Meine Begeisterung für das digitale Arbeiten in der Schule und die Medienbildung insgesamt ist wie eine Laffer-Kurve. Nur geht es nicht im Staatseinnahmen und Steuerquote. Meine überschwängliche Begeisterung für die Einbindung von Medienbildung ist Ernüchterung gewichen.
Ganz in diesem Sinne bezeichnet mein geschätzter Kollege und Vorreiter für digitalen Wandel in Frankfurt Torsten Larbig diejenigen, die sich aktiv für die Einbindung digitaler Geräte und medialer Reflexion einsetzen als Minderheit. Als „Rufer in den Nischen“. Kein Wunder, dass diese Wortkombination sich nach „Fänger im Roggen“ anhört. Es ist der von Freude erfüllte Lauf über ein weites Feld, auf dem ab und zu einer vorbei kommt, das aber ansonsten außer dem Rauschen des Roggens im Wind keinen Menschen kennt.
Wir sind das Hintergrundrauschen.
Dabei hat es so gut angefangen. Der #Edchatde ließ mich schier aufjubeln; so viele engagierte Lehrer, so viele Projekte, so viele, die etwas bewegen wollen, die die Schulen in der Zeit ankommen lassen wollen, in der die Gesellschaft schon längst ist. Ankommen wo man ist. Die Paradoxie unseres Verzweifelns.
Die digitale Revolution ist Schrödingers Katze. Sie ist da. Und sie ist nicht da.
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Der Enthusiasmus wurde noch weiter gesteigert, als ich zur re:publica kam; erst letztes Jahr. Zu einem Zeitpunkt also, zu dem man einem Konzertbesucher, der die Band entdeckt, lächelnd sagen hätte können, er hätte früher kommen müssen, um wirklich cool zu sein.
Und trotzdem: Dieses Vibrieren, dieser Drang nach Partizipation, Veränderung. Der Wunsch, sich nicht dem großen Ganzen zu beugen. Steckdosen für Ladegeräte wohin das Auge reicht. Und Einhörner-Masken. Leute, die sagen, sie hätten zusammen mit dem Nachwuchs über einen Tweet gelacht. So ist es also, direkt im Äther zu sein.
Die re:publica kennen alle; die re:publica kennt keiner. Nie gehört. „Was, Johnny Haeusler, wer soll das sein?“
Schrödingers Katze räkelt sich aus dem Bauch vom schlafenden Herrchen.
Und dann versucht man es mit „Best Practise Beispielen“. So viele gute Projekte, Kollegen von überall in Deutschland, die trotz erheblicher Widerstände das Lernen auf ein neues Level heben. Eine Klasse schreibt einen Blog. Eine Klasse schreibt direkt einer Betroffenen der Paris-Attentate. Ein Schüler sammelt Spenden für Flüchtlinge. Was bleibt?
Die Frage nach dem „Mehrwert“. Man kann es nicht mehr hören. Das Mehr, das Weniger, dass Eigentlich und das Was-wäre-wenn.
Und dann ist da noch der Datenschutz. Der wichtige Datenschutz. Ja, wir müssen die Kinder schützen, aber wer ist "wir" und was ist "Schutz". Wie soll ich irgendwen schützen, wenn ich gar nicht die Chance habe über die Zugangsgeräte zu sprechen, über die man Wege zu Personen findet, die nichts Gutes im Schilde führen?
Edward Snowden ist den meisten unbekannt. Kann nicht sein? Fragt mal rum. Irgendwas mit Daten. „War schon wichtig, ja, aber... Kennst du dieses Katzenvideo?“
Das Schlimmste ist, dass Herr Larbig mit der Hoffnung schließt: „Hoffentlich“, heißt es da „wird die Bildung im Kontext der Digitalisierung danach als etwas relevanter wahrgenommen“. Er meint nach dem Lehrerkongress #ExcitingEDU, bei dem es wieder tolle Beispiele geben wird, wie digitale Tools und Hilfsmittel die Arbeit und das Lernen weiterbringen können. Und dann werden wir zusammen darüber sprechen, wie schön alles war.
Und dann wird jemand im Lehrerzimmer sagen, was denn eigentlich für eine Konferenz. Und vielleicht findet es jemand spannend. Und dann: „Kennst du das Katzenvideo?“
Und jetzt fragt bloß nicht, was dieser Artikel soll. Die Wochen vor Weihnachten fühlt man sich einfach oft der digitale Wandel. Oder Schrödingers Katze. Da, aber irgendwie auch nicht.