Als ReferendarIn ist man am unteren Ende der Nahrungskette und bleibt es auch, bis sich die Tore der Institution auftun und einem den Weg in die unendliche Glückseligkeit des Lehrerseins bahnen. Bis dahin muss man buckeln, betteln und beten. Aber das muss nicht sein. Denn schon die Pädagogen des 19. Jahrhunderts wussten: Ist der Ruf erst ruiniert, lehrt es sich ganz ungeniert. Gut zu sein ist ganz nett, aber sich unbeliebt zu machen, ist die Königsdisziplin. Hier 10 Schritte, die funktionieren sollten. 

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1. Immer zu spät kommen 

Was bei jeder Berliner In-Party gilt, ist natürlich auch bei Referendaren zu beherzigen: Wer der Wichtigste ist, kommt als letztes. Gut, so richtig der Wichtigste ist man noch nicht, aber das ist ja das Ziel. Von daher: Ob Unterricht oder Konferenz, gute 15 Minuten sollten immer drin sein. Während dieser Zeit sollte man jedoch nichts Produktives machen, sondern auf dem Gang herumgehen und sich über jene lustig machen, die pünktlich kommen.

2. Alles besser wissen 

Man lebt am besten nach dem Credo, das auch alle nicht am Schulleben Beteiligten immer wieder wiederholen: Je weniger Ahnung man hat, desto mehr sollte man sagen. Und da ja jeder schon einmal Schüler war, weiß er auch, was ein guter Lehrer macht. Das sollte man also immer und zu jeder Zeit ausstrahlen und auch mitteilen. Fürs Erste kommt es sehr gut an, sich bei einer Gesamtlehrerkonferenz zu melden und ganz am Ende, wenn die Stimmung auf dem Siedepunkt ist, “mal ganz grundsätzlich über das hier vorherrschende Bild des Unterrichts” zu reden.

3. Den Chefsessel anstreben 

Um sich unbeliebt zu machen, sollte man allen zu verstehen geben, dass man auch als Referendar eigentlich über allen anderen steht. Am besten geht das, indem man möglichst wenig Respekt zeigt. Falls also jemand fragt, wo man sich in 10 Jahren sieht, ist ein “Das geht dich gar nichts an! Außerdem sitzt du auf meinem Stuhl!” die Antwort erster Wahl.

4. Fachleiter nicht ernst nehmen 

Die Fachleiter wollen sich doch eh nur wichtig machen. Deshalb sollte man sie nicht ernst nehmen, indem man sie bei jeder Gelegenheit nachäfft und sich wie ein Schüler verhält. Besonders unbeliebt macht man sich bei Pädagogik-Fachleitern, indem man in kurzen keinen Spitzen nicht nur hinterfragt, ob man “dieses Herumgehüpfe” überhaupt braucht, sondern generell immer wieder fragt, was das denn nun “mit den richtigen Fächern” zu tun habe.

5. Die anderen Referendare stressen

Es reicht natürlich nicht, sich nur bei den anderen Lehrern und den Fachleitern unbeliebt zu machen: Derjenige, der den wahren Abgrund anstrebt, macht sich auch bei seinen Kollegen unbeliebt. Gut, der beste Weg ist natürlich, es mit seiner Vorbereitung so maßlos zu übertreiben, dass keiner mehr machen kann und dann so zu tun, als habe man nur 10 Minuten gebraucht. Das läuft aber dem nächsten Punkt zuwider. Deshalb ist es angebracht, in jedem Kurs, in dem man sitzt, dieselbe Frage immer und immer wieder zu stellen. Am besten bietet sich die Frage nach der Lehrprobe an. Gut sind immer auch Fragen, die sich nicht beantworten lassen, also zum Beispiel: “Wird es schwer werden?” oder “Was ist denn, wenn die Schüler schlecht drauf sind.”

6. Schüler mies behandeln 

Wo wir schon bei Schülern sind: Die Schüler mies zu behandeln ist besonders wichtig, um sich unbeliebt zu machen. Das geht zwar relativ einfach, erfordert aber auch hartnäckiges Handeln. Am besten ist zunächst, sie nicht zu Wort kommen zu lassen. Also: Die ersten Stunden eignen sich in besonderem Maße, um einen unaufhörlichen Lehrervortrag in monoton-gelangweiltem Ton in die Klasse zu posaunen. Dies sollte aber möglichst nichts mit dem Inhalt zu tun haben. Man sagt der Klasse, dass früher alles besser war, nein, dass man selber als Schüler ja schon viel mehr konnte und überhaupt, “die heutige Jugend” ja nur noch mit Smartphones unterwegs sei und sich von den Helikoptereltern bis in die Uni den Hintern nachtragen lasse. Man sollte alles, was mit Metaplankarten und dem ganzen Zeug zu tun hat, getrost in die Tonne kloppen.

 

7. Elternfragen ignorieren

Ein sehr guter Weg, sich unbeliebt zu machen, ist den Eltern auf jede Frage mit folgender Reaktion zu begegnen:

8. Schlafen 

Schlafen ist wichtig und richtig und sendet immer das Signal aus: Mein Körper und mein Wohlergehen ist mir so wichtig, dass alles andere warten kann. Also warum nicht einfach mal dort, wo man gerade ist, ein Schläfchen machen. Am besten, wenn der eigene Unterricht schon begonnen hat. Um sich unbeliebt zu machen, ist das ein sehr gutes Mittel (siehe Symbolbilder oben).

9. Ignorant sein 

Wenn man die bisherigen Punkte berücksichtigt hat, dann ist man schon auf einem sehr guten Weg, sich sehr unbeliebt zu machen. Allerdings wird es auch Konsequenzen haben, was in der Institution Schule natürlich auf jeder Ebene in einem ernsten Gespräch münden wird. In diesen Gesprächen ist es wichtig, die Schuld nie bei sich selbst, sondern immer bei anderen zu suchen. Einfach den Satz einüben: “Ich sehe das nicht ein!” Als politisch begabter Mensch weiß jeder, dass es gerade sowieso dem Zeitgeist entspricht, die Fehler bei anderen zu suchen. In diesem Sinne ist falsches Handeln nur alternatives richtiges Handeln.

10. Umfeld belästigen 

Mit diesen Schritten hat man es auch schon fast geschafft, sich komplett unbeliebt zu machen. Da aber Freunde und Bekannten sowie Familie und Partner (sofern man diese in dieser Zeit überhaupt noch zu Gesicht bekommt) davon ausgehen, dass man eigentlich sehr viel zu tun hat, sollte man ihnen auch den Gefallen tun, dies immer, ständig und ununterbrochen zu erklären. Alles, was sonst im Leben wichtig ist, sollte hintenangestellt werden. Am besten ist, man sagt das den Betroffenen auch: “Was weißt du schon. Ich bin im Referendariat, dagegen ist selbst Krieg ein Bällebad beim Kindergeburtstag.”

Wenn man all diese Ratschläge annimmt, hat man es mit großer Wahrscheinlichkeit geschafft: Man ist der unbeliebteste Referendar in der Welt! Welch eine Leistung!

Wer noch mehr erfahren möchte, kann das Buch “Das Abc der gelassenen Referendare” käuflich erwerben. Es richtet sich an Lehramststudentinnen und Studenten sowie an Referendarinnen und Referendare, die schon vor oder beim Beginn ein paar hilfreiche Tipps gebrauchen können.

Man kann es hier über Amazon oder auf der Seite des Verlags kaufen.

Anmerkung des Autors: Alle hier angegeben Punkte sind – nun ja – ihr wisst schon.

Aktuell: Ich brauche eure Hilfe. Welche Facebook-Seite hat euch auf diesen Artikel aufmerksam gemacht? Über einen Kommentar freue ich mich sehr. Danke für eure Unterstützung.

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