Es ist ja nicht so, dass nicht schon tausendfach über Twitter geschrieben wurde. All das lasse ich getrost beiseite. Ich schreibe als Noob, also als jemand, der eigentlich keinen Plan von gar nichts hat, der wohl der Zeit hinterher hinkte und das Medium gerade erst entdeckt. Das hat aber auch seine Vorteile.

Paranoia, die oftmals durch schizophrene Geisteszustände verursacht wird, ist oftmals ein Zustand, in dem sich Leute verfolgt fühlen: von Menschen, die sie verehren oder die ihnen böses wollen.

Seit kurzem werde auch ich verfolgt; allerdings: ich habe es mir ausgewählt. Alle 126 Follower (eine ungemein kleine Zahl) sind Leute, die mir folgen, also quasi hinterher gehen und sich anschauen, welche kleinen Zettelchen ich beim gehen verliere. Und wenn sie die Zettelchen gut finden, dann schicken sie sie weiter, an die, die ihnen hinterher gehen.

Alle Folgenden – Follower – in der Sprache der Twitterer, haben natürlich dasselbe „Problem“. Auch sie sind gefangen in ihrer virtuellen Paranoia. Die Frage, die bleibt, und die sich nicht so einfach erklären lässt, ist, warum will man eigentlich verfolgt werden? Bzw. was zeichnet die Menschen aus, die von hunderten oder tausenden gefolgt werden, oder die, die zwar um Hilfe schreien, aber eigentlich nur ignoriert werden?

Das tolle an Twitter ist: es ist nicht nur paranoid, sondern auch demokratisch. Das bedeutet, dass nicht nur Menschen, die in der realen Welt aus welchen Gründen auch immer schon populär sind, verfolgt werden, sondern dass jeder, wirklich jeder, sein virtuelles Gefolge kreieren kann. Das passiert durch die verschiedensten Strategien. Die einfachste ist die, das zu benutzen, was man schon mitbringt. So werden die Schönheiten der Twitter-Landschaft schnell zu verfolgten Role-Models einer Community, die ein jedes Wort der Ikone auf die Goldwaage legt. Was diese nicht-reale Zuneigung bringt, sei dahingestellt, da die Schönheiten mehr als nur einmal am Tag darüber zetern, dass sie nun zwar verfolgt werden, aber trotzdem „irgendwie unglücklich“ sind.

Dann gibt es noch die anderen; vielleicht haben sie nicht so viel Zeit mit dem Fotoapparat, aber mehr mit dem Wort verbracht. Sie werden verfolgt, weil ihre ungemeine Lebensweisheit sich in jedem ihrer kurzen Zwittscherer zeigt. Oder zeigen soll; denn: der Trick ist ja, dass man nur so viele ansprechen kann, wie einen entweder verstehen oder bewundern können. So bauen sich Inseln auf, um die Hauptzwischerer, die versuchen, ihre Inseln zu vergrößern, indem sie so laut zwitschern, dass die virtuell-paranoiden Demokraten der anderen Inseln mit ihrem kleinen Boot auf ihre Insel fahren, anstatt bei den anderen großen Vögeln zu verharren.

Und dann? Eigentlich nichts. Das fantastische dieser Gemeinde ist ja, dass jede Idee, die einem Geist entspringt, jetzt, sofort, gleich, unmittelbar weitergeleitet und von den anderen für gut – oder eben nicht gut erklärt wird.

Und nun muss ich mich bekennen: ich bin ein kleiner, demokratisch-virtueller paranoider Vogel auf der Suche nach Futter. Und wie bekomme ich das? Nun, dass kann alleine ein Text wie dieser zeigen.

Er wird entweder erwähnt – oder eben nicht. Ich kann nur hoffen, dass ich nicht in der Wüste sähe…

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