Der Interpretationsaufsatz zu einem Roman (bzw. einem Drama) ist im Abitur in Baden-Württemberg an einen Werkvergleich gebunden. In den kommenden Jahren kann es also sein, dass “Der goldene Topf” oder “Der Steppenwolf” als Ausgangstext analysiert werden müssen. Der Vergleichstext kann dann der jeweils andere oder “Faust” sein (oder andersherum). Der Tragödie erster Teil” sein. Als zusätzliche Schwierigkeit kommt ein sogenannter Ausgangstext hinzu. 

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Grundsätzliche Anmerkungen

Generell wird im Abitur eine bestimmte Struktur gefordert, die auch beibehalten werden sollte. Nichtsdestotrotz können sich Kleinigkeiten landesweit unterscheiden. Im Zweifelsfall sollte man also immer den jeweiligen Lehrer fragen, was konkret gefordert ist (beispielsweise in Bezug auf eine Hinleitung, die vor der eigentlichen Einleitung steht).

Die meisten Schritte sind aber obligatorisch, damit der Text als Ganzes bewertet werden kann.

Hier eine Auflistung derjenigen Dinge, die ich in meinem Video mit demselben Titel beschreibe.

Klausurformat

Autor, Titel, Textsorte. Thema, Datierung, zeitl. Kontext, Epoche/Strömung (bezogen auf das Werk, zu dem der Textausschnitt vorliegt). Bezug zum Außentext.

Der Bezug zum Außentext kann sich unterscheiden. Mal ist der Text für eine Hinleitung geeignet, mal handelt es sich um einen Fluchtpunkt, der die gesamte Interpretation gliedern kann. Da der Außentext erst dieses Jahr dazu kommt, kann an dieser Stelle noch nicht über Erfahrungswerte gesprochen werden.

Einordnung der TextsteIle (je nach Aufgabensteilung)

  • Skizze der Vorgeschichte entwerfen oder
  • Einordnung in den Gesamtkontext des Werkes (Vgl. Texte, Themen und Strukturen, S.70ff.)
  • Hinweise auf den Akt und auf die Funktion der Szene im Aufbau/auf die Handlungs- und Konfliktentwicklung, Situation der Zentralfigur(en), Verknüpfung der Szene mit Themen- oder motivverwandten Szenen (davor, danach)

Ganz generell muss bei der Kontextuierung darauf geachtet werden, dass nicht einfach die komplette Geschichte nacherzählt wird. Es muss ein Schwerpunk gesetzt werden. Und dieser ist eben genau die Textstelle, um die es geht.

Kurze gegliederte Textzusammenfassung der vorgelegten TextsteIle

Deutungshypothese/Gesamtverständnis: In dieser Szene geht es um …

Aspekte der Analyse (Roman)

  • Situativer Kontext (Ort, Zeit, unmittelbar vorangegangene/folgende Handlung)
  • Inhalt und Handlung: wichtige Handlungselemente, Konflikte, thematische Schwerpunkte,
  • Handlungsentwicklung in der Szene/Handlungsschritte;
  • Unterscheiden zwischen Handlung und Reflexionsszene;
  • Achten Sie auf Anfang und Ende, auf Entwicklungen, Steigerungen, etc.
  • Figurenkonstellation (wer gegen wen/wer mit wem/zwischen wem?)
  • Figurenkonzeptionen, Figurengestaltung, Figurensprache

Sprechhandlungen, Stil

  • Gesprächsanalyse/Dialoganalyse (z.B. Gesprächsabsicht. Strategien,
  • Inhalts-/Beziehungsaspekt, symmetrisch/asymmetrisch, Gesprächsanteile, usw.)
  • Ausdrucksmittel der Bühne: Bühnenbild, Regieanweisungen, Körpersprache, i.e. Mimik, Gestik, nonverbale Signale (z.B. Pause), Raumkonzept
  • Sprachliche Gestaltung auf den Ebenen: Vokabular, Satz, Symbolik/Bildlichkeit, rhetorische Figuren.
  • Kontextwissen auf die Erzählung beziehen (Wissen über den Autor, die Zeit, die Ideengeschichte, die literarische Gattung, themenähnliche Texte heranziehen)

Bilanz

Kurzer (bestätigender/einschränkender) Rückblick auf die Deutungshypothese

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Knappe Vorstellung der zu vergleichenden Werke (2 -3 Sätze zu Autor, Titel, Handlung)

Begriffliche Reflexion zum Vergleichsaspekt (Versuch, den Vergleichsaspekt begrifflich zu definieren, Teilaspekte finden)

Gerade hier scheitern viele eigentlich gute Klausuren. Nach der Analyse der Textstelle des ersten Texts wird es vage und unpräzise. Aus diesem Grund ist es sehr wichtig, die Vergleichsaspekte definiert zu haben, bevor man mit dem Schreiben beginnt.

Differenzierte aspektorientierte Darstellung des Vergleichs

Mögliche Anordnung:

  • nach Vergleichsaspekten gegliedert vergleichen
  • nach Werken gegliedert vergleichen, d. h. zuerst das eine, dann das/die anderen Werke
  • Vergleichsergebnis kurz zusammenfassen; Schwerpunkte des Vergleichs knapp
  • herausstellen (keine Wiederholung!). Zentrale Parallelen und Unterschiede als Bilanz festhalten. (Vergleich mit einem oder zwei Bezugstexten)

Schluss

Sehr kurze persönliche Wertung, Kommentar z. B. zu Aktualität von Thema, Figuren, Sprache, Form und Gestaltungsweise, kommentierende Hinweise auf themenverwandte Stücke, Filme, Texte.

Dieser Beitrag erschien das erste Mal auf dem Blog https://bobblume.de

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