[…] Handlungs- und Produktionsorientierung digital […]
Handlungs- und Prdoduktionsorientierung bezeichnet (z.B. nach Haas, Kaspar, Spinner[1]/ Waldmann[2]) Verfahren, in denen Schüler*innen Zugänge zu Literatur erlangen, indem sie die Perspektive der Figuren übernehmen. Diese Art der literarischen Aneignung kann durch digitale Medien gewinnbringend erweitert werden.
Handlungs- und Produktionsorientierung ist weniger als Gegenteil zu analytischen Verfahren zu sehen. Vielmehr handelt es sich bei der teilweise spielerischen Begegnung mit dem Stoff um eine sinnvolle Erweiterung. Letztlich werden die entstandenen Produkte, also beispielsweise ein Dialog zwischen Protagonisten, ein Monolog einer Figur, ein Briefwechsel oder ähnliches, durch intensive Besprechung auf den Text zurückgeführt[3].
Das unterscheidet die Verfahren vom freien kreativen Arbeiten[4], bei dem der Zugewinne methodischer Natur ist (und natürlich im Bereich der Erkenntnis liegt), der Text aber weder auf einen Ausgangstext zurückgekoppelt noch objektiviert werden muss. Objektiviert heißt dabei die analytische Reflexion der eigenen handlungsorientierten Produkte.
Digitale Medien eignen sich für diese Verfahren schlicht aus der Perspektive des Mediums selbst: Sie vermögen es, die Prozesse und Produkte gleichsam transparent, teilbar und veränderbar zu machen. Diese Perspektive ist wichtig, weil sie über das einzelne Werkzeug hinaus geht. Zwar gibt es verschiedene Applikationen, mit denen beispielsweise Figuren im Comicstil zu Leben erweckt werden können. Aber die Passgenauigkeit der App oder Plattform ist für einen handlungs- und produktionsorientierten Umgang zweitrangig. Im Gegenteil: Gerade die Readjustierung der Perspektive auf Apps kann bedeuten, dass man eine App in einen neuen Kontext setzt und ganz anders gebraucht.
Bevor einzelne Beispiele holzschnittartig beschrieben werden, eine Anmerkung zur möglichen Kritik. Diese besagt - häufig unter Bezug auf einen Mehrwert -, dass die mediale Aufbereitung von Inhalten kein Selbstzweck sein darf. Digitale Medien sollten nur da eingesetzt werden, wo sie etwas bieten, dass ohne sie nicht da wäre. Dass dieser Ansatz problematisch ist, wurde schon häufig besprochen.
In diesem Zusammenhang sei angemerkt, dass eine produktive Arbeit im Deutschunterricht (aber auch im Politikunterricht, in der Gemeinschaftskunde, im Sprachenunterricht oder in Religion und Ethik) drei Dimensionen hat, die gleichsam interdependent sind:
Zu diesen vier Dimensionen kommt in den meisten Fällen eine hohe Motivation, die Hand in Hand mit hoher echter Lernzeit (Meyer) einhergeht. Denkt man die Arbeit mit digitalen Medien von dieser Grundlage her, ist jedwede Rechtfertigung aus einer defensiven Position heraus irrelevant. Eine solche Nutzung ist vielfältig sinnvoll.
Die Einbindung digitaler Medien in den Rahmen von Handlungs- und Produktionsorientierung ist so vielfältig wie die Möglichkeiten des didaktischen Ansatzes selbst, vervielfältigt mit den Möglichkeiten des digitalen Raums. Im Folgenden also „nur“ einige Beispiele.
Wenn diese durch eigene Beispiele im Kommentarbereich ergänzt werden können, wäre dies ein echter Zugewinn.
Figurencasting für ein Drama/ Roman
Accounterstellung einer Figur (auch interessant für Religion und Ethik)
Figurengespräch im Kommentarbereich
Fotoshow einer fiktiven Umgebung
Accounterstellung einer Figur (auch interessant für Religion und Ethik)
Figurengespräch im Kommentarbereich
Fotoshow einer fiktiven Umgebung
Innerer Monolog als Thread (Aneinanderreihung von Tweets)
Liedausschnitte zur Szenen und Passagen
Kurzvideos zu Figuren und Handlungsweisen
Tagebucheinträge von Figuren
Blogs als Literaturtagebücher
Figurenchat über Bilder
Memes aus der Perspektive der Figur
Memes aus der Perspektive über das Werk
Kurzfilme als szenisches Spiel
Musikvideo als Visualisierung einer Thematik
[1] Haas, Gerald/ Menzel, Wolfgang, Spinner Kaspar H.: Handlungs- und produktionsorientierter Literaturunterricht. In: Praxis Deutsch 123/1994. S.17-25.
[2] Waldmann, Günter: Produktiver Umgang mit Lyrik. Baltmannsweiler 1998.
[3] Ebd.
[4] Stocker, Karl: Wege zum kreativen Interpretieren: Lyrik. Baltmannsweiler 1993.
[…] Handlungs- und Produktionsorientierung digital […]
[…] es geht darum, dass es viele Möglichkeiten von digitaler Handlungs- und Produktionsorientierung gibt, die den Unterrichtsgegenstand selbst erweitern. Das heißt also, dass der Gegenstand (in dem […]