Danke Herr Blume.
Christopher aus Kalifornien
Ich bin mir relativ sicher, dass mein Kurs mich momentan "cringe" findet. So bezeichnet man ein Gefühl der Peinlichkeit, das einen überkommt. Etwa bei Lehrern, die versuchen cool zu sein. Oder eben (möglicherweise) bei mir. Denn bei jeder Videokonferenz frage ich zuerst jeden (oder die meisten) wie es ihnen geht. Die Antworten sind meistens etwas achselzuckende "Geht schon!". Aber das macht nichts. Denn während es in der Krise zuvor hauptsächlich um die Aufrechterhaltung von Unterricht ging, sind nun andere Aufgaben wichtiger.
In der ersten Zeit der Krise gab es nur eine Frage: Wie gewährleisten wir, dass der Unterricht bestmöglich ersetzt wird.
Die Frage der kommenden Zeit wir eine vollkommen andere:
Wie schaffen Lehrer*innen, die Beziehung und Kontakt beizubehalten und emotional zu unterstützen?
— Nᴇᴛᴢʟᴇʜʀᴇʀ (@blume_bob) March 31, 2020
Es ist wahrscheinlich die schwierigste Aufgabe, Nähe über Distanz zu übertragen. Das weiß jeder, dessen Partner schon einmal hunderte oder tausende Kilometer weit weg war. Aber es geht. Oder zumindest geht es in Ansätzen. Genau diese Aufgaben haben nun hunderttausende Lehrerinnen und Lehrer.
Was gerade allenthalben durchscheint und so banal wie relevant ist: Schule ist auch und vor allem ein Ort der Begegnung, der nun schmerzlich vermisst wird.
— Nᴇᴛᴢʟᴇʜʀᴇʀ (@blume_bob) March 29, 2020
Denn momentan wird ersichtlich, dass das, was in der Schule passiert, viel mehr ist als Hausaufgabenüberprüfung, Testdurchführung und Stoffvermittlung. Schulen sind Orte der Begegnung, Orte der emotionalen Nähe, Orte der Ermutigung. Zumindest sollten sie das sein. Und diese Ermutigung, die doch dann am besten wirkt, wenn sie Auge in Auge geschieht, ist nun weg. Keiner weiß, wie es gerade in den verschiedenen Heimen aussieht. Klar, bei manchen funktioniert der Online-Unterricht. Bei manchen ist es schwierig. Aber meistens läuft es trotz der Lehrerinnen und Lehrer und nicht wegen ihnen.
Das liegt nicht unbedingt am Willen, sondern am Fokus. Da für alle die Situation so dermaßen neu und überfordernd ist, war der erste Reflex verständlicherweise der, dafür zu sorgen, dass alle Kinder Aufgaben haben. Puh, die Versorgung ist gesichert.
Nun aber kommt es auf andere Dinge an. Darauf, dass die Lehrer*innen den Kindern signalisieren, "wir sind für euch da." Und signalisieren ist dabei das wichtigste Wort. Wie können Lehrerinnen und Lehrer das tun?
Zunächst einmal ist es meiner Ansicht nach wichtig, dass es nicht um Aufgaben geht, sondern darum, zu fragen, wie es läuft, wie es geht, was die Kinder so machen.
"Was soll ich denn noch alles machen?", mag sich mancher Lehrer fragen. Klar, das ist schon viel. Und vielleicht muss nicht jeder für jede Klasse alles machen, was hier vorgeschlagen worden ist.
Aber wenn ich lese, dass mancher Lehrer vor drei Wochen Aufgaben verteilte und ab dann nichts mehr von sich hören ließ, dann verstehe ich das ehrlich gesagt nicht.
Auch wenn aus meiner Sicht Lehrerinnen und Lehrer selbst darauf kommen könnten, dass die Aufrechterhaltung von Nähe, die Beziehungspflege also in diesen Zeiten für (einige) Klassen sehr wichtig sein könnte, besonders für die Kleinen, sollte man die Lage berücksichtigen - aber handeln.
Aus Elternsicht könnte man einfach nachfragen und die eine oder andere Art der Beziehungsgestaltung vorschlagen. Auch wenn es blöd ist, das extra zu betonen: Lehrer*innen sind gerade vielfach überfordert, d.h. man sollte, wenn möglich, sachte vorgehen. In einem gemeinsamen Spirit. Denn immerhin geht es darum, das Beste für jene herauszuholen, die gerade am meisten belastet sind: Die Kinder!
Ich finde, sie haben es verdient, dass sich alle anstrengen, auch über die Distanz für Unterstützung, Hilfe und irgendwie auch Nähe zu sorgen.
Danke Herr Blume.
Christopher aus Kalifornien
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