Wenn ich nicht so ein Stubenhocker wäre (und nicht so müde gerade), würde ich ja auch mal gern bei so etwas mitmachen. Darf man da auch eine Stunde ganz ohne moderne Medien anbieten, sozusagen als neutrale Vergleichsgruppe? 🙂
Beim #LernLabKAS14 der Kaiserin-Augusta Schule Köln unterrichteten auswärtige Lehrer die Klassen der Schule und ließen ihre medialen Erfahrungen einfließen. Die Zuschauer – darunter Elternvertreter, Politiker, Lehrer und Schüler anderer Klassen – konnten so Einblick die in die Welt des digitalen Lernens gewinnen. Ich konnte als Experte dabei sein.
Zu Beginn ist es ein komisches Gefühl. Ich komme in eine mir fremde Schule, die außerdem noch viel größer ist als diese, die ich gewohnt bin (etwa 700 Schüler/Innen mehr). Es ist etwas chaotisch und suche nach vertrauten Gesichtern, aber das einzige, was ich sehe, gehört einem Mann der wohl gerade drei Münder, sechs Augen und ein Vielfaches an Armen gebrauchen könnte: André Spang rotiert. Er verliert nicht die Contenance, aber außer einem kurzen Hallo ist erst einmal nichts möglich.
Nach einem kurzen Grußwort des Lehrers im fremden Lehrerzimmer (dessen Aura man aber doch von seinen eigenen Erfahrungen kennt), rennen die Besucher und die Stammlehrer in die Klassenzimmer. Ich renne irgendwo hinterher. Es macht Spaß, einem Lehrer, den man über Twitter kennt, beim Unterrichten zuzuschauen, auch wenn ich von dem Thema mehr als nichts verstehe. Wenn ich an meine eigene Schulzeit denke, weiß ich gar nicht mehr, ob ich jemals Biologie hatte. Oder Chemie. Aber wahrscheinlich täuscht das. Während die Schüler arbeiten, beginne ich leise Gespräche, die mich schließlich in die Mensa bringen. Die Brötchen sind fantastisch und ich könnte mir auch vorstellen hier zu bleiben. Geht aber nicht.
Ich muss die Technik holen, man gibt sie mir. Ich gehe in das Zimmer. Viele Kinder (30). Ziemlich viele Zuschauer (12). Dass ich die Bundestagsabgeordnete kenne, die mir die nächste Stunde zuschauen wird, macht es nicht besser. Die meisten Lehrer, die hinten sitzen, kenne ich noch nicht. Es beginnt. Der Beamer geht nicht. Das ignoriere ich und unterrichte. Es geht um die Jahreszeiten auf Twitter. Sammeln, was man über Twitter weiß. 6. Klasse. Verdammt viel. Bin erstaunt. Sage das auch. Beamer geht immer noch nicht. Ich unterrichte weiter. Schlagworte zu den Jahreszeiten sammeln. Will sie in eine WordCloud packen, falls die Geräte funktionieren. Tun sie aber nicht. Ich sammle die tollen Vorschläge und nach etwa der Hälfte der Zeit geht die Technik. Das, was ich zeigen wollte, nämlich die Struktur, die man mithilfe des Pads und der Organisations-App Evernote in den Unterricht bringen kann, fällt natürlich weitgehend flach. Die Kinder gehen auf Twitter. Es macht wohl Spaß. Bis das Internet überlastet ist. Macht aber alles nichts. Wir machen das Beste daraus. Die Kinder tippen in die Tasten. Es entstehen wunderbare Gedichte (was die Lehrerin, die mit ihnen daran arbeitete, am meisten zu verantworten hat). Hat alles gekappt? Nein, gar nicht, Hat aber Spaß gemacht.
Die Stunde danach: Läuft. Die Schüler der 8. Klasse haben schon Accounts. Freuen sich über meinen Nachnamen. Dürfen mich dann auch Mr. Flower nennen. Nur konsequent. Dann suchen sie auf Twitter nach Themen, die sie schon aus dem Buch kennen. Das geht wunderbar. Das Interessanteste wird weitergeleitet und gefavt. Wie man halt heute so zeigt, dass einem etwas gefällt. Hinten drin ist jetzt auch der Rektor. Mich kann gar nichts mehr aufregen. Stunde hat erst angefangen, ist dann wieder rum. Könnte noch länger hierbleiben, aber was will man machen. Ein paar Stunden später wird mich ein Schüler noch fragen, was man noch mit Twitter machen kann. Darüber werde ich mich freuen.
Bin nun gelöst, ja, enthusiastisch. Kenne die meisten Leute nun auch (was vorher auch der Fall war, nun, dass ich es nicht wusste – Zweitnamen auf Twitter sei Dank). Mache noch ein Workshop. Vergeht wie im Flug. Dann ein Video mit Abgeordneten. Ist schnell wieder vorbei. Es geht in die Kneipe, es wird gelacht, man verabschiedet sich. Der Tag ist vorbei.
Man, waren das viele Eindrücke. Ob die Menschen, die bei mir sitzen konnten, etwas mitgenommen haben? Ich weiß es nicht. Aber für mich hat es sich mehr als gelohnt. Ob ich das nächste Mal wieder dabei bin? Ich werde nicht schlafen können, ich weiß es.
Aber nach diesem Erlebnis stellt sich diese Frage nicht mehr. Bis zum nächsten Mal.
Einige Schülerergebnisse nach der ersten Doppelstunde:
Wenn ich nicht so ein Stubenhocker wäre (und nicht so müde gerade), würde ich ja auch mal gern bei so etwas mitmachen. Darf man da auch eine Stunde ganz ohne moderne Medien anbieten, sozusagen als neutrale Vergleichsgruppe? 🙂
Mich würde es freuen, dich kennenzulernen. Müde bin ich auch. Vielleicht sogar als Nachwirkung, denn es war zwar sehr spannend, aber auch (positiv) stressig. Ich denke schon, dass sowas möglich ist. Mal abwarten, wer das nächste Mal etwas startet. Dann sag' ich dir direkt Bescheid (falls du es nicht sowieso über Twitter mitbekommst).