Viele Lehrerinnen und Lehrer suchen nach Möglichkeiten, digitale Bildung in den Unterricht zu bringen. Und das auch dann, wenn noch wenig technische Möglichkeiten oder digitale Infrarstruktur gibt. Hier ein Impuls, wie man den Umgang mit und über digitale Medien in den Deutschunterricht implementieren kann. 

Medienbildung muss nichts mit iPads oder Tablets zu tun haben. Im Gegenteil: Im besten Fall zeigt sie den Schülern die Relevanz von Netzpolitik für ihr Leben und belebt gleichsam die Debattenkultur. All das bietet Möglichkeiten für den Deutschunterricht. Dies möchte ich an einem Impuls beschreiben.

Sascha Lobo, Deutschlands wohl bekanntester Blogger, hat eine Kolumne auf Spiegel-Online, in der er gesellschaftliche Prozesse in Relation zur Digitalisierung setzt. Die Schwerpunkte unterscheiden sich, aber es geht immer darum, inwiefern digitale und gesellschaftliche Prozesse ineinander über gehen, miteinander in Beziehung treten, ja, ein und dasselbe Feld der Beobachtung sind. Jeder dieser Texte bietet sich schon an, um Texterörterung zu trainieren, da sie nicht nur nachvollziehbar strukturiert, sondern meist auch rhetorisch ausgeschmückt sind.

Der Clou ist jedoch ein anderer.

In seinem Podcast setzt sich Sascha Lobo ein paar Tage nach seiner Kolumne mit Beiträgen der Nutzer auseinander, die er oftmals sehr genau unter die Lupe nimmt (am kommenden Sonntag, den 14. Oktober wird ein Kommentar des Autors [alias Humkoboldt]darunter sein). Dies kann man sehr gewinnbringend für die Schule nutzen.

Die Schüler lesen einen Kolumnentext als Vorbereitung. Diesen können, aber müssen sie dann nicht analysieren. Was sie analysieren, sind die Kommentare, die der Lehrer ausgesucht hat (das können freilich auch selbst ausgewählte sein, dann ist aber der Effekt ein anderer). Die ausgewählten sind eben jene Kommentare, die Lobo später im Podcast – auch in einer Art erweiterter Texterörterung auseinandernimmt. Das hat für den Unterricht mehrere, sehr fruchtbare Effekte.

  • die Schüler merken, dass das, womit sie sich auseinandersetzen, gesellschaftlich relevant ist
  • sie hören jemandem dabei zu, dessen Beruf die Analyse der digitalen Welt ist
  • sie setzen sich in Beziehung zu dem Autor und können Unterschiede und Gemeinsamkeiten der Analyse besprechen
  • sie nehmen an der für die Demokratie unerlässlichen Debatte Teil
  • sie werden sich bewusst, dass die Textanalyse kein Strafinstrument des Deutschlehrers ist, sondern dazu beitragen kann, die Welt um sie herum zu verstehen

Eine sehr schöne Weiterführung wäre es, die Schüler selbst unter Pseudonym Kommentare zur nächsten Kolumne erscheinen zu lassen. Vielleicht würde Lobo selbst einen dieser Kommentare auswählen und besprechen, was eine tolle Erfahrung des Austauschs wäre.

Insgesamt verdeutlicht dieses relativ einfach umzusetzende Unterrichtskonzept, wie man Medien- und Demokratiebildung so in den Unterricht implementieren kann, dass gleichsam Inhalte des Lehrplans (in dem Fall Texterörterung, Argumentation, Stilanalyse) bearbeitet werden können.

3 Kommentare

  1. Richtig guter Text! Ich hatte schon ewig überlegt, dass ich Lobo unbedingt in meinen Deutsch-Unterricht im Ref integrieren möchte. Hier werden meine Gedanken wunderbar entknotet. Danke dafür!

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