[…] war das #twitterlehrerzimmer auch in Form weiteren Teilnehmer*innen vertreten: Jens Lindström und Michael Graf nutzten die […]
Die bezeichnendste Szene der gesamten Tagungstage erlebte ich am ersten Tag. Nachdem ich mich mit Björn Nölte unterhalten hatte, schloss ich mit folgenden Worten ab: "Schön, dass wir uns mal wieder gesehen haben." Die Sache ist - und darauf wies Björn mich hin - wir haben uns zuvor noch nie gesehen.
Auch und vor allem im digitalen Kontext bedeutet das englische Wort "seamless" einen nahtlosen Übergang, zum Beispiel durch die Weiterarbeit an einem anderen technischen Gerät. Ganz allgemein kennt das jeder, der Facebook nutzt und bei der Gelegenheit, bei der er einen alten Bekannten wiedersieht - sofern die Algorithmen es zulassen, dass die Informationen bekannt sind - ganz speziell nachfragen kann. Es geht nicht mehr darum, wie es jemandem geht, sondern was sich seit dem Punkt, den man kennt, möglicherweise geändert hat.
Es ist müßig zu klären, ob das sogenannte #twitterlehrerzimmer nun eine Community ist. Ich würde sagen, es ist nicht mehr oder weniger eine Community wie professionelle Blogger oder Social-Media-Marketer eine Community sind. Es ist ein offener Raum von Menschen, die durch die Nutzung eines Hashtags etwas zeigen. Ich denke, man kann das so formulieren:
Es sprechen Menschen, die zuerst ihr Hobby zum Beruf gemacht haben und danach ihren Beruf wieder zum Hobby.
Natürlich sind auch innerhalb dieses Rahmens Menschen unterschiedlich weit. Aber die Gespräche sind eben "seamless". Die Frage ist im Gegensatz zu den Gesprächen vor Ort viel weniger Was und deutlich weniger Warum, sondern viel mehr Wie.
Das ist für den Einzelnen die "Kehrseite" der Medaille. Diejenigen, die sich seit langem aktiv im #twitterlehrerzimmer bewegen schätzen auch deshalb die informellen Gespräche, weil viele, wenn nicht die meisten, Inhalte formaler Workshops bekannt sind. Kein Wunder: Seit einem halben Jahrzehnt, bei manchen mehr, geht es um das Thema Was und Warum (neue Lernformen implementiert werden können, die digitale Bildung in die Schule kann, neue Methoden und Arbeitstechniken eingeführt werden sollten, neue Inhalte gebraucht werden).
Die spannendste Frage bleibt: Wie machen wir das?
Und das ist dann auch die Frage, die zusammen geklärt wird. Und zwar in nahezu 100% der Fälle innerhalb eines wertschätzenden, sachlichen, respektvollem Austausches. Sogar jene Teilnehmerinnen und Teilnehmer, die sich über oder durch die Plattformen schon überkreuzt haben, erkennen an, dass es nur zusammen für die Sache geht. Welche ist das? Naja: Irgendwas mit Ankommen in einer Zukunft, die schon Gegenwart ist oder so.
Und man mag mir widersprechen, wenn ich die These aufstelle: Jede einzelne Teilnehmerin (Männer sind mitgemeint) könnte mindestens eine Stunde über "zeitgemäßes Lernen" sprechen und damit Leute begeistern, die die meisten Gedanken noch nie in der Form gehört haben. Kein Wunder, wir waren beim Entstehen dabei. Am "Twitter-Diskurs" teilzunehmen, bedeutet, bei der Genese der Gedanken dabei zu sein, die erst viel später als Buch oder sonst wie vorliegen.
Insofern erschien mir wieder einmal die Frage danach, ob es jemandem, der mit über den weg läuft, mehr um Vernetzung, Selbstdarstellung, Inhalte oder sonst etwas ging (nachzulesen in dem Artikel "Das #Twitterlehrerzimmer Eine Kritik") redundant. Spannender war die Frage: Und, wie weit bist du. Oder: Und, wie weit seit ihr seit dem letzten Mal gekommen.
Und ja: Auch wenn die Workshops super waren, sind die informellen Gespräche immer die besten. Oder die Materialien, die man bekommt (nur jene natürlich, die einem nicht schon durch die Vernetzung bekannt waren).
Und diese Tatsache, dass alle (irgendwie ein wenig unterschiedlich, anders und mit verschiedenen Zielsetzungen) an der Sache arbeiten und sich dadurch schon ewig gegenseitig befeuern, inspirieren und vernetzen, lässt mich mal wieder motiviert zurück. So motiviert, dass ich einen Artikel schreibe, in dem nichts Neues steht, zu einem Zeitpunkt, an dem ich eigentlich mal die Füße hochlegen müsste.
Aber das macht man ja auch zu selten: Sich selbst feiern. Und vielleicht ist dieser kurze Artikel genau das: Eine Selbstbeweihräucherung aller, die sich engagieren, extra viel Arbeit leisten und dennoch und trotzdem dafür kämpfen müssen, dass die Dinge umgesetzt werden. Es gibt viel zu tun. Packen wir es an. Dass sich das lohnt, merke ich nicht nur im #Twitterlehrerzimmer. Sondern vor allem, wenn ich euch sehe.
Bis bald!
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