UNTERRICHT: Der Schluss einer Texterörterung

Bob Blume
I
20. Oktober 2024
2 Kommentare
I
426 views

Zusammen mit der 10. Klasse lernen wir Texterörterungen kennen, also die kritische Stellungnahme von Argumenten eines fremden Textes. Nachdem die typischen Teile durch inhaltliche Auseinandersetzung mit Leben gefüllt worden sind, hat sich nochmals die Frage gestellt, was genau "in den Schluss muss". Beim Schreiben eines Schlusses für eine Texterörterung ist das Ziel, die Argumentation sinnvoll abzurunden und die Ergebnisse in einem größeren Zusammenhang zu bewerten. Ähnlich wie beim Schluss einer Interpretation, kann der Schluss einer Texterörterung eine vertiefte Reflexion bieten, anstatt bloß eine Wiederholung der Argumente oder der Meinung zu sein. Folgendes sollte man bei der Erstellung eines Schlusses für eine Texterörterung berücksichtigen:

Was ein Schluss leisten kann

Ein guter Schluss für eine Texterörterung sollte die wichtigsten Erkenntnisse zusammenführen und eine finale Bewertung oder Reflexion anbieten. Der Schluss ist nicht nur ein Ort, um das Thema abzurunden, sondern auch eine Gelegenheit, die Tragweite der Argumentation zu verdeutlichen oder einen Ausblick zu geben. Zu oft werden Schlüsse jedoch auf bloße Zusammenfassungen reduziert oder enden in leeren Phrasen wie „Das Thema ist wichtig, weil es jeden betrifft“. Das gilt es zu vermeiden.

Für fortgeschrittenere Klassenstufen könnte man sagen, dass der Schluss eine Art "Meta-Reflexion" der Erörterung ist. Man hebt die wesentlichen Argumente noch einmal hervor und bewertet sie in Bezug auf die ursprüngliche Fragestellung. Es ist auch möglich, eine neue Perspektive auf das Thema zu eröffnen oder auf weiterführende Fragen hinzuweisen.

Schwerpunkte für Schlüsse

Verschiedene Ansätze sind denkbar, um einen Schluss für eine Texterörterung zu gestalten:

1. Bewertung der Hauptargumente: Man fasst die wichtigsten Argumente nochmals prägnant zusammen, bewertet sie in Hinblick auf ihre Relevanz und gibt eine klare Stellungnahme ab. Dies sollte jedoch nicht bloß eine Wiederholung sein, sondern das Ergebnis der Argumentation nochmals verdichtet und pointiert präsentieren.

2. Rückgriff auf die Fragestellung oder These: Hier wird die Fragestellung, die am Anfang der Erörterung aufgeworfen wurde, nochmals aufgegriffen und beantwortet. Dabei kann man auch darauf eingehen, ob sich die Position verändert hat oder ob die Argumentation neue Erkenntnisse geliefert hat.

3. Aktualitätsbezug: Der Schluss kann auch einen Ausblick auf die gesellschaftliche oder politische Relevanz des erörterten Themas geben. Dabei sollte ein Bezug zu aktuellen Entwicklungen hergestellt werden, der jedoch direkt auf die vorhergehende Argumentation aufbaut.

4. Weiterführende Gedanken oder Ausblick: Man könnte auf ungelöste Fragen hinweisen oder mögliche Konsequenzen des erörterten Themas thematisieren. Dieser Ansatz eignet sich besonders, wenn die Erörterung selbst keinen klaren Ausgang bietet oder das Thema viele Facetten hat.

5. Selbstreflexion: In fortgeschrittenen Klassenstufen ist es auch möglich, den Schluss zu nutzen, um die eigene Argumentation zu hinterfragen oder alternative Sichtweisen zu berücksichtigen, die nicht ausführlich behandelt wurden.

Beispiel für einen Schluss

Stellen wir uns vor, die Texterörterung hat sich mit der Frage beschäftigt, ob soziale Medien zur Polarisierung der Gesellschaft beitragen. Es sei angemerkt, dass man sich nicht einfach an dem Umfang orientieren kann, weil eine Texterörterung in der 10. Klasse kürzer ist als in der Kursstufe, wo insgesamt mehr Zeit für die Klausur besteht. Die Beispiele dienen also lediglich als inhaltliche Orientierungshilfen.

Bewertung der Hauptargumente: „Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass soziale Medien durch Algorithmen, die auf das Engagement der Nutzer abzielen, die Polarisierung von Meinungen fördern können. Besonders in politischen Debatten führen diese Mechanismen zu einer Verfestigung von Positionen, was das gesellschaftliche Miteinander erschwert. Gleichzeitig bieten soziale Medien auch eine Plattform für den Austausch über nationale und soziale Grenzen hinweg, was die Gesellschaft auch verbinden kann.“

Rückgriff auf die Fragestellung oder These: „Die eingangs gestellte Frage, ob soziale Medien zur Polarisierung beitragen, lässt sich somit nicht eindeutig beantworten. Während sie zweifellos zur Verschärfung von Extrempositionen beitragen können, hängt die tatsächliche Wirkung stark von der Nutzung der Plattformen und den technischen Rahmenbedingungen ab.“

Aktualitätsbezug: „Gerade angesichts der wachsenden Bedeutung von KI und personalisierten Nachrichtenströmen wird die Rolle sozialer Medien in Zukunft weiter an Bedeutung gewinnen. Es ist daher umso wichtiger, sowohl rechtliche Rahmenbedingungen zu schaffen als auch Medienkompetenz zu fördern.“

Weiterführende Gedanken oder Ausblick: „Die Frage, wie soziale Medien gestaltet werden können, um einer Polarisierung entgegenzuwirken, bleibt eine zentrale Herausforderung. Weitere Forschung und politisches Handeln sind notwendig, um die Potenziale dieser Plattformen sinnvoll zu nutzen, ohne die Spaltung der Gesellschaft weiter voranzutreiben.“

Fazit

Der Schluss einer Texterörterung bietet die Möglichkeit, die Argumentation zu einem sinnvollen Abschluss zu bringen und über das Thema hinauszudenken. Er sollte in keinem Fall eine bloße Wiederholung sein, sondern die Chance nutzen, das Thema zu vertiefen oder neu zu beleuchten.

2 comments on “UNTERRICHT: Der Schluss einer Texterörterung”

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Newsletter
warum lernen?
Kategorien
Bildung
Unterricht
Referendariat
Vermischtes
Literatur
Material
chevron-down