In der 10. Klasse und der Kursstufe steht das Thema „Texterörterung“ an. Mit meiner Klasse möchte ich aber nicht nur an der Wirklichkeit vorbei Themen erörtern, die nur bedingt mit dem „wirklichen Leben“ zu tun haben, sondern mitten ins Leben, mitten in die Texte, die sich auch mit den Dingen beschäftigen, die weh tun.

In diesem vollständig aktualisierten Artikel finden sich neben drei Erklärvideos auch beispielhafte Teile für eine Texterörterung sowie eine gelungene Analyse einer Kursstufenschülerin als PDF-Datei.

Gleichzeitig tue ich das unter der Voraussetzung, die ich der Klasse mitgeteilt habe: Eine Texterörterung kann nur dann gelingen, wenn man auch im Thema ist. Denn wie sollte es möglich sein, das Argument eines Schreibers zu analysieren, zu bewerten und sich damit auseinander zu setzen, wenn man von dem Thema selbst keine Ahnung hat.

Konkret heißt das, dass man besser wird, je mehr man liest (oder sich informiert).

Wir haben mit mehreren Texten begonnen, die wir hier in Teilen öffentlich besprechen werden.

Um ein kleines Beispiel zu geben, beziehe ich mich auf den Text von Sascha Lobo über das Erstarken der Rechte, den man hier findet. Hier geht es (noch) nicht um eine Texterörterung nach bekanntem Muster (siehe Video unten), sondern zunächst um das Beispiel einer Analyse.

Sascha Lobo, Deutschlands bekanntester Blogger und Schreiber für diverse Online- und Offline-Magazine, schreibt in seiner Kolumne über das Erstarken der rechten Strukturen, die für ihn ein neues Ausmaß erreicht haben.

Im zweiten Abschnitt seines Essays wird die Drastik seiner Befürchtung durch die Wortwahl deutlich. Es geschehe etwas, „genau jetzt“, wie es heißt. Dadurch, dass Lobo diese Zeitangabe auf ein unbestimmtes Jetzt richtet, hat der Leser das Gefühl, mitten im Prozess zu sein. Und das ist beabsichtigt, denn, wie es weiter heißt, fände eine „Radikalisierung via Internet“ statt, die „anschlagsbereite Terroristen“ hervorbringe. Und weiter meint er: „Deutschland erlebt einen Al-Qaida-Moment“. Im weiteren definiert er, warum er die wohl nach dem Islamischen Staat bekannteste terroristische Vereinigung der Welt mit der deutschen Rechten vergleicht und betont die „entscheidende Rolle“ der sozialen Medien.

Schon in diesem Absatz zeigt sich also die Schärfe des Vergleichs, mit der Lobo auf die besorgniserregenden Entwicklungen innerhalb der rechten Szene aufmerksam machen will. Für ihn ist klar, dass zwischen Terroristen, die man zumeist aus dem nahen Osten kennt und die gerade die Welt in Angst und Schrecken halten und jenen, die in Deutschland selbst leben und nicht davor zurück schrecken, andere Menschen aufgrund von unterschiedlichen Ansichten umzubringen, keinen Unterschied machen kann.

Sieht man sich die Anschläge aus Asylberberheime und die wöchentlichen Kundgebungen gegen den Islam an, muss man konstatieren, dass Lobo hier einen wichtigen Punkt in aller Schärfe anspricht.

Wie man sehen kann, ist allein die Analyse eines kleineren Abschnitts nicht ganz ohne. Dies liegt, wie zuvor erwähnt, schon daran, dass man mit genug Vorwissen Anknüpfungspunkte herstellen kann, mit denen man dann die Strategie des Schreibers offen legt. Des Weiteren fällt vielleicht auf, dass es nicht um ein “Abarbeiten” von formalen Strukturen geht (rhetorischen Vergleichen etc.), sondern immer auch darum, inhaltlich bei der Sache zu bleiben.

Kurz gesagt: Das Was? kommt vor dem Wie?

Sehr guter Analyseteil einer Texterörterung einer Kursstufenschülerin.

Textanalyse Sarah Fianke

Wie immer freue ich mich über konstruktive Kritik, Anregungen und Kommentare.
Hier geht es zum Beispiel einer vollständigen Analyse einer Kurzgeschichte. 

 

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