Nach eineinhalb Jahren Arbeit können die Schülerinnen und Schüler des Deutschkurses Mitte April zeigen, was sie gelernt und was sie sich erarbeitet haben. Gerade der zweite Punkt ist erwähnenswert, denn die letzten zweieinhalb Monate geschahen nicht nur in konzentrierter, sondern individuell angepasster, offener Arbeit. Das entsprechende Dokument kann hier als Word-Dokument heruntergeladen und genutzt werden (am Ende des Artikels). 

Update (Februar 2023): Das eigenverantwortliche Arbeiten wurde ein wenig umgestellt, das entsprechende Dokument kann heruntergeladen werden (siehe unten).

Eigenverantwortliches Arbeiten

Zusammen mit meinem Kurs konnte ich eigenverantwortliches Arbeiten auf eine Weise umsetzen, wie ich mir schulisches Lernen vorstelle: Auf der soliden Grundlage aller Themen, die in mehr oder weniger traditionellem Unterricht erarbeitet wurden (d.h. mit einer Unterrichtsdramaturgie, Einstiegen, Tafelbildern etc.) stand ich nach Ende der Themenbearbeitung vor der Frage, wie die letzten Monate vor dem Abitur möglichst effektiv genutzt werden konnten. Zuvor hatte ich zahlreiche lange und kurze Videotutorials erstellt, Interpretationen zur Verfügung gestellt, Blogs erstellen lassen, Tests zur Überprüfung der Grundlagen geschrieben und immer wieder Schreibprodukte eingefordert und Rückmeldungen gegeben.

Was ich, nachdem alle Themen behandelt wurden, nicht tun wollte, war eine Wiederholung aller Themen im konventionellen Sinne. Dagegen entschied ich mich, weil den meisten Schülerinnen und Schülern klar war, welche Themen sie auf keinen Fall im Abitur nehmen wollen. Meine Überlegung ging dahin, dass eben für diese Schülerinnen und Schüler die Wiederholung von diesen Themen nicht nur “verschwendete” Zeit wäre, sondern den Abstand der unterrichtlichen Thematisierung der für sie wichtigen Themen zusätzlich erweitern würde. Stattdessen entschied ich mich also für offenes (aber anhand von Kriterien orientiertes) Arbeiten.

Umsetzung

Ohne das Arbeiten der Schüler über die Maßen zu loben, kann ich doch sagen, dass in diesen zwei Monaten ein Arbeiten möglich war, dass ich bisher im schulischen Umfeld auf diese Weise noch nicht häufig kennenlernen konnte. Die meiste Zeit lernten, arbeiteten, kommunizierten und schrieben die Schüler über die gesamte Doppelstunde. Dabei fungierte ich als Mentor, Ideengeber, Kritiker und Kommunikationspartner.

Die Vorbereitung war oftmals ähnlich intensiv, allerdings mit einem verschobenen Fokus: Eben nicht auf der Planung von in sich greifenden Unterrichtsschritten, sondern die auf die individuellen Gruppen abgestimmte Materialsammlung, Feedback etc.

Da die Schülerinnen und Schüler in einem Kurzprojekt das Arbeiten mit der Cloud erlernt hatten und das W-Lan freigeschaltet wurde (dies ist in unserer Schule für Klassen und Gruppen möglich) arbeiteten die Schüler, indem sie

  • Themenpläne/ Arbeitspläne erstellten (siehe Anweisungsblatt)
  • Bestimmte Themen heraussuchten und diese sowohl mündlich als auch schriftlich erarbeiteten
  • sich bei der Arbeit gegenseitig halfen
  • auch, indem sie die Arbeitsgruppen ohne Anweisungen wechselten
  • die Ergebnisse, Hindernisse, Fragen und Produkte den anderen zur Verfügung stellten
  • Feedback einholten und gaben
  • sich innerhalb der Gruppen gegenseitig Hausaufgaben stellten
  • teilweise auch einzeln arbeiteten
  • die (zwei) ausgeteilten iPads und ihre Mobiltelefone zur Recherche nutzten

Eben ganz wie sie meinten. In den Stunden gab es so für die Lehrperson keine Verschnaufpause, da immer eine Gruppe Fragen, Anmerkungen oder Impulse verlangte.

Besonders im ersten Teil dieses Arbeitens war die Lehrperson in einer Gruppe, die zusätzlich anspruchsvolle Texte las, besprach und über diese schrieb.

Feedback

Das Feedback der Schülerinnen und Schüler, das nach drei Viertel der Arbeit eingeholt wurde, war zum großen Teil mehr als positiv. Allerdings nicht nur das freie Arbeiten, sondern auch die Tatsache, dass im ersten Jahr (also in der K1) Zwang ausgeübt wurde. So, so die Rückmeldung, hatten alle die Grundlage, die es ermöglicht habe, alleine weiter an den diversen Themen zu arbeiten. Vor allem wurde die Expertise der Klassenkameraden sowohl im Gespräch als auch im Feedback hervorgehoben.

Egal wie die Abiturergebnisse ausfallen werden: Ob dieses Vorgehen erfolgreich war, lässt sich schwer sagen, da eben kein Vergleich möglich ist. Aber allein die Tatsache, wie die Schülerinnen und Schüler individuell, kritisch, aber eben als kleine und große Gruppe an Themen gearbeitet haben, die sie – soweit unter den Bedingungen möglich – selbst ausgesucht haben, machte auf mich einen großen Eindruck.

Ich kann sagen, dass dies eine mögliche Form ist, wie Schule und schulisches Lernen für mich aussehen kann.

Für das Abitur wünsche ich meinem gesamten Kurs nun den größtmöglichen Erfolg!

Offene_Arbeit_Abiturthemen

8 Kommentare

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