Eine These

Zugegeben: Wenn es um die Einbeziehung von Neuen Medien in den Schulunterricht geht, bin ich wahrscheinlich an dem Ausgangspunkt, den einige Kollegen schon vor Jahren hinter sich gelassen haben. Trotzdem oder vielleicht gerade deshalb, möchte ich von den Versuchen berichten, die Medien funktional und gewinnbringend in den Unterricht zu integrieren. Ausgegangen wird von der These, dass ein für die Schüler nachvollziehbarer, funktionaler Mediengebrauch gleichsam für Möglichkeiten und Gefahren sensibilisiert, ohne freilich suggestiv und nur in eine Richtung zu weisen. 

Zwei Begriffe Seit dem letzten Mal würde ich gerne zwei Begriffe klären, da diese oft missverstanden werden.

Unter dem funktionalen Einsatz von Medien wie z.B. Smartphones (das können auch die der Schülerinnen und Schüler sein, was dann unter dem Begriff #BYOD – Bring Your Own Device – läuft) verstehe ich ein Nutzung, die nicht für sich steht, sondern ein besonderes Ziel vorsieht. Denn das Medium allein macht den Unterricht nicht besser, sondern nur eine überlegte Einbettung in ein Gesamtkonzept.

Gewinnbringend ist etwas für die Schülerinnen und Schüler dann, wenn Sie das Gefühl haben, dass es etwas für den Lernprozess bringt. Ein Negativbeispiel wäre das Finden und Herunterbeten von Wikipedia-Artikeln, die eigentlich nicht verstanden wurden. Eine gewinnbringende Verwendung vom “Werkzeug Smartphone” kann nur mit begleitender Expertise gelingen, die dann nach und nach in Autonomie mündet.

Versuch und Irrtum

Bei meinen bisherigen Versuchen, z.B. Twitter in den Unterricht einzubinden, was in ersten Ansätzen sehr gut gelang, wurde ich zunehmend mit Vorurteilen konfrontiert, die zeigen, dass wir in der Schule noch sehr viel zu tun haben. Vornehmlich geht es um die Gefahren und Negativseiten, die sich ja leider gerade durch die hirnverbrannten „Biernominierungen“ oder falsch verstandene “Ice Bucket Challanges” bei Facebook bestätigen. Oftmals ist es aber auch schlicht die Unkenntnis über die Sozialplattformen, die viele davon abhält, diese einzusetzen. Da wird dann Twitter verteufelt, weil es angeblich private Informationen preisgebe während die funktionalen Grundlagen von Kommunikation und Informationsaustausch einfach beiseite geschoben werden. Ein Merkmal „guten“ Unterrichts Kommunikation untereinander ist dabei aber eine der größten Möglichkeiten, die nicht nur Twitter, sondern auch das schlichte Kommunikationswerkzeug „WhatsApp“ verbindet. Eine funktionale Einbindung kann die Schüler gleichzeitig motivieren und eine „authentische Situation“ kreieren. Vor allem letzteres ist nicht zu unterschätzen. Dies bedeutet (für alle, die Hilbert Meyers Thesen zum „guten“ Unterricht verdrängt haben), dass man es schafft, eine Unterrichtssituation zu kreieren, die möglichst nah an der „Realität“ ist – für den Englischunterricht kann ein Verkaufsgespräch so mit „echten“ Artikeln wie mitgebrachten Schuhen etc. ablaufen.

WhatsApp im Planspiel

In der konkreten Stunde konnte das Kommunikationsprogramm „WhatsApp“ in einem gruppenteiligen Planspiel zu einer Betriebsverlagerung nach Polen (Betriebsrat, Geschäftsführung, Presse, Stadtrat, Kredit-AG, Amt für Wirtschaftsförderung) für die „geheime“ Kommunikation an der Presse vorbei genutzt werden. Auch Termine wurden so abgesprochen, dass mögliche Störfaktoren durch andere Gruppen umgangen werden konnten. Es zeigte sich, dass diese Komponente des „Geschäftlichen“, das durch die Terminabsprachen per Mobiltelefon entstand, in großen Teilen der Schülerschaft zu einer größeren Identifikation mit dem Planspiel führte. Bildschirmfoto 2014-02-09 um 14.48.41

Ausblick

Die Presse, deren Aufgabe es war Korruption oder Begünstigungen innerhalb der anderen Gruppen aufzudecken, schrieb ihre Meldungen an die Tafel. In einem etwas größeren Rahmen (es standen „nur“ drei Schulstunden zur Verfügung, in die man auch die Reflektion einbinden muss, um den Lerngehalt zu objektivieren), hätte die Nachrichten auch Twittern können.

Durch eine Visualisierung der Timeline an den Beamer können Nachrichten so noch schneller verbreitet werden. Insgesamt lässt sich jedoch einmal mehr sagen, dass die Neuen Medien, wenn sie dann, wenn es sich anbietet, eingesetzt werden, vor allem dazu beitragen können, dass die Schüler noch ein wenig motivierter sind. Und dies ist eines der wichtigsten Elemente für einen gelingenden Unterricht.

Das große ABER

Vor allem zwei Dinge spielen in dem dargestellten Rahmen immer wieder eine Rolle. Zum einen die tatsächlich sehr rigiden AGBs, die die Firma aber nach einem Rechtsstreit ändern lassen musste. Inwiefern dies eine Rolle spielen sollte, muss jeder für sich entscheiden. Es kann auch produktiv für eine Sensibilisierung genutzt werden.

Zum anderen wird dem BYOD-Konzept vorgehalten, dass es diejenigen ausschließe, die keine neuen Smartphones haben. Nur auf Grundlage der Stunden, die ich zu dem Thema halten konnte, kann ich sagen, dass dies bisher noch keine Rolle gespielt hat. Etwaige Unterschiede können vor der Stunde thematisiert werden. Schülerinnen und Schüler schaffen es dann sehr schnell, auch zusammen mit einem Handy die Aufgaben zu bewältigen.

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