Zugegeben: Ein wenig merkwürdig fühlt es sich schon an, einen Beitrag zu posten, in dem darüber geschrieben wird, wie man mit meinem eigenen Blog lernen kann. Aber auf der anderen Seite fand ich die Idee, die Nina Hanefeld präsentiert hatte, auch sehr nett: Einen Wegweiser mit Stimmen von Schüler:innen zu schreiben und schreiben zu lassen, in dem es darum geht, wie man mit diesem Blog gut arbeiten kann. Ich freue mich darüber, dass dem so ist und auch über diesen Beitrag. Danke Nina und danke liebe Schüler:innen. 

Es ist kein Geheimnis, dass die Ausbildung von Lehrer*innen in vielen Bereichen mehr als lückenhaft ist. Doch was tun, wenn man nach dem Referendariat da steht, und diese Lücken schmerzhaft fühlt? Man arbeitet die Lücken eigenständig nach!
Traditionell mag das teilweise mit Fortbildungen passieren, die in den Schulen angeboten werden. Doch oft genug findet diese “Nachausbildung” im Privaten und mit Inhalten aus dem Internet statt.
Genau so war es auch bei mir. Dabei hatte ich das große Glück, über den Blog von Bob Blume zu stolpern – denn dieser stellt seitdem meine Hauptquelle für Informationen zum Fach Deutsch dar.

Immer wieder empfehle ich den  Blog jungen Lehrer*innen und habe dabei bemerkt, dass sie das Potenzial dieser Seite nur schwer überblicken. Das mag zum einen am Blogformat liegen und zum anderen an der mittlerweile sehr großen Menge an Material, das sich angesammelt hat. Und darum gibt es nun diesen Gastbeitrag. Er soll Möglichkeiten aufzeigen, wie die Bloginhalte für sich und den Unterricht nutzbar gemacht werden können.

An wen richtet sich dieser Blogbeitrag?

Er ist für alle (eventuell leicht verzweifelten) Lehrer*innen, die Deutsch unterrichten und das Gefühl haben, dass ihnen dafür spezifisches Wissen fehlt. Dabei ist es egal, ob man noch Referendar*in oder schon “fertig” ist.
Am hilfreichsten ist der Blog für diejenigen, die in Baden-Württemberg unterrichten, denn Bob Blume ist aus diesem Bundesland und ein Anteil seiner Beiträge sind komplett auf die Bedingungen in Baden-Württemberg ausgerichtet. (Z.B. wenn es um die Lektüren geht.)
Es gibt aber genug Texte, die von Lehrer*innen aller Bundes-Länder genutzt werden können.
Je nachdem mag es sich aber lohnen, bei einer erfahrenen Lehrperson einmal zu üblichen Gepflogenheiten, z.B. den Aufsatzformen nachzufragen.
Desweiteren ist der Blog vor allem dann interessant, wenn man in der Oberstufe unterrichtet. Die Inhalte lassen sich teilweise sicherlich auf untere Stufen anpassen, zu einem relativ großem Teil sind sie jedoch einfach nicht für niedrigere Klassen relevant.

Was beachtet werden sollte

In Baden-Württemberg gab es vor kurzem einen Wechsel der Lektüren für das Abitur. Das bedeutet, dass es sehr viel Material zu Werken gibt, die jetzt in der Oberstufe nicht mehr unterrichtet werden und eine kleine aber feine Auswahl von Texten zu den neuen Lektüren.

Was man außerdem über diesen Blog wissen sollte: Er enthält wunderbar witzige, satirische Beiträge zum Referendariat. Genau diese Beiträge sind dafür verantwortlich, dass ich überhaupt den Blog gefunden habe. Wer sie noch nicht kennt, sollte sich unbedingt Zeit nehmen, sie (vor allem die älteren) zu lesen.

Meine persönlichen Erfahrungen

Ich unterrichte nicht an einer klassischen Schule, sondern in einem Verein, den Jugendliche gegründet haben, um sich gemeinsam auf die Schulfremdenprüfung vorzubereiten. Die Gruppe hat auch hier auf dem Blog einen Gastbeitrag schreiben dürfen, in dem sie ihren speziellen Weg zum Abitur beschreiben.

Am Anfang jedes Schuljahres erkläre ich, dass sie neben mir noch einen zweiten Lehrer haben werden, der zwar nicht körperlich anwesend, aber im Unterricht immer wieder präsent sein wird durch Erklärtexte und Videos. In diesem Rahmen stelle ich Bobs Arbeit kurz vor.
Die Jugendlichen haben nur etwa die Hälfte der normal vorgesehenen Stunden Unterricht. Auch deswegen arbeite ich gerne nach dem Prinzip des Flipped Classrooms. Dabei erarbeitet sich die Schüler*innen die Inhalte Zuhause. Im Unterricht vertiefen und üben wir dann.

Für die Erarbeitung empfehle ich für das Fach Deutsch bei fast allen Themen die Artikel und Videos von Bob.
Bei der Auswahl der Materialien für die Vorbereitung achte ich darauf, dass es eher die geschriebenen Artikel sind. Die Videos werden (vor allem am Anfang) als eher anspruchsvoll empfunden, die Texte hingegen sind durchaus schon am Anfang der Oberstufe einsetzbar.

Neben dem informierenden Texten, gibt es auf dem Blog auch eine ganze Reihe von Musterinterpretationen und andere Aufsätze. Teilweise sind diese von Schüler*innen geschrieben, andere sind von Bob geschrieben worden. Mit der Zeit entdeckte ich, dass auch diese ganz vorzüglich im Unterricht eingesetzt werden können.

Eine der lustigsten (und ergiebigsten) Stunden, die ich je gehalten habe, waren die 1,5 Stunden, in denen die Jugendlichen einen Aufsatz von Bob Blume zu Faust auseinandernehmen und verbessern durften.

Unterricht gestalten

Wer anfangen möchte, die Inhalte des Blogs für den Unterricht nutzbar zu machen, kann die Linkliste zu abirelevanten Beiträgen als Ausgangspunkt wählen:
Dann empfehle ich erstmal die vorhandenen Blogbeiträge zu dem jeweiligen Thema zu sichten und (wenn vorhanden) die Videos anzuschauen. Je nachdem, wie groß man die eigenen Lücken empfindet, kann diese Sichtung natürlich auch recht zügig sein. Für mich geht es bei den Inhalten immer darum, dass ich Ausschau halte nach dem, was mich inspiriert. Ich habe quasi schon beim Lesen den Unterricht im Hinterkopf und schaue, was wie für den Unterricht genutzt werden kann.
Im Grunde genommen, gibt es (je nach Thema) genug Material, um auch kleine Reihen damit zu planen, oder als Basis für eine Reihe zu nutzen.
Und damit es nicht zu unübersichtlich wird, hier meine Ideen als Bulletpoints:

Die Infotexte/Videos nutzen, um…

  • als Lehrer*in etwas zu lernen.
  • sie den Schüler*innen als Vorbereitung zu geben.
  • sie den Schüler*innen zur Nachbereitung zu empfehlen.
  • sie als Vorbereitung auf Klausuren zu nutzen.

Die Interpretationen/Textbeispiele auf dem Blog nutzen, um…

  • Erwartungshorizonte zu erstellen.
  • sich selbst über die eigene Interpretation des Textes klarer zu werden.
  • sie als Inspiration für den Unterricht zu nutzen.

Aufsätze im Unterricht einsetzen, um…

  • die Absätze zu gliedern/mit Überschriften zu versehen. (Übung für die Strukturierung von Aufsätzen)
  • nach guten Formulierungen durchsuchen lassen.
  • Kritik üben, Texte verbessern und erweitert lassen.
  • den Anfang oder das Ende abschneiden und neu schreiben lassen.
  • Texte in einer falschen Reihenfolge rausgeben und diese muss gefunden werden.

Artikel zur Unterrichtsvorbereitung

Neben all den Texten, die ich etwas zweckentfremdet in Material verwandle und vielfältig im Unterricht einsetze, gibt es auf dem Blog eine Reihe von Texten, die explizit erklären, wie Unterricht vorbereitet werden kann.
Hier findest du eine Auswahl:

Noch mehr Material

Bob hat eine Reihe von Büchern geschrieben, in denen sich weitere Ressourcen zum Unterricht versammeln. Hiervon kenne ich bisher nur das Werk zur Reiselyrik und zur Kurzprosa und fand beides hilfreich. Anderes kostenpflichtige Material oder Bücher habe ich noch nicht verwendet und kann deswegen leider keine Einschätzung dazu geben.

Auf Eduki gibt es sehr viel Material – kostenpflichtiges, aber auch eine ganze Reihe von kostenlosen Materialien.
Eine weitere (und kostenlose) Stelle, an der Bob Wissen teilt, ist sein Podcast “Netzlehrer”.

Abschließende Worte

Die Materialien, die in diesem Blog versammelt sind, haben meinen Unterricht wesentlich bereichert und verbessert. Ich bedauere, dass ich sie  nicht schon während des Referendariats gefunden habe.

Das bedeutet nicht, dass ich allen Inhalten zustimme – wenn Bob und ich ein Gespräch über Faust führten, würden wir wohl kaum eine Gemeinsamkeit in der Auslegung des Werkes finden. Und auch wenn ich Interpretationen lese, merke ich oft, dass meine Sicht auf den Text grundsätzlich anders ist. Und: Das ist ja das Wunderbare (Frustrierende) an dem Fach Deutsch, sodass dies weder den Inhalten des Blogs noch meiner eigenen Sicht auf Texte und Werke Abbruch tut.

In diesem Sinne wird Bob auch weiterhin eine Art Co-Lehrer meiner Schüler*innen sein.

Und wie finden die das eigentlich, mit dieser Art von Materialien zu arbeiten? In erster Linie empfinden sie es als anspruchsvoll und teilweise als mühsam. Aufgefangen wird das dadurch, dass sie natürlich immer meine zusätzlichen Erklärungen und Übungen haben. Und am Ende können sie gerade daran auch ihre ganz eigene Entwicklung nachvollziehen, wenn am Ende kurz vor dem Abitur die Texte und Videos gar nicht mehr so anspruchsvoll wirken, sondern in erster Linie hilfreich sind.

Schülerstimmen

“Am Anfang des Schuljahres meinte unsere Lehrerin Nina, dass wir Schüler*innen von Bob Blume in unserem Deutschunterricht noch öfter Texte lesen werden. Und so sollte es dann auch sein.
Regelmäßig bekamen und bekommen wir noch immer die Aufgabe, diverse Blogtexte von Bob Blume zu lesen. Am Anfang schienen diese etwas kompliziert. Es waren relativ komplexe Texte und das, wo das mit diesen „Erörterungen“ sowieso schon schwierig genug war. Aber gut man hat sich eben herangewagt.
Nachdem man sich dann einige Zeit durchgekämpft hatte, weil man die Themen ja doch auch verstehen wollte, konnten viele von uns den Mehrwert dieser Blogtexte erkennen. Wir haben langsam verstanden, warum unsere Lehrerin ihn so empfohlen hatte: Die Themen werden einem veranschaulicht und die Aufgaben, welche man für das Abitur in Baden Württemberg lösen muss, werden tiefgreifend erläutert. Außerdem ist es immer sehr hilfreich, eine zweite, andere Erklärung für einzelne Themen zu hören.”
Schülerin bei Methodos, wird nächstes Jahr Abitur machen.

“Da die Materialien von Bob Blume recht umfangreich sind, wirken sie beim ersten Kennenlernen etwas überwältigend. Gewöhnt man sich aber die Strukturen, bieten sie eine große Menge an Informationen.

Besonders beim Vertiefen und/oder Wiederholen von Themen eignen sich die Beiträge, da man dort nicht blind durch die Textmengen arbeiten muss, sondern gezielt nach den gebrauchten Informationen suchen kann.”

Schülerin von Abinom, hat dieses Jahr Abitur ihr Abitur abgeschlossen.

“Für mich war es eine Bereicherung, dass Nina regelmäßig Elemente oder Material von Bob Blume in unseren Unterricht hat einfließen lassen. Insbesondere vor der schriftlichen Deutschprüfung habe ich mir einige Videos von Bob Blume auf YouTube angeschaut, welche ich als sehr hilfreich empfunden habe. Allerdings hätten mich diese zu Beginn meiner Abiturvorbereitung vermutlich ziemlich entmutigt bzw. “Kopfchaos” verursacht, da sie eher komplex zu verstehen sind und man sich im besten Fall schon einige Zeit im Vorhinein mit den Themen befasst hat, bevor man sich gut mit seinem Input weiterentwickeln und verbessern kann.”

Schüler von Methodos, hat dieses Jahr ihr Abitur abgeschlossen.

“Das Material von Bob Blume, welches teils im Unterricht und teils in der Selbstarbeit genutzt wurde, war eine große zusätzliche Stütze. Ich persönlich habe mir vor der Deutschprüfung nochmals einige Impulse von ihm angeschaut und war erstaunt was für Gedankengänge dadurch noch aufkamen (vor allem bei dem Werk “Der Verlorene”).
Alles in einem eine sehr gute zusätzliche Ergänzung zum Unterricht.”

Schüler von Abinom, hat dieses Jahr sein Abitur abgeschlossen.

“Ich habe die Texte von Bob Blume immer gerne als Unterstützung gelesen, fand die Videos, in die ich reingeguckt habe, aber oft nicht ganz so hilfreich. Kurz vor dem Abi habe ich dann aber eines zum Schluss bei Aufsätzen angeschaut und hatte eine richtige Erleuchtung – seitdem habe ich überhaupt erst so richtig verstanden, was in den Schluss einer Interpretation soll.”

Schülerin bei Methodos, hat dieses Jahr ihr Abitur abgeschlossen.

Mehr Informationen zu den Vereinen Abinom und Methodos kann auf den entsprechenden Webseiten entdeckt werden:

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