Der Kommentar hat sich in verschiedenen Bundesländern als Schreibform (im Abitur) durchgesetzt. Die etwas holprige Langfassung verweist dabei, worum es geht: materialgestütztes Schreiben eines argumentierenden Textes. Der Kommentar ist dabei ein unterschätztes Aufgabenformat. Denn es ist nur scheinbar einfach, seinen eigenen Gedanken rhetorisch geschliffen eine klare Linie zu geben.

Dass der Kommentar als Schreibform gar nicht so einfach ist, zeigt die Umschreibung des Aufgabenformats, wie sie auf diesem Blog zu finden ist:

„Der Kommentar ist eine meinungsbetonte Darstellungsform. In einem Kommentar wird eine subjektive, aber argumentativ begründete und sachlich wertende Stellungnahme zu einem aktuellen domänenspezifischen Ereignis oder Thema formuliert. Die Textsorte erfordert Sachkenntnis, rationale Argumentation und sprachliche Prägnanz, die durch einen gezielten Einsatz sprachlicher Gestaltungsmittelunterstützt wird.  Grundlegende Elemente des Kommentars sind eine inhaltlich korrekte und konzise Darstellung des zu kommentierenden Sachverhalts, eine argumentative Auseinandersetzung damit und eine Positionierung des Verfassers. Ein Kommentar soll zur differenzierten Auseinandersetzung mit dem Thema anregen, von der Position des Autors überzeugen und somit zur Meinungsbildung beitragen.  Im Unterschied zum eher kürzer gehaltenen journalistischen Kommentar erfordert die Textsorte ‚Kommentar‘ als Aufsatzform im Deutschabitur eine ausführlichere Auseinandersetzung mit einem komplexen Thema.“

Das ist ein Brett. Noch mehr als bei anderen Schreibformen scheinen einige Schülerinnen und Schüler aber der Auffassung zu sein, dass das alles nicht so schlimm sein kann. Und schreiben sich sodann ins Verderben. Um dies nicht zu tun, hier ein paar Beispiele, wie man es nicht machen sollte.

1. Eine Frage an den Anfang stellen

Man kann es ja verstehen: Viele Jahre der dialektischen Erörterung pflanzen den Gedanken ein, man müsse zu jeder Zeit eine Frage stellen und dann anfügen, dass man überprüfen wolle, ob etwas zutrifft. Es folgen dann Pro- und Kontraargumente. Genau das wollen wir im Kommentar aber nicht.

Natürlich kann man reflektiert schreiben, aber grundsätzlich geht es genau darum, eine eigene Meinung so stark zu vertreten, dass man damit die Leser:innen von der eigenen Meinung überzeugt. Nicht nur mit Fakten, sondern mit der Haltung, der Perspektive und rhetorischen Kniffen. Wenn am Ende eines Kommentars nicht klar ist, welche Auffassung der Autor vertritt, na, dann ist es kein Kommentar.

2. Material aneinander ketten

Es gibt nicht wenige Kommentare, in denen man sehr genau sehen kann, dass der Schreibende dachte: Gut, das Material ist ja da, jetzt klebe ich daraus eine nette Collage zusammen. Aber wo ist dann die eigene Leistung?

Man kann es sich so vorstellen: Auch wenn das Material für die eigene Position genutzt werden muss, muss sich eben diese Position aus sich heraus ergeben. Will sagen: Man stelle sich vor, man würde am Ende des Schreibens all das schwärzen, was nicht aus der eigenen Feder stammt. All das, was dann übrig bleibt, ist der eigentliche Kommentar. Wenn das Übriggebliebene dann aber aus Versatzstücken, Verbindungen und Überleitungen besteht (die wichtig sind, solange man eine eigene Perspektive hat), gibt es quasi nichts zu bewerten. Und das ist schlecht.

3. Die Leser:innen nicht ernst nehmen

An einem Kommentar kann man als geübter Leser feststellen, ob der Schreibende Kommentare liest. Denn erst wenn man Kommentare liest und weiß, welche Position sich aus einem Kommentar ergibt, kommt man zu einem Verständnis des eigenen Schreibens.

Wenn man das aber nicht tut, dann schreibt man so, wie man denkt, dass ein Kommentar klingen müsste. Zwei Dinge sind dann besonders unerträglich. Zum einen willkürlich hingerotzte Metaphern, die keine Verbindung zum sonstigen Text haben und pseudomäßig in den Text geschrieben sind, damit er irgendwie ein bisschen schlau erscheint. Und zweitens: Freche Leseransprachen. Wie oft schon las ich in einem Text etwas wie “Vielleicht wissen Sie nicht, dass…” Doch, weiß ich. Und Leser von Kolumnen auch. Keine Zeitung und kein Online-Medium würde einen Kolumnenschreiber länger als einen Tag schreiben lassen, wenn dieser dauernd die Lesende beschimpft oder zumindest nicht ernst nimmt. Die Konsequenz: Man muss üben, wie man einen Text rhetorisch gestaltet, ohne dass es scheint, als würde man random Metaphern oder Leseransprachen ankleben.

Fazit

Wenn man den Kommentar als Aufgabenformat ernst nimmt, kann er eine wunderbare Möglichkeit sein, mit relativ viel Freiheit über ein interessantes Thema zu schreiben. Und gleichzeitig im Hinblick auf das Abitur einige Punkte einzusammeln. Dieses Wenn ist aber zu betonen, denn wenn man das Ganze auf die leichte Schulter nimmt, dann kann sich der Kommentar auch schnell zum Alptraum entwickeln. Also: Texte lesen, Haltungen verstehen und selbst üben!

1 Kommentar

  1. Die Versuchung ist zu groß. Hier ein Kommentar, der als Aufsatz unbrauchbar wäre, als Kommentar zu einem Blogbeitrag aber sinnvoll sein kann: Bei https://www.gutefrage.net/ findet man alle Arten von Kommentaren, an denen an denen man sich übungshalber klarmachen kann, was man im Aufsatz nicht machen sollte.

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