Kaum schreibe ich diese ersten Worte, muss ich feststellen, dass „Lernlust“ noch nicht einmal mehr von Word erkannt wird. Zufall oder Endpunkt einer fatalen Entwicklung? Scherz beiseite. Nach der Blogparade zu den guten Lehrern möchte ich aus großem Interesse an den Erfahrungen der Schulzeit über die Generationen eine Blogparade zum Thema: „Es war einmal die Lernlust“ starten.

Für die Schnellen

Wie es dazu gekommen ist, wird im Folgenden erklärt. Für die ganz Schnellen sei hier der Modus erklärt:

Im Gegensatz zu sehr strikten Blogparaden, bei denen Fragen abgearbeitet werden müssen, kann bei dieser Blogparade jeder schreiben, wie er gerne möchte. Das Einzige, was thematisch berücksichtigt werden soll, ist die Frage danach, wie in der eigenen Schulzeit gutes Lernen, d.h. was an Projekten, Stunden und gemeinsamen Arbeiten in Erinnerung geblieben ist.

Die Blogparade richtet sich nicht an Lehrer und Lehrerblogs, sondern an alle, die einmal in der Schule waren oder sind (das dürften ja einige sein).

Beachtet nur einige wenige Dinge:

  • Gebt eurem Artikel einen Titel, der zu eurem eigenen Text passt. Es sollen nicht alle Texte denselben Titel wie die Blogparade haben.
  • Verlinkt den Artikel auf diese Seite oder schreibt ihn in die Kommentare. Ich werde ihn lesen und eine Zusammenfassung posten.
  • Seid so subjektiv, so enthusiastisch und so eigen wie ihr wollt. Empirie spielt hier keine Rolle.
  • Wenn ihr die Blogparade gut findet, teilt sie, tweetet sie weiter und redet über sie. Ich freue mich auf positive, freudige glücklich machende Texte.

Die Blogparade endet in einem Monat, also am 25. Februar 2015.

UPDATE: Viele würden gerne mitmachen, aber haben keinen eigenen Blog. Einfacher geht es auf Twitter. Nutzt den Hashtag #ichlernegern, den ich an den schönen Hashtag #ichleseweil anschließen möchte, um über eure schönsten Erfahrungen zu berichten. Noch nicht bei Twitter? Anmelden geht schnell und es macht Spaß und bereichert das Leben.

1. Beitrag: Auf den Lehrer kommt es an (Ellen Quesseleit)

Ellen stellt zwei Stunden heraus, in denen es vor allem die Lehrer waren, die durch ihre anregende Art die Schülerinnen zum Denken brachten. Das hört sich nach guten Lehrern an.

2. Gab es “gutes Lernen” in meiner eigenen Schulzeit? (Peter Addor)

Peter Addor erwähnt zwar, dass es durchaus Kompetenzen gab, die in der Schule unbewusst gefördert wurden, stellt aber gleichsam fest, dass das, was ihn wirklich interessierte und seinem Forschergeist entsprach, in der Schule gedämpft wurde. Er sieht diese Entwicklung auch mit seinen Studenten von heute und kritisiert das engmaschige Bildungssystem.

3. Lernlust Erfahrung (Jörg Lohrer)

Nachdem eine London-Tour zu dritt darin mündete, die Underground-Karte verstehen zu müssen, kommt Jörg Lohrer auf eine einfache Zusammenfassung: “Lernen mit Lust heisst deshalb für mich Erfahrungslernen.” Die Konsequenz, die er daraus zieht, ist eine Herausforderung an die Schule.

4. Liebe auf den zweiten Blick (Elke Lackner)

Elke Lackner berichtet sehr positiv von ihrer Schulzeit, wobei vor allem die Begegnung mit einem Austauschschüler prägend war und die Sprachaffinität förderte. Insgesamt sieht sie auch in den digitalen Medien die Chance, durch echten Austausch mit Menschen die (Sprach-)Kenntnisse zu verbessern.

5. Trotz ist eine starke Motivation (Frandevol)

In dem wunderbar positiven Beitrag, der geradezu Lust auf Lernen macht, erzählt Frandevol von Dingen, die sie zum Lernen reizten – ob es nun Wörter oder Referendare waren. Die schon etwas länger zurückliegenden Erinnerungen münden in konkrete Handlungsanweisungen, die man sich zu Herzen nehmen sollte.

6. Meine Heldin (topElternblogs)

Auf topElternblogs wird bestätigt, was auch so oft aus anderen Mündern gehört werden kann: Eine Lehrerin, die ihre Sache mit Liebe zu den Kindern und Geschichten machte, sorgte für Lernlust in der Grundschule. Leider hört die Lernlust dann auch schon mit der weiterführenden Schule auf.

7. Lernlust? (Andreas Kalt) 

Das Fragezeichen in der ausführlichen Reflexion von Andreas Kalt ist sehr bewusst gewählt. Denn über seine eigene Schulzeit vermag er zwar zu sagen, dass es Momente der Freude über verstandenen “Stoff” oder Respekt vor guten Lehrern, eigentlich aber keine wahren Momente der Lernlust gab. Erst viel später im Studium zeigte ein Praktikum, was Lernlust sein kann. Hier wurde etwas gemeinsam erarbeitet, bei dem man wirklich nachdenken musste.

8. Lernlust! (Nicole Gugger)

Nicole Gugger stellt auf ihrem Blog “nebenbei Mama” vor allem drei Lehrer heraus, die sie dazu brachten, Spaß am Lernen, eben Lernlust zu spüren. Insgesamt lässt bricht sie es auf eine Formel herunter, die wohl viele unterschreiben würden: “Fleiss, Cleverness und Neugier ist eine verdammt erfolgreiche Kombination.”

9. Lernerinnerungen an die Schule (Herr Rau)

Herr Raus Lernerinnerungen sind ein ganzes Panorama von der Schulzeit, in der wenig Aufwand einen guten Ertrag brachte, bis zur Uni, wo er das erste Mal richtiges (und befriedigendes) Lernen erfuhr. Es ist vor allem der durchweg zugewandte und positive Ton der Erinnerungen, der diesen Artikel so lesenswert macht. Und nebenbei: Ich habe es auch geliebt, für Linguistik zu lernen.

10. Schule damals (Hauptschulblues) 

In einem kleinen aber feinen Artikel redet der Schreiber von Hauptschulblues über schlagende Lehrer und vor allem politische Schüler. Dass Schule da zur Nebensache wurde, versteht sich von selbst. Aber es scheint Spaß gemacht zu haben.

11. Blogparade – La cage aux folles… et aux vielles 

Sehr gespannt war ich auf den Artikel von Herr Mess, dessen Titel ich nicht verstand (später bei meinem Beitrag mehr). Und in der Tat: In einem Panorama, das über die (skurrilen) Lehrer, das (alte) Lernmaterial und ihn selbst (meist fleißig) fliegt, erklärt Herr Mess in wunderbaren Gedanken(sprüngen), warum er Schule – also seinen damaligen Job – trotz Schule mochte. Das gibt Hoffnung, aber wirft Fragen auf.

12. Lust am Lernen – Lust am Job (Macnativo)

In einigen Blogartikeln wurden wir schon in die Vergangenheit geführt (siehe z.B. Beitrag 10). Jetzt geht es in eine ganz andere Welt, in der man im fernen Paraguay in der Klasse schwitzt, unter die schattigen Bäume möchte und sich beim Regenschauer mit den Literaturbüchern schützt. Lust am Lernen, am Job – und man möchte anfügen – am Lesen.

13. Brudermord im Altwasser – wenn Wörter funkeln und die Lernlust erwacht

Frau Henner schreibt aus der Provinz vor allem über eine Kurzgeschichte, die sie so tief berührte, dass sie einen bleibenden Eindruck auf sie, ihr Lernen und die Sprache machte. Allerdings konstatiert auch sie, dass der Spaß am Lernen nicht durch die Schule und die Lehrer, sondern trotz diesen geschah. Trotzdem ein sehr schön zu lesender Artikel.

14. Meine Lernlust (Fräulein Sinus)

Für Fräulein Sinus ist die Lernlust im Studium noch gar nicht so lange her. Genauer gesagt: Sie ist noch dabei. Und genau deshalb liest man hier über eine ganz andere Perspektive. Die Schulzeit ist wiederum vor allem geprägt von den (guten wie schlechten) Lehrern. So dass man die Metastudien frohlocken hört: Auf die Lehrer kommt es an.

15. Lern’ doch, was du willst! Über die Lust am Lernen. Eine Abschweifung. 

Nachdem @sinnundverstand schon angekündigt hatte, dass es noch dauern wird, weil sie von der einen zur anderen Idee schweife, wurde der Artikel tatsächlich ein Rundum-Sorglos-Paket zwischen Erinnerungen an die eigene Schulzeit, die Lehrer und daraus abgeleiteten theoretischen Überlegungen zur Didaktik. Es ist aber nicht nur ein subjektives Lesevergnügen, sondern vor allem ein – man verzeihe mir das Wortspiel – ein mit Sinn und Verstand erstellter Artikel zu Lernen und Bildung. Empfehlenswert.

16. Latein mit Lust? Über Lernen, Lernlust, Disziplin und TUN

Schon der Blognamen systematischkaffeetrinken.de lässt erahnen, dass Autor Lars Hahn weiß, wovon er spricht. Dennoch ist seine Perspektive auf die Lernlust seiner Schulzeit ein ganz anderer und somit eine spannende Ergänzung der bisherigen Beiträge. Nicht die internistische Lust außerhalb der Schule, sondern ausgerechnet der disziplinverliebte Lateinlehrer brachte ihn auf die Lust am Lernen. Ein toller Beitrag, der ein ganz anderes Licht auf das Thema wirft.

17. An alle, die mal Schüler/Innen waren: Was bedeutet euch Lernlust?

Anstelle meines Kommentars, direkt die einleitenden Worte von Eva Ihnenfeldt, die als Kommentar geposted wurden:

Ich habe – wie auf Twitter versprochen – nun auch geschrieben, und etwas dabei gelernt: Ich verstehe nun noch besser, dass neben Essen, Trinken und anderen physiologischen Bedürfnissen auch “Lernen” als existenziell überlebenswichtig zu den Grundtrieben in der Maslowschen Bedürfnispyramide gehört – denn ohne “Lernen” bleibt die Welt unkalkulierbar gefährlich. Wie schade, dass die Kinder spätestens ab der Schule in diesem Urtrieb gehemmt werden!

18. #lernlust, aber ja! Aber in der Schule?

Monika E. König beschreibt den Moment, in dem sie vom stupiden, aber erfolgreichen Auswendiglernen zur Fragen nach bestehenden Querverbindungen kam und wie die Neugierde über die Frage, wie die Dinge zusammenhängen, den Wunsch nach dem Pädagogik-Studium erst möglich machte.

19. Prägende Vorbilder und die Faszination Sprache

Tinatainmentia berichtet hat spannende Worte, die für sie die Lernlust enfacht haben: “Enthusiasmus”, “Chemie”, “Faszination”. Was sie alle gemin haben: Es geht um das Vorbild Lehrer. In diesem Fall einen, der sie so stark beeindruckte, dass sie sich nicht an Methoden oder Inhalte, sondern einfach an ein prägendes Gefühl erinnerte.

20. Kaum Lernlust in der Schule – aber im Fenstudium

Markus Jungs Erfahrungen haben sozusagen eine Lücke im Lebenslauf: War die Grundschule noch von positiven Erfahrungen geprägt, hörte das im Gymnasium auf und verlagerte sich auf die Freizeit. Beginnen konnte die Lernlust erst wieder beim Fernstudium. Wie praktisch, dass der liebe Markus wie es aussieht auch hier sein (Arbeits-) Glück finden konnte.

21. Blogparade zur Lernfreude 

Claudia Dieterle spricht über die Verantwortung der Lehrer, als Role-Models dafür zu sorgen, dass die Motivation vorgelebt wird. Sie erlebte Schule immer dann als sinnvoll, wenn ein für sie ersichtlicher Zweck damit verbunden war. Aus diesem Grund ist ihr Plädoyer auch dahingehend. Allerdings, so fügt sich an, geht es auch nicht ohne Selbstdisziplin.

22. Lebenslange Lernlust 

Liest man den Blogbeitrag von Astrid Christofori, möchte man am liebsten wieder in die Schule. Und zwar als Lehrer. Der Beitrag strotzt nur so vor Enthusiasmus und Lernbegierde. Was einige Schüler (oder auch Erwachsene) wundern wird: Vor allem die Referate haben es der Schreiberin angetan. Und auch die Recherche wurde zu einer regelrechten Lust, die nach einer schönen Schulzeit im Studium weiter befriedigt werden konnte.

Wer nach all den Beiträgen immer noch nicht genug hat, kann hier noch eine spannende Diskussion nachvollziehen oder aktiv teilnehmen.

Für die Langsamen

Um mich nach der Einladung an die Universität Krems, in der ich die Ehre habe, als Referent zu partizipieren, noch breiter aufzustellen, habe ich mir einige Bücher vor die Brust genommen. Nun lese ich gerade „Digitale Dividende“ von Olaf-Axel Burow und schon die ersten Seiten haben mich zu dieser Blogparade inspiriert.

Insgesamt ist der Tenor die Kritik an der erstarrten Grammatik des heutigen Bildungssystems, die „Fließbandlogik der Massenproduktion“ und der Verweis auf Beispiele, bei denen lustvolles Lernen gelingt.

Das Credo, nach dem sich dieses Lernen richtet, ist so simpel wie klar:

„Herauszufinden, wozu man sich eignet, und eine Gelegenheit zu finden, dies zu run, ist der Schlüssel zum Glücklichsein“ (John Dewey, zitiert nach Burow). Obwohl dieses Zitat auch als Grundlage für das digitale Lernen gelten soll, das später im Buch ob seiner Möglichkeiten besprochen wird, ist schon hier der Punkt, an dem ich an meine eigene Schulzeit dachte und überlegte, ob es in der Tat so ist, wie Burow berichtet:

„Als ich unlängst meine Praktikanten (…) im Unterricht eines Kasseler Traditionsgymnasiums besuchte, konnte ich zu meinem Erschrecken – was Unterricht und räumliche Gestaltung betraf – kaum einen Unterschied zu der Situation erkennen, die ich vor 50 Jahren als Schüler an einem baden-württembergischen Gymnasium erlebt hatte“ (Burow, S.32).

Und:

„(Wir versagen darin,) und der Herausforderung zu stellen, uns aus unserer selbstverschuldeten Unmündigkeit zu befreien – etwa indem wir die Schule von unseren Erfahrungen gelingenden Lernens, unseren wirklichen Bedürfnissen sowie den absehbaren Herausforderungen her radikal neu denken“ (Ebd., S.33).

Es folgt eine Plädoyer auf die „Rückbesinnung auf die früheren Quellen unserer Lernlust“ – eben jenes Themas, das diese Blogparade besprechen will.

Mit dieser Blogparade möchte ich eine Kehrwende zu meinen früheren, sehr kritischen Anmerkung machen, dass die Tatsache, dass jemand in der Schule war, nicht gleichbedeutend damit ist, dass er oder sie weiß, was guter Unterricht ist. Nicht jeder Patient ist schließlich auch guter Arzt, obwohl er vielleicht (leider) häufig in der Praxis war. Ohne die professionelle Expertise, die jeder gute Lehrer hat, in Frage zu stellen, gehe ich andersrum davon aus,

dass jeder in einem gewissen Maße Lernlust erlebt hat, Neugierde äußern konnte und schöne Erlebnisse hatte. Dies kann kein noch so professioneller Lehrer mit Verweis auf jedwede Art von Pädagogik bestreiten.

Und auf die Berichte darüber, was diese Lernlust ausmachte, wo das Lernen stattfand, wie man sich fühlte und damals wie heute darüber denkt, bin ich sehr gespannt.

Falls ihr Lust und Zeit habt, kommentiert doch schon einmal, ob ihr dabei seid. Ich freue mich auf die Beiträge.

 

 

 

 

 

 

 

31 Kommentare

  1. Ich habe – wie auf Twitter versprochen – nun auch geschrieben, und etwas dabei gelernt: Ich verstehe nun noch besser, dass neben Essen, Trinken und anderen physiologischen Bedürfnissen auch “Lernen” als existenziell überlebenswichtig zu den Grundtrieben in der Maslowschen Bedürfnispyramide gehört – denn ohne “Lernen” bleibt die Welt unkalkulierbar gefährlich. Wie schade, dass die Kinder spätestens ab der Schule in diesem Urtrieb gehemmt werden! http://steadynews.de/allgemein/alle-die-mal-schuelerinnen-waren-bedeutet-euch-lernlust

  2. Liebe Frau Witte,

    leider entspricht der Text nicht den Vorgaben der Blogparade, weshalb ich ihn auch nicht einbinden werde. Er ist weder persönlich, noch nimmt er Bezug auf das explizite Thema. Jemand mit Ihren Kenntnissen hätte hier mit Sicherheit einen schönen Beitrag leisten können. Sehr schade.

    Trotzdem herzliche Grüße.

  3. […] Herr Blume aus dem Schwarzwald möchte wissen, ob und wann wir lustvoll gelernt haben, welche Arbeiten, Projekte, Stunden aus unserer Schulzeit uns dauerhaft positiv im Gedächtnis geblieben sind.  Die Schulzeit liegt ja nun wirklich lange zurück und die Erinnerungen verblassen stetig, bevor sie in zwanzig Jahren wahrscheinlich machtvoll zurückkehren, dann, wenn die Gegenwart zu bröseln beginnt. Aber wenn ich mir Mühe gebe, findet sich in meinen Hirnwindungen noch die eine oder andere Situation. […]

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