for free.

• mit einem ehemaligen Youtuber, der eine Bildungsplattform aufziehen will
• erst kürzlich mit einem mir zuvor unbekannten Lehrer, der fragte, wie er beginnen kann, ins Digitale einzusteigen
• mit einer Journalistenakademie, die einen Workshoptag geplant hatte und Feedback von mir haben wollte
• Berliner Schülern, die sich allein gelassen fühlten und nun eine Beratung haben wollten, wie sie an ihrer Schule Veränderungen initiieren könnten.
• mit einem Kollegen, der wissen wollte, wie er einen eigenen Podcast planen kann
• mit einer Kollegin die nicht wusste, wie sie ihren Medienenwicklungsplan beginnen sollte
• Etc. Etc. Etc.

All dies geschieht in meiner Freizeit. Wenn es um Nebentätigkeiten geht, die bei mir selbstverständlich angegeben sind und im zeitlich erlaubten Rahmen stattfinden (BaWü 1/5 der Gesamtarbeitszeit), sieht bei mir die Sache dann anders aus, wenn eine vollumfängliche Beratung stattfindet. Wenn also jemand anfragt, dem es um eine intensivere Beratung geht, die zu beantworten die Sichtung des Materials, ein Vorgespräch, gemeinsames Durchgehen des Materials etc. erfordern würde, dann bin ich so offen zu sagen: wenn wir das richtig machen wollen, dann muss ich dafür ein Honorar nehmen. Nach einem kostenlosen Gespräch erläutere ich dann, ob ich mich überhaupt in der Lage sehe, eine gewinnbringende Beratung durchzuführen.

Solche Beratungen habe ich übrigens bisher genau ein Mal durchgeführt. Der etwas ältere Referendar kam mit den Erläuterungen seines Fachleiters nicht zurecht und ließ sich durch mich beraten. Er war übrigens sehr zufrieden.

Kollektives Verlachen statt Austausch

Ich gehe nicht davon aus, dass diese Ausführungen aus der Sicht derer, die sich einen Spaß daraus gemacht haben, auf meine Kosten eine für sie problematische Praxis anzuprangern, etwas ändern.

Daraus wird dann natürlich noch das moralische Urteil abgeleitet, dass es eigentlich um die Sache gehe:

Dem kann ich nur zustimmen. Ich frage mich, wie viel ehrlicher ich persönlich, ich, der so „zufällig“ nebenbei ausgewählt, dessen acht Monate alter Post so rein „zufällig“ ausgewählt wurde, um zu zeigen, wie symptomatisch das falsche Mindset ist, wie viel ehrlicher ich also hätte sein können. Oder vielleicht sind jene 800 kostenlose Artikel, die in diesem Jahr 1 Millionen Mal aufgerufen worden sind, in der Tat so etwas wie eine altruistische Art des Teilens und etwaige honorierte Angebote eben nur die Möglichkeit für diejenigen, die es möchten, weitere Beratungen anzunehmen.

Fazit

Auch wenn ich mich daran gewöhnen müsste, hier ein weiteres Mal als Angriffsfläche für eine kollektive moralische Selbstbeweihräucherung herangezogen zu werden, tue ich es nicht. Ich gehe davon aus, dass die gesamte Diskussion nur zufällig zu dem Punkt kam, an dem darüber gesprochen wurde, das Thema in den Podcast „Perlen von den Säuen“ zu diskutieren. Ich als größte Sau möchte völlig unpolemisch das Angebot machen, meinen Teil dazu beizutragen. Ich freue mich auf eine Einladung. Ganz ohne Honorar, versprochen.

2 Kommentare

  1. Interessante Antwort. Also zunächst habe ich den Kommentar von Wampfler auch geliked. Wieso? Weil die Sprache in 3/4 dieses Beitrags eben der typische Instagram-Influencerin ähnelte, die ihre Photoshop-Kosmetik präsentiert und von Pseudo-Fans schwadroniert, um ihrem Kanal mehr Bedeutung zukommen zu lassen. Das ist eben die Kernfrage nach Authentizität.
    Dieser Werbecharakter wirkt sich dann auf die Vorstellung deines eigentlichen Beitrags aus, nämlich die Beratungsmöglichkeit (“Meine Kosmetik könnt ihr hier kaufen”).

    Ich sag mal: In Kombination mit dem Sprachgebrauch des Beitrags hinterlässt das einfach einen faden Beigeschmack, der so wohl nicht geplant war. Ich finde, dass du großartige Arbeit machst (habe mir letztens erst ein Buch gekauft) und jeder für gute Arbeit auch entsprechend bezahlt werden sollte – aber die eigene (besser nüchtern-sachliche) Präsentation ist wichtig, wenn man keine (unsachliche) Angriffsfläche bieten will.

Kommentieren Sie den Artikel

Bitte geben Sie Ihren Kommentar ein!
Bitte geben Sie hier Ihren Namen ein