Inspiriert von der Seite Lehrerfreund, auf der bisher jedes Jahr Prognosen zu den einzelnen Abiturthemen im Fach Deutsch in Baden-Württemberg zu finden waren, habe ich letztes Jahr, also 2017 die bisherige Themenauswahl analysiert und versucht Schlüsse für das Jahr 2018 zu ziehen. Die damaligen Prognosen waren, sofern man das sagen kann, nah dran. Weil ich die Reihe interessant finde, wollte ich dies für dieses Jahr auch machen. Allerdings muss man sagen: Während schon letztes Jahr die Prognose ein Schuss ins Blaue war, der nur mit viel Zufall ins Schwarze treffen konnte, sieht es dieses Jahr düster aus. Dennoch hier einige Überlegungen zu den Deutschabiturthemen 2019.
Letztes Jahr habe ich hier eine Liste gemacht, die von der unwahrscheinlichsten zur wahrscheinlichsten Prognose geleitet hat. Dieses Jahr muss man sagen: Eigentlich sind alle gleich unwahrscheinlich. Dennoch sind die Erkenntnisse aus dem letzten Jahr vielleicht auch hier interessant.
Erkenntnisse: Bisher immer der Schwerpunkt auf der zweiten Teilaufgabe, d.h. bei eigentlichen Vergleich. Wichtigkeit der Textarbeit muss aber gewährleistet sein: Die Vergleichsaspekte müssen Analyseergebnisse sein, bloßes Auswendiglernen bringt nichts. Die bisherigen Themen bringen genau: Nichts! Da die Werke gewechselt haben und einiges neu ist, kann man wirklich nur ins Blaue raten. Allerdings kann man davon ausgehen, dass einige Aspekte besondere Beachtung finden:
Egal welcher Text kommen wird: Der Außentext wird besonders im Fokus stehen. Kein Wunder, es ist das erste Mal, dass die Schüler damit zu tun haben. Das bedeutet also, dass man sich gut darüber klar sein sollte, wie man den Außentext einbaut.
Da wir bisher noch keine Aufgabenstellung für die drei neuen Werke hatten, können wir nichts mutmaßen. Nur so viel: Es würde mich wundern, wenn nicht ein Thema gewählt würde, dass zentral für die Werke ist. Das bedeutet konkret, dass es mich wundern würde (und natürlich ist das nicht ausgeschlossen), wenn mit den Frauenfiguren begonnen würde. Viel eher könnte ich mir die Problematik innerer Zerrissenheit vorstellen. Mit welchem Werk wird begonnen? Ich weiß es nicht. Irgendwas sagt mir, dass es der Steppenwolf sein könnte, da Faust in den Jahren bis zurück ins Jahr 2000 ja schon einmal Thema war und "Der goldne Topf" zu Beginn weniger anspruchsvoll wäre. Aber wie gesagt: Ob das so sein wird oder nicht, steht in den Sternen.
Ob das nun was bringt oder nicht: In den beruflichen Schulen kam der Steppenwolf dran.
Prognose: Nicht zu erstellen.
Erkenntnisse: Erst seit 2016 Naturlyrik. Bisher immer ein Thema, dass eine höhere Bedeutungsebene für das lyrische Ich und somit für den Leser hat. Natur wird so zum Anknüpfungspunkt einer höheren Welterfahrung.
Prognose: Sehr unsicher. Bisher noch kein Frühling (Abiturzeit) und dessen Symbolik des Neuanfangs bzw. der aufkommenden Liebe. Das bleibt auch nach dem Abitur 2018 so. Die letzten beiden Gedichte waren anspruchsvoll, insofern eines aus dem Expressionismus kam und sich diese Gedichte der ersten Dechiffrierung oftmals entziehen.
Man könnte mutmaßen, dass beim letzten Mal Naturlyrik schon eine Brücke geschlagen wird zum Themenfeld "Reiselyrik", das im nächsten Jahr kommt. Aber unsicher. Wenn ich derjenige wäre, der die Aufgabe stellen würde, dann würde ich wohl beeinflusst werden von den Vorgängen um Greta Thunberg und der Wichtigkeit und Besonderheit der Natur auf die Menschen und den Einzelnen.
Prognose: So gut wie nicht zu stellen.
Bisher immer entweder Parabel oder Kurzgeschichte. Bisher sind die Themen im weitesten Sinne die Konflikte zwischen Individuum und Gesellschaft. Typische Themen wie Kommunikationsverlust und Beziehung wurden ausgelassen.
Im letzten Jahr 2018 überraschte die Kommission mit Erich Kästners Erzählung "Spuk in Genf" (1928), die insofern aus dem Rahmen fiel, als dass man scheitern musste, in ihr eine Kurzgeschichte oder eine Parabel zu sehen. Ein gewisser historischer Hintergrund wäre auch sehr hilfreich gewesen, kurz: Der Kurzprosatext war sehr anspruchsvoll.
Prognose: Individuum und Gesellschaft bleibt relevant, wenn man davon ausgeht, dass die Themen mit in Bezug auf die gerade stattfindenden Entwicklungen ausgewählt werden. Da man sich schlecht inhaltlich vorbereiten kann, sollte man die Fachbegriffe und das Vorgehen gut kennen.
Bisher immer Themen, die durch das Dossier konservativ beleuchtet wurden. D.h. von Sehnsucht, über Sport, Mensch und Maschine und Macht der Sprache suggerierte das Dossier immer, dass etwas bewahrt werden müsse.
Das bleibt in diesem Jahr relevant, denn das Abitur 2019 ist das letzte, bei dem man überhaupt noch einen Essay schreiben kann. Was sich schon geändert hat, ist, dass man das Dossier nutzen muss. Deshalb wird es extrem wichtig sein, die Materialien sehr genau zu lesen und zu verstehen, so dass sie in den eigenen Essay eingefügt werden können.
Das Thema dieses Jahr muss "domänenspezifisch" sein, das heißt, dass Medien, Kommunikation oder Sprache (alles, was im Fach Deutsch eine Rolle spielen kann) das Rahmenthema sein werden.
Im letzten Jahr, 2018, ging es um die sogenannte Leichte Sprache (bewusst gesetztes großes L), also jene Form der Sprache, die auch für Menschen verständlich ist, die Schwierigkeiten beim Verstehen komplexer Texte haben.
Prognose: Vorstellbar ist ein Thema, dass die momentanen und seit einiger Zeit anhaltenden Themen zum Ausgangspunkt hat. Kommunikation und Leitmedienwechsel, Social-Media - all das, was mit Kommunikation und den veränderten Bedingungen dieser zu tun hat, erscheint mir wahrscheinlich. Aufgrund des konservativen Grundtenors erscheint auch eine sprachlich objektiv-wissenschaftliche Herangehensweise ratsam.
Bisher immer Themen, die stark konservativ waren oder sogar bis hinein ins rechtskonservative Spektrum reichten. Dabei besonders auffällig: Es geht um das Bewahren von jenen Dingen, die scheinbar verloren gehen. Das Recht, sich zu schaden, die Kostbarkeit des Moments, die Schönheit des Unnützen, Tugendterrorismus.
Im letzten Jahr ging es um die steile These, dass ohne Boulevardmedien die Demokratie in Gefahr sei. Das ist zwar Humbug, war aber eine Steilvorlage für alle, die sich medial ein wenig auskennen. So ein Text würde ich mir wünschen, wenn auch im Hinblick auf die Rhetorik ein wenig anspruchsvoller. Denn daran kann man sehr gut zeigen, inwiefern man in der Lage ist, Argumentationsstrukturen zu durchschauen.
Prognose: Zumindest wenn man von einer kontinuierlichen Auswahl ausgeht, wird das Thema der Sachtextanalyse sowohl an den bisherigen gesellschaftlichen Entwicklungen anknüpfen als auch diese in einer konservativen Art und Weise darstellen. Vorstellbar ist ein Text über Diskussionen, die online oder offline stattfinden und das Recht, seine „unbequeme“ Meinung zu äußern oder ein Bezug zu Medien und Öffentlichkeit.
Das war es auch schon mit diesen eher laut gedachten Überlegungen, die wenig mit Prognose und mehr damit zu tun haben, worauf man achten könnte. Es bleibt natürlich wichtig, dass man vor allem methodisch-analytisch auf der Höhe sein muss. Denn die Punkte werden in allen Themen zu einem guten Teil in der genauen Textarbeit verdient.
Viel Erfolg euch allen!
Denkt daran: Alle Angaben sind ohne Gewähr! Bleibt kritisch!