Einige Gedanken zu Aufgabenstellung und Schwerpunktsetzung

Nachdem ich für die letzte Aufgabenstellung für die Prüfung des Realschulabschlusses einen Artikel zur Novelle „Zweier ohne“ schrieb, dessen Kommentare und hohe Besucherzahlen andeuteten, dass dort einige gute Informationen zu finden waren, möchte ich auch dieses Jahr einige Gedanken über die „Ganzschrift“ loswerden. Im Gegensatz zum letzten Jahr möchte ich jedoch zunächst keine inhaltlichen Deutungsansätze vorwegnehmen, sondern grundlegende Äußerungen zur Prüfungsaufgabe machen.[1]

Informationsbeschaffung

Zunächst einmal: Zu dem Stück „Besuch der alten Dame“, das den Rang eines deutschen Klassikers hat, Informationen zu finden, ist eher einfach als schwierig. Das ist aber nicht unbedingt ein gutes Zeichen, weil man in der Informationsflut auch ertrinken kann. Deshalb gilt es, dass man den Lehrer zu Rate ziehen sollte, wenn man sich über eine Seite unsicher ist. Denn es bringt nichts, von einer Seite falsche Informationen zu entnehmen, die einem im schlimmsten Fall auf die falsche Fährte locken.

Die Prüfungsaufgabe

Um verstehen zu können, worauf es ankommt, müssen wir einen kurzen Blick auf die allgemeinen Informationen zur Prüfung werfen.[2]

 

Zwei Worte sind hierbei wichtig: „kreativ“ und „Leerstelle“. Dass die Prüfungsaufgabe ein „produktiver Umgang mit Texten ist“, bedeutet konkret, dass man den Text als Schüler nicht „von außen“ analysiert, wie man es zum Beispiel bei der Lyrik oder der Kurzgeschichte macht, sondern dass man sich in eine Figur hineinversetzt und aus ihrer Perspektive über das Geschehen schreibt (z.B. ein Interview, einen Brief an eine andere Figur, einen inneren Monolog, eine Rede an andere Figuren). Insofern ist die Aufgabe „kreativ“, denn man braucht keine Einleitung, Hauptteil oder Schluss. Man schreibt in einer Leerstelle, das heißt, dass man an einer Stelle im Drama ansetzt, wo die Gedanken, die man schreibt, passen würden, aber von den Figuren nicht geäußert wurden.

In einer Prüfungsaufgabe wird also gefordert werden, aus der Sicht einer Person des Stückes zu schreiben. Sehr wahrscheinlich ist, dass dabei eine kleine Textstelle als Aufhänger gilt, von der aus dann geschrieben wird. Das ist vor allem deshalb so wichtig, weil man so weiß, was die Figur schon wissen kann und was nicht.

Grundlegend kann man vermuten, dass die Prüfungsaufgabe sich eher nicht nur auf den ersten Akt bezieht, weil ansonsten viele Themen ignoriert werden müssten.

Konsequenz für die Schüler/Innen

Zu Beginn sagte ich schon, dass es eher zu viele als zu wenige Informationen über das Stück gibt. Das mag bei der alternativen Ganzschrift „Running Man“ anders sein.[3] Daraus ergibt sich die wichtigste Konsequenz:

Je besser man sich in dem Text auskennt, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, eine gute Prüfung abzulegen.

Das mag nun nicht erwähnenswert klingen, ist es aber insofern, als dass es eben nicht reicht, sich mit Inhaltsangaben aus dem Internet zu versorgen oder Lektürehilfen abzuschreiben. Den Lehrer, der davon nichts weiß, mag das in einer Hausaufgabe beeindrucken. Einen selbst betrügt man damit aber, da diese Dinge in der Arbeit nicht zur Verfügung stehen. Außer…

…man nimmt es sich zu Herzen, dass man in der Arbeit die eigene Lektüre nehmen darf. Das bedeutet, dass man mithilfe der Randnotizen, die auch erlaubt sind, einen riesigen Vorteil erarbeiten kann. Man darf natürlich keine ganzen Inhaltsangaben oder Methoden, wie man eine Textart bearbeitet, in das Buch schreiben, aber die eigenen Schlussfolgerungen sind erlaubt.

Das bedeutet: Wenn ich den Text und damit die Personen und deren Motive genau kenne, kann ich mich auch in jede dieser Personen hineinversetzen und schreiben, als befände ich mich an ihrer Stelle.

Das leidige Schreiben

Als letztes muss noch berücksichtigt werden, dass alles, was die Personen sagen, im Hinblick auf das Thema des Stückes erfolgt. Das heißt, dass es kaum ausreichen wird, ein paar trockene Sätze zu sagen und zu hoffen, dass sie den Inhalt richtig erfassen. Man muss sich auch was die sprachliche Ausdrucksweise angeht ganzschön ins Zeug legen. Wie man das machen kann, ohne stupide Adjektive auswendig zu lernen oder zu lesen? Gar nicht. Nur, wer öfters über schöne Worte stolpert und sich Gedanken über sie macht, vermag es nach einer Zeit auch, sie für sich zu nutzen.

Schlussfolgerung

Eine produktive Aufgabe ist eine schöne Sache, weil es nicht darum geht, einfach nur Elemente einer bestimmten Struktur abzuhaken. Auf der anderen Seite, muss man sicher sein, dass man die zuvor besprochenen Dinge ernst nimmt. Hier eine letzte Zusammenfassung, was man für eine gute Prüfung anstellen muss:

  1. Textkenntnis ist der Schlüssel
  2. Vorsicht bei der Auswahl von Hilfstexten
  3. Lesen, um besser zu schreiben

Soviel zunächst zu den Rahmenbedingungen der Prüfungsaufgabe. Inhaltlich wird voraussichtlich noch einiges folgen. Wer es nicht abwarten kann, darf gerne Fragen stellen, aber ich nehme es mir heraus, nur auf diejenigen zu antworten, die ich für relevant halte. Ich hoffe, ich konnte einigen von euch helfen.

Fußnoten

[1] Wie immer, wenn man Informationen aus dem Internet holt, gilt auch hier, dass man sich darüber im Klaren sein sollte, wie vertrauenswürdig Autor und Seite sind. Hier finden sich einige Informationen zu meiner Tätigkeit als Autor und Blogger. Im Zweifel sollte jedoch immer der eigene Lehrer gefragt werden, weil der es ist, der die Prüfung als erstes abnimmt und bewertet.

[2] Ministerium für Kultus, Jugend und Sport: Realschule. Neue Abschlussprüfunghttp://www.schule-bw.de/schularten/realschule/publikationen/handreichungv2.pdf (Zugriff am 07.12.2014)

[3] Da wir diese Ganzschrift an unserer Schule nicht gewählt haben, wird voraussichtlich kein Artikel darüber erscheinen, es sei denn, es gibt einen großen Wunsch danach. Ich werde dies von den Kommentaren abhängig machen.

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