Die #Blogparade „Und wo surfst du so?“ beschäftig sich mit der Frage, auf welche Seite man geht und ob man sich mit seinem Surfverhalten in der „Comfort Zone“ bewegt, oder auch mal über den Tellerrand hinaus schaut.

Essen, Schlafen, Arbeiten

Wobei Tellerrand eigentlich das Stichwort ist, weil das Essen wohl der einzige Wachzustand ist, in dem ich mich nicht parallel online bewege. Das Fernsehprogramm wird gegoogelt, eine neue Unterrichtsidee gesucht, den Freunden eine Nachricht geschrieben – und so weiter und so fort. Man kennt das. Wenn man das Arbeiten nennen würde, dann würde ich wahrscheinlich immer Arbeiten, außer eben beim Schlafen. Wahrscheinlich war die Idee, einen Tag ohne Facebook zu organisieren nichts andere als Selbsttherapie.

Sehen…

Interessanter Weise ist das Leseverhalten beim Lesen egal welcher virtuellen Erzeugnisse bei mir komplett anders, als wenn ich ein Buch in der Hand habe. Das merke ich vor allem dann, wenn ich über die Buchseiten „scanne“ und nach ein paar Seiten einsehen muss, dass ich nichts behalten habe. Mehr noch: Dass ich den eigentlichen Sinn, den Genuss des Lesens der Informationsentnahme geopfert habe. Der Kopf 1.0 muss wieder auf Genuss schalten.

…und gesehen werden

Gleichzeitig kann ich nur hoffen, dass die meisten Leute nicht so meinen Blog lesen, wie ich es oftmals tue. Denn wenn ich schreibe ist die Konzentration genau so hoch wie beim genussvollen Lesen. Natürlich könnte man sagen, dass hier mit zweierlei Maß gemessen wird. Ich kann nur sagen: Ja, auf jeden Fall.
Das Internet ist in seiner oberflächlichen Form nichts als ein roter Karnevalsteppich, auf dem jedermann seine Ideen aushängen kann – eigentlich nichts Schlechtes. Die Entwicklung führt jedoch auch dazu, dass es nicht mehr darum geht, etwas aus einem Grund zu tun, sondern eben für andere. Schenkt mir ein Like und ich schenke euch meine Gedanken. Gebt mir ein Retweet und ich schreibe einen Blog. Gebt mir ein Plus und ich poste ein Bild. Da, wo das die vermeintliche Bewunderung über den „Schöpfungsakt“ herausgeht, frisst das Ziel das Mittel.
(Vielleicht ist mein momentaner Kulturpessimismus auch nur dem Hunger zuzuschreiben.)

Auf der Suche

Bei vielen scheint es, dass auch die Suche nach ständigen neuen Botschaften aus den Tiefen des Web nach diesem Schema funktioniert. Dabei muss jeder in seiner Komfortzone bleiben, denn ansonsten ließe sich das Gefundene ja nicht weiterverwerten. Schau, was ICH gefunden habe. Schau, was ICH dazu gesagt habe. Schau, wie oft das, was ICH gefunden und darüber gesagt habe, andere dazu geleitet hat, auch etwas darüber zu sagen. Und dann folgt, was folgen muss:
Ein kurzer Aufschrei!
Tebarz-van Elst badet in Gold! Stopp! Neuigkeit!
Michael Schumacher im Koma! Stopp! Neuigkeit!
Petition gegen Markus Lanz! Stopp! Neuigkeit!
Alice Schwarzers Schwarzgeld! Stopp! Neuigkeit! (Wortwitze! Stopp! Neuigkeit!)

Gerne würde ich sagen, dass es bei mir anders ist, dass ich so viel gute Bücher wie schlechte Überschriften lese, dass es mir egal ist, ob jemand das liest, was ich von mir gebe. Ja, gerne würde ich das sagen. Dann würde ich auch aufhören, ständig nach… Einen Augenblick!
Stopp!
Neuigkeit!

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