UNTERRICHT: Der Schluss einer Interpretation

Bob Blume
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14. Januar 2025
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Der Schluss von Interpretationen wird oftmals vernachlässigt: Schülerinnen und Schüler neigen dazu, einfach nochmal dasselbe zu sagen, was schon im Hauptteil vorkommt oder schreiben Floskeln, die keine eigene Relevanz haben. Um dies zu vermeiden, sei hier auf Punkte eingegangen, die einen guten Schluss ausmachen. 

Der Sinn und Zweck des Schlusses

Der Schluss einer literarischen Interpretation dient dazu, das zuvor Erarbeitete abzurunden und einen letzten Akzent zu setzen. Er bietet die Möglichkeit, noch einmal eine prägnante Aussage zu treffen, die dem gesamten Text eine stimmige Klammer verleiht. Allerdings lassen sich hier leicht Fehler machen, zum Beispiel wenn man nur allgemeine Floskeln verwendet oder in reines „Mir hat es gut gefallen“ abdriftet.

Mögliche Bestandteile eines guten Schlusses sind:

Fazit bzw. zusammenfassende Bemerkung:

Allerdings nur, wenn sie wirklich präzise ist und nicht bloß den Hauptteil wiederholt.

Historischer oder gesellschaftlicher Kontext:

Wenn es sich anbietet, hilft ein Blick in die Zeit, in der das Werk entstanden ist. So kann man klären, inwiefern das Thema des Textes für jene Epoche bedeutsam war – das ist besonders interessant bei Werken, die einen starken Bezug zu historischen Entwicklungen haben.

Hervorhebung eines wichtigen Elements:

Ein echtes „Geheimrezept“ für gelungene Schlussabschnitte. Statt sich in allgemeinen Aussagen zu verlieren, lohnt es sich, ein einzelnes, besonders zentrales Stilmittel oder Motiv herauszugreifen und noch einmal zu erläutern, warum es für die Gesamtaussage des Werkes so wichtig ist.

Autorenintention:

Theoretisch kann man vermuten, was der/die Autor*in sagen wollte, aber hier kommt das Konzept der New Criticism ins Spiel, die provokant sagt „Der Autor ist tot“, um zu betonen, dass wir nie genau wissen können, was die Absicht hinter einem Text war. Es gibt immer noch Lehrkräfte, die dies fordern, aber zu einem solchen Schluss kann ich persönlich nicht raten.

Aktualitätsbezug:

Ein Aktualitätsbezug kann ein schöner Schluss sein. Zumindest dann, wenn er präzise ist und sich wirklich anbietet. Denn auch hier besteht die Gefahr, sich in Allgemeinplätzen zu verlieren. Einfach nur zu behaupten, ein Text biete Aktualität, ist zu wenig. Wo tut er das? Und inwiefern? Wenn man diese Fragen beantworten kann, dann kann man dies gut im Schluss anbringen.

 

Was man vermeiden sollte

Natürlich ist es verlockend, persönliche Eindrücke wie „Das Gedicht/ die Kurzgeschichte/ die Parabel lässt sich auf mein Leben anwenden“ zu äußern. Aber gerade hier muss man darauf achten, konkret zu bleiben und überzeugend zu argumentieren. Sonst wirkt der Schluss schnell schwammig und nichtssagend.

Vage Floskeln:

„Der Autor hat bestimmt lange dafür gebraucht“ oder „Mir hat es sehr gut gefallen“ bringen an dieser Stelle keinen Mehrwert.

Reines Wiederholen:

Der Schluss sollte nicht noch einmal alle Punkte des Hauptteils auflisten, sondern sie sinnvoll zusammenführen und abrunden.

 

Wie ein guter Schluss gelingt

Wer am Ende seiner Interpretation zeigen möchte, dass er wirklich verstanden hat, worum es in dem Text geht, sollte im Schlussteil noch einmal Klarheit schaffen. Hier ein paar Tipps, wie das gelingen kann:

1. Auf den Punkt kommen: Fasse die Kernaussage deines Hauptteils so zusammen, dass kein neuer Aspekt ins Spiel kommt – aber dennoch ein Mehrwert entsteht.
2. Eigenständigen Gedanken einbringen: Wenn du ein einzelnes Element (z. B. ein Symbol, ein zentrales Motiv oder eine Erzählperspektive) herausstellst, geh noch einmal kurz darauf ein, warum es für das Verständnis des ganzen Textes essenziell ist.
3. Konkrete Bezüge herstellen: Ein historischer Kontext oder die gesellschaftliche Relevanz kann dann sinnvoll sein, wenn sie erkennbar ins Werk hineingehört.
4. Appelle oder Aktualisierungen: Ein Bezug zur Gegenwart, ob zustimmend oder kritisch, sollte gut begründet sein. Manchmal ist es auch interessant zu betonen, warum ein Text _nicht_ mehr aktuell ist – das erfordert aber Mut und eine überzeugende Argumentation.

Fazit

Der Schluss einer Interpretation ist keineswegs ein überflüssiges Anhängsel. Ganz im Gegenteil: Er entscheidet oft darüber, ob man den Leser oder die Leserin mit einem Aha-Effekt zurücklässt oder ob der Eindruck entsteht, man habe lediglich Pflichterfüllung betrieben. Wer sich ein oder zwei gut durchdachte Punkte herauspickt und diese kurz, aber prägnant zusammenfasst, kann hier echte Qualität liefern. So zeigt man nicht nur, dass man den Inhalt verstanden hat, sondern auch, dass man sich eigene Gedanken gemacht hat, die über reines Zusammenfassen hinausgehen.

 

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