DISKUSSION: Die AfD auf der Didacta - eine persönliche Stellungnahme

Bob Blume
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1. Februar 2025
8 Kommentare
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Warum ich den Boycott der Bildungsmesse für den falschen Weg halte. Eine persönliche Stellungnahme 

Zunächst zwei Vorreden, dir mir wichtig sind:

  1. Ich finde es grundsätzlich ärgerlich, dass die AfD es wie keine andere Partei schafft, sich in den Mittelpunkt zu zwängen. Anstatt über die vielen großartigen Projekte, die die Demokratie unterstützen, sprechen wir nun wieder über diese rechtsextreme Partei. 
  2. Meine Stellungnahme soll all jene, die sich anders entscheiden, nicht abqualifizieren. Der schwierige Umgang mit dieser Partei ist letztlich ein sehr persönlicher. Dies ist also auch eine persönliche Einschätzung, der man nicht folgen muss. 

Zur Sache: Unabhängig vom Umgang der Bildungsmesse mit der AfD, die aus meiner Sicht zumindest unglücklich ist, stellt sich aus meiner Sicht eine sehr grundsätzliche Frage: Wie viel Macht räumt man der Präsenz von Demokratiefeinden ein? Als ich die Plattform X verlassen habe, tat ich das aus dem Wissen heraus, dass sie (vor allem seit der Übernahme des neuen Inhabers) durch und durch rassistische Narrative bedient und unterstützt. 

X ist eine Naziparty. Und Gegenrede nützt wenig, wenn man auf einer solchen Party ist. Die Didcata ist aber keine Naziparty. Im Gegenteil: Ein überwältigender Großteil der dort vorgestellten Projekte sind solche, die Demokratie, Vielfalt und Zusammenhalt fördern. 

Boykottiert man die Messe, weil dort ein einzelner Stand einer demokratiefeindlichen Partei ist, befürchte ich eine gegenteilige Wirkung als jene, die man sich womöglich erhofft: Um ein vermeintliches Zeichen zu setzen, gibt man den Demokratiefeinden Macht. Die Macht, dafür zu sorgen, dass sie all jene zurückziehen, die mit ihrer Präsenz den Unterschied machen können. 

Was wäre die Konsequenz aus einem solchen Handeln? Die AfD weiß um ihre polarisierende Wirkung. Und es wird nicht das letzte Mal sein, dass sie versucht, demokratische Kongresse, Institutionen oder Tagungen zu unterwandern. Jedes Mal fernzubleiben, wenn sie auftaucht, bedeutet, das Feld zu räumen. 

Ich halte es da anders: Welche Kraft hätte das Bild einer vollen Messe, auf der sich die Menschen unterhalten, zusammenschließen und sich über demokratieförderliche Projekte informieren und auf der ein einzelner Stand verwaist da steht, völlig isoliert vom Rest des Geschehens? Ich glaube: Eine ungemein große. 

Und deshalb werde ich der AfD nicht die Macht darüber gehen, wegen eines Standes einer Messe fernzubleiben, die ja gerade unter dem Zeichen der Demokratie steht. Sollten die Verantwortlichen gerade deshalb anders handeln? Sicherlich. Aber das steht nicht in meiner Macht. Was in meiner Macht steht, ist Flagge zu zeigen und mich von der AfD weder einschüchtern noch von diesem Ort vertreiben zu lassen. 

8 comments on “DISKUSSION: Die AfD auf der Didacta - eine persönliche Stellungnahme”

  1. Meiner Meinung nach genau die richtige Umgangsweise. Die Stellungnahme ist mir ganz aus dem Herzen geschrieben. Wenn wir alle etwas besonnener reagieren würden bei dem Thema (fällt mir auch nicht immer leicht), könnten wir viel mehr gegen die AfD tun
    - als durch Ausschluss, Gegenhetze etc.. Der Vorschlag, auf die Didakta zu gehen und den Stand der Partei rechts liegen zu lassen, ist genau richtig!
    Daumen hoch und Danke!

  2. Eine Teilnahmeverweigerung ist gleichbedeutend mit dem Eingeständnis, der AFD die Bühne zu überlassen. Die Reaktionen gegen die AFD ist genau das Ziel der "Partei" sich immer wieder medienwirksam in Szene zu setzen. Ich denke, es ist an Zeit durch eine völlige Missachtung zu zeigen, dass sie nichts bewirken können. Rechtes und verfassungswidriges Propagandatum hat in Deutschland keine Stimme.

  3. Hallo, ich habe mir viel von Ihnen angehört. Hut ab. Aber blaues Shirt auf schwarzem Hintergrund als Fürsprecher für einen Stand der AfD auf der DIDACTA?
    Unglücklich gewählt, clever oder Fakebildbearbeitung?
    Ich hoffe sie wissen Bescheid!

  4. Grundsätzlich stimme ich dir zu Bob. In Bezug auf den Bildungssektor sehe die Präsenz der AfD allerdings differenzierter. Ich empfinde es als ein Affront von Seiten der Veranstalter, einer vom Verfassungsschutz beobachteten, antidemokratischen Partei eine Plattform auf einer Bildungsmesse zu bieten. Da fühle ich mich tatsächlich leicht ver…..! Wir bemühen uns nach Kräften - Tag ein Tag aus - in unserer Zusammenarbeit mit Kindern und Jugendlichen die Demokratie zu stärken, dann hol ich mir doch nicht freiwillig die Demokratiefeinde ins Haus. Für mich nach wie vor nicht nachvollziehbar.

    1. Aber ehrlich gesagt sieht das doch keiner anders. Ich auch nicht. Ich finde das genauso schlimm, dass die da sind. Nur die Konsequenz des Handelns ist für mich eine andere. Deshalb schreibe ich von einer persönlichen Entscheidung, die man nicht verallgemeinern kann.

  5. Was auf der Didacta geschieht, ist für diese Partei völlig irrelevant. Wichtig ist allein die Berichterstattung darüber. Muss man sich fragen: wann wird wie und wie viel darüber berichtet werden - mit dieser Partei auf der Messe oder ohne; mit Absagen von anderen auf der Messe oder ohne?

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