Noch befinden wir uns mitten in der Krise. Aber aus meiner Sicht lohnt es sich, darüber nachzudenken, wie es weitergehen kann, wenn die Schule nach der Pandemie weitergeht. Richtet man den Blick jetzt schon auf Herausforderungen, Probleme und Möglichkeiten, ist man weniger überrascht und kann produktiv arbeiten. 5 Thesen zur Schule nach Corona.
1. Es muss mit einer Reaktion gerechnet werden
Auch wenn es viele anders sehen (wollen): Die Revolution bleibt aus! Und nicht nur das. Dass die Befürchtung, dass der Stoff wieder einmal alles andere in den Schatten stellt, zeigte sich schon nach der ersten Welle. Natürlich wird es wichtig zu evaluieren, wo Lücken bestehen, aber die Herausforderung wird es sein, der (auf den Stoff fokussierten) Reaktion auf diese Zeit entgegenzusetzen, welche Kompetenzen erlernt worden sind und inwiefern diese für die Weiterarbeit sehr fruchtbar sein können.
2. Es muss evaluiert werden, was da ist
Nicht nur Schülerinnen und Schüler, sondern auch Kolleginnen und Kollegen haben sich in der Phase des digitalen Fernlernens fortgebildet und haben im Umgang mit digitalen Medien viel dazu gelernt. Wie viel, das erscheint manchen gar nicht so klar. Denn selbst wenn man kein Profi bei unterschiedlichen Tools ist, kann schon das Wissen über die Erstellung eines PDF, digitale Kommunikation oder das Einbinden eines Links ein Vorteil sein, der im weiteren Verlauf der Schuljahre positiv für alle ist. Deshalb sollte herausarbeitet werden, was geschafft und gelernt wurde, um die Grundlage zu haben, auf der sich weiter aufbauen lässt. Wird dies nicht getan, bringt dies die Gefahr, dass sich alles insofern "normalisiert", dass Entwicklungen wieder zurückgenommen werden oder versacken. Eine Befragung von Schülern, Eltern und Kollegen kann dabei helfen, den Stand der Dinge nachzuvollziehen.
3. Angebote sollten konsolidiert werden
Sobald die verschiedenen neuen Möglichkeiten in den Fächern evaluiert sind, bietet es sich an, diese zu dokumentieren. Neben dem symbolischen Effekt, dass sich daran zeigt, wie viel Neues möglich ist, entsteht so ein (zunächst etwas chaotisches) Kompendium an Angeboten und Möglichkeiten. Welche Systematik eine solche Konsolidierung hat, muss herausgefunden werden, aber es bietet sich an, transparent zu machen, welche Kollegen in welchem Bereich Ansprechpartner sein können. Denn auf diese Weise ist die Konsolidierung gleichzeitig die Grundlage für ein weitergeführtes Fortbildungskonzept.
Inhaltsverzeichnis: 61 Unterrichtsideen
4. Eine systematische Anordnung bedeutet Nachhaltigkeit
Wenn die verschiedenen Angebote und Möglichkeiten, die sich während der Fernlernphase als sinnvoll ergeben haben, gesammelt worden sind und die entsprechenden Experten als Ansprechpartner bereit stehen, ist es sinnvoll, sich eine Struktur zu überlegen, wie ein Mediencurriculum der Schule aussehen kann. Eine Möglichkeit wäre beispielsweise die (digitale) Anordnung der bisher bestehenden Methoden an den Kompetenzen des Strategiepapiers der Kultusministerkonferenz, wie sie hier aufgeführt werden. Ziel einer solchen, schulinternen Systemarisierung ist die Implementierung eines Mediencurriculums, auf das Lehrerinnen und Lehrer zugreifen können um zu sehen, in welchem Fach sich welche digitale Methoden, Plattformen und Anwendungen anbieten.
Dieses Padlet zeigt eine mögliche, kollaborative Möglichkeit, eine solche Systematisierung vorzunehmen. Interessierte können es gerne aufrufen und klonen.
5. Verbindliche Anwendung als mittelfristiges Ziel
Ist eine Systematisierung geschafft, kann auf dieser Grundlage, insofern die Schule sich darauf einigen kann, daran gearbeitet werden, die verschiedenen Aspekte verbindlich einzuführen. Dies würde beispielsweise bedeuten, dass unterschiedliche Fächer für die Einführung bestimmter Tools oder (digitaler) Methoden verantwortlich sind. Das heißt nicht, dass andere Fächer nicht auch daran arbeiten können. Es bedeutet lediglich, dass Fächer für bestimmte Aspekte verantwortlich sind. Will heißen: Als Englischlehrer weiß ich, dass ich ohne weiteres mit einem Hörspiel beginnen kann, da dies in der Stufe zuvor in Geschichte eingeführt worden ist.
Fazit
Es ist mit Spannungen zu rechnen! Gerade die Rückkehr nach dem ersten Lockdown zeigte, dass Technik oftmals mit dem Notfallunterricht verknüpft worden ist. Dies wiederum führte nicht an wenigen Orten dazu, dass sich einige der Technik entledigen sollten, die quasi für den Stress in der Pandemiesituation stand. Das ist eine reale "Gefahr". Aus diesem Grund hat die Beibehaltung jener didaktischen und methodischen Möglichkeiten auch viel damit zu tun, dass jene, die Vorreiter*innen in den Schulen sind, versuchen, eine positive Haltung beizubehalten. Die Nachricht ist: Wir haben es nicht nur geschafft, sondern können auch weiterhin profitieren. Das wird natürlich gerade in einer Situation eine große Herausforderung, in der es viele geben wird, die darauf pochen werden "jetzt mal wieder richtig zu lernen". Dem muss sich entgegengestellt werden. Es geht nicht um richtig und falsch, sondern darum, die nun entwickelten neuen Möglichkeiten als Erweiterung der bestehenden Praxis in allen Schulen zu implementieren, um einen weiteren Schritt Richtung Zukunft Gegenwart zu machen.
Welche Herausforderungen, Probleme, aber auch Möglichkeiten fallen euch noch ein? Ich freue mich auf Kommentare.