BILDUNG: (Jugend-)Literatur von Frauen

Bob Blume
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27. Mai 2019
2 Kommentare
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Obwohl ich unter anderem Englisch und Deutsch studiert habe, kann ich sagen, dass ich kein ausgewiesener Experte für deutschsprachige oder englischsprachige Autorinnen bin. Tempest, Atwood, Austen, Rowling, Berg und die Lyrik von Wohmann, Kaschnitz, Ausländer. Dann wird es aber auch schon dünn. In der Schule, dem Ort also, für Schülerinnen und Schüler im besten Fall ans Lesen herangeführt werden, ist die Auswahl der Texte von männlichen Autoren dominiert.  Wer weitergehendes Interesse hat, findet bei diekanon viele weitere Autorinnen.

Da ich nicht nur selbst meinen Horizont erweitern möchte, sondern auch der Meinung bin, dass Schülerinnen und Schüler ein breites literarisches Spektrum kennenlernen sollten, indem Autorinnen selbstverständlich enthalten sind, war ich wieder einmal sehr froh über mein digitales Netzwerk. Ich stellte die Frage nach möglichen Texten und bekam viele Antworten, die ich nun ein wenig aufbereitet mit euch teilen möchte. Dabei gehen die Vorschläge über Schullektüre hinaus, was ich sehr begrüße. Die Auswahl geht vom Jahre 2019 bis in die frühen 90er Jahre. Am Ende gibt es den Artikel (mit anderem Vorwort) für alle, die jungen und alten Mädchen und Jungen oder Männern und Frauen Vorschläge für gute Literatur machen wollen.

Herzlichen Dank an alle, die einen Vorschlag beigesteuert haben.

Die Auswahl erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit und kann sehr gerne in den Kommentaren ergänzt werden.

 Julia von Rein-Hrubesch: Das Flüstern der Pappeln (2019)

Als Hennie nach dem Studium und einigen Jahren im Ausland an den elterlichen Hof zurückkehrt, fühlt sie sich verloren. Sie weiß nicht, was sie mit sich und ihrem Leben anfangen soll. Bevor sie sich fragen kann, wonach sie auf der Suche ist, fallen ihr die Briefe in die Hände. Briefe, die ihre Großmutter geschrieben hatte und die nun zurückkommen, einer nach dem anderen, Woche um Woche. Hennie findet heraus, dass die Schriftstücke für einen Mann bestimmt waren. Und dieser Mann war nicht ihr Großvater ... (Ausschnitt aus der Amazon Beschreibung)

Sibylle Berg: GRM: Brainfuck (2019)

Eine Interpretation einer Kurzgeschichte von Sibylle Berg findet sich auf diesem Blog.

»Vermutlich war der Einzelne schon immer unwichtig. Es fiel nur weniger auf.«
Die Brave New World findet in wenigen Jahren statt. Vielleicht hat sie auch schon begonnen. Jeden Tag wird ein anderes westliches Land autokratisch. Algorithmen, die den Menschen ersetzen, liegen als Drohung in der Luft. Großbritannien, wo der Kapitalismus einst erfunden wurde, hat ihn inzwischen perfektioniert. Aber vier Kinder spielen da nicht mit – sondern gegen die Regeln. Und das mit aller Konsequenz. Willkommen in der Welt von GRM. (Ausschnitt aus der Amazon-Beschreibung)

Siri Hustvedt: Damals (2019)

Eine junge Frau bezieht ein winziges Zimmerchen im heruntergekommenen Morningside Heights. Das Jahr ist 1979, und S.H. kommt direkt aus der amerikanischen Provinz; daher ihr Spitzname: "Minnesota". Das wilde New York lockt, und sie, die Schriftstellerin werden will, genießt den Schmutz wie den Glanz, das turbulente Leben wie die Einsamkeit. (Ausschnitt aus der Amazon-Beschreibung)

Koschka Linkerhand: Die Irrfahrten der Anne Bonnie (2018)

Irland, 1704: Nach einem Skandalprozess um seine Affäre mit einer Dienstmagd und sein uneheliches Kind kehrt der Anwalt William Cormac seiner Heimat den Rücken und wird Baumwollfarmer in der Neuen Welt. Seine Tochter Anne wächst auf den Plantagen Carolinas in großer Freiheit, jedoch ohne viel menschliche Gesellschaft auf. (Ausschnitt aus der Amazon-Beschreibung)

Jenny Erpenbeck: Gehen, ging, gegangen (2017)

Wie erträgt man das Vergehen der Zeit, wenn man zur Untätigkeit gezwungen ist? Richard, emeritierter Professor, kommt durch die zufällige Begegnung mit den Asylsuchenden auf dem Oranienplatz auf die Idee, die Antworten auf seine Fragen dort zu suchen, wo sonst niemand sie sucht: bei jenen jungen Flüchtlingen aus Afrika, die in Berlin gestrandet und seit Jahren zum Warten verurteilt sind. (Amazon-Beschreibung)

Caroline Brinkmann: Die Perfekten (2017)

Rain ist ein Ghost. Sie lebt außerhalb des Systems. Seit ihrer Geburt ist sie auf der Flucht vor den Gesegneten, einer perfekten Weiterentwicklung der Menschen, die mit eiserner Hand regieren und das Volk unterdrücken. Rain weigert sich jedoch, sich ein Leben lang zu verstecken, und begeht einen fatalen Fehler. Sie bricht die wichtigste Regel der Ghosts: Vertraue niemandem! (Amazon-Beschreibung)

Olga Krjasnowa: Die juristische Unschärfe einer Ehe (2016)

Leyla wollte immer tanzen. Doch nach einem Unfall muss sie das Bolschoi-Theater in Moskau verlassen. Altay ist Psychiater. Nachdem sich seine große Liebe umgebracht hat, lässt er keinen Mann mehr an sich heran. Altay und Leyla führen eine Scheinehe, um ihre Familien ruhigzustellen. Als die beiden mit Mitte zwanzig in Berlin von vorne anfangen, tritt Jonoun in ihr Leben. (Amazon-Beschreibung)

Kirsten Fuchs: Mädchenmeute (2016)

«Unsere Eltern denken, dass wir im Camp sind. Niemand vermisst uns in den nächsten zwei Wochen. Wir können machen, was wir wollen! Was wir wollen… Überlegt doch mal! Einfach alles. So frei sind wir nie wieder. Nie wieder in unserem Leben.» Das schlug bei mir ein wie eine Bombe. Freiheit – da gab es so viele Lieder drüber. So was wie Freiheit war für so was wie Tiere. Hatte ich bis dahin immer gedacht. Es hatte nichts mit mir zu tun. Aber auf einmal war ich also frei. Genau in diesem Moment! Es roch auch alles ganz frei. Nach freier Nacht, freiem Mond, freiem Gras und freiem Himmel. (Amazon-Beschreibung)

Eva Menasse: Quasikristalle (2014)

Mit unbestechlichem Blick für Frauen, ihre menschlichen Schwächen und das, was man an ihnen lieben muss, zerlegt Eva Menasse die Biografie einer Frau in ihre unterschiedlichen Aspekte. In dreizehn Kapiteln zeigt sie Xane Molin als Mutter und Tochter, als Freundin, Mieterin und Patientin, als flüchtige Bekannte und treu lose Ehefrau. Zu Beginn ist Xane vierzehn Jahre alt und erlebt mit ihrer besten Freundin einen dramatischen Sommer. Am Ende ist sie Großmutter und versucht, für den Rest des Lebenswegs das Steuer noch einmal herumzureißen. (Amazon-Beschreibung)

Birgit Vanderbeke: Die Frau mit dem Hund (2014)

Als Pola, die Frau mit dem Hund, eines Tages vor Jule Tenbrocks Wohnungstür im siebten Distrikt auftaucht, bringt sie neben Jules geordnetem Alltag vor allem ihre Seelenruhe aus dem Gleichgewicht. Denn Pola ist schwanger, und das ist in Jules Welt nicht vorgesehen. Aber vielleicht weiß ihr eigenwilliger Nachbar Timon Abramowski ja einen Ausweg. (Amazon-Beschreibung)

Judith Schalansky: Der Hals der Giraffe (2012)

Anpassung im Leben ist alles, weiß Inge Lohmark. Schließlich unterrichtet sie seit mehr als dreißig Jahren Biologie. In einer Stadt im hinteren Vorpommern. Dass ihre Schule in vier Jahren geschlossen werden soll, ist nicht zu ändern – die Stadt schrumpft, es fehlt an Kindern. Aber noch vertreibt Inge Lohmark, Lehrerin vom alten Schlag, mit ihrem Starrsinn alles Störende. Als sie schließlich Gefühle für eine Schülerin entwickelt und ihr Weltbild ins Wanken gerät, versucht sie in immer absonderlicheren Einfällen zu retten, was nicht mehr zu retten ist. (Amazon-Beschreibung)

Zsuzsa Bánk Die hellen Tage (2012)

„Die hellen Tage“ ist ein wunderbarer, sehr leiser Roman über Kindheit, Freundschaft, Verlust, über das Erwachsen werden und Erwachsen sein. (Yvonne Kaeding, Rezensentin auf Amazon)

Iva Procházková: Die Nackten (2011)

Freies Unterrichtsmodell auf diesem Blog

Ein heißer Sommer, Berlin und das wilde Niemandsland an der tschechischen Grenze – das ist die Kulisse für das Leben fünf junger Menschen. Ganz verschieden, und doch sind sie alle vertraut miteinander: Sylva ist eine Hochbegabte, geht lieber schwimmen als in die Schule. Niklas hat ein Faible fürs Filmemachen, verliert sich aber mit der bildschönen Evita in der Drogenszene. Filip ist verliebt, aber viel zu verkopft für spontane Gefühlsäußerungen. Robin steht unter dem Pantoffel seines Vaters. Da begegnet er Sylva und macht mit ihr etwas völlig Verrücktes … (Amazon-Beschreibung)

Juli Zeh: Corpus Delicti: Ein Prozess (2010)

Jung, attraktiv, begabt und unabhängig: Das ist Mia Holl, eine Frau von dreißig Jahren, die sich vor einem Schwurgericht verantworten muss. Zur Last gelegt wird ihr ein Zuviel an Liebe (zu ihrem Bruder), ein Zuviel an Verstand (sie denkt naturwissenschaftlich) und ein Übermaß an geistiger Unabhängigkeit. In einer Gesellschaft, in der die Sorge um den Körper alle geistigen Werte verdrängt hat, reicht dies aus, um als gefährliches Subjekt eingestuft zu werden. Juli Zeh entwirft in Corpus Delicti das spannende Science-Fiction-Szenario einer Gesundheitsdiktatur irgendwann im 21. Jahrhundert, in der Gesundheit zur höchsten Bürgerpflicht geworden ist. (Amazon-Beschreibung)


Julia Franck: Die Mittagsfrau (2009)

1945. Flucht aus Stettin in Richtung Westen. Ein kleiner Bahnhof irgendwo in Vorpommern. Helene hat ihren siebenjährigen Sohn alleine durch die schweren Kriegsjahre gebracht. Nun, wo alles überstanden, alles möglich scheint, lässt sie ihn allein am Bahnsteig zurück und kehrt nie wieder ... (Amazon-Beschreibung)

Alina Bronsky: Scherbenpark (2009)

Was macht ihr Debüt so besonders? Da ist zum einen die siebzehnjährige Sascha Naimann, die aus Moskau nach Deutschland gekommen ist und mit ihren zwei jüngeren Geschwistern im Scherbenpark lebt – einem Hochhaus-Ghetto, in dem eigene Gesetze herrschen, die sie mit wilder Entschlossenheit bricht. Da ist zum anderen das katholische Elite-Gymnasium, das Sascha wegen ihrer Hochbegabung und ihrer prekären Lebenssituation angenommen hat, mitsamt den behüteten und ausstaffierten Mitschülerinnen, die keinen Schimmer von Algebra haben, aber ein volles Freizeitprogramm. (Ausschnitt der Beschreibung auf Amazon)

Harriet Köhler: Ostersonntag (2007)

Dies ist eine ordentliche Familie – hier spricht man nicht miteinanderIn ihrem beeindruckenden Debüt erzählt Harriet Köhler von vier Menschen, die ihre Familie am liebsten loswerden würden. Aber es bleiben die Wut, das Unverständnis, die Angst vor dem Altwerden und die Sehnsucht nach Anerkennung und Anteilnahme. (Ausschnitt der Beschreibung auf Amazon)

Claudia Klischat: Morgen. Später Abend (2005)

Nach einer Liebesnacht mit der wesentlich älteren Babs Stanebein wacht der junge Pizzabote Tom morgens auf und weiß nicht mehr, wer die Frau neben ihm ist, was geschehen ist und wo er eigentlich ist. (Ausschnitt der Beschreibung auf Amazon)

Bettina Gundermann: Lysander (2005)

Lysander, der entstellte Junge mit der großen musikalischen Gabe, die keiner kennt und keiner schätzt – bis er Riccardo kennenlernt. Ein Leben aus Depressionen, Selbstverletzung, Zwängen. Doch Riccardo findet ein Ventil, lehrt Lysander, was es heißt, Vorfreude zu empfinden, zeigt ihm einen Weg, seine Musik nach draußen zu tragen, verrät ihn (Ausschnitt Rezension Buchperlenblog).


Gudrun Pausewang: Die Wolke (1997)

Eine todbringende Wolke über Deutschland. Was niemand wahrhaben wollte, passiert: Deutschland erlebt einen Super-GAU. Die 14-jährige Janna-Berta verliert ihre Familie und landet selbst im Lazarett. (Amazon-Beschreibung)

Agota Kristof: Die dritte Lüge (1993)

Lucas kehrt nach Jahrzehnten zurück in die Stadt seiner Kindheit. Er erinnert sich an die Jahre der Einsamkeit, getrennt von seinem Zwillingsbruder Claus, an den Krieg, an den gemeinsamen Unterschlupf bei der Großmutter "Hexe". Nun sucht er seinen Bruder. (Amazon-Beschreibung)

2 comments on “BILDUNG: (Jugend-)Literatur von Frauen”

  1. Schade, dass ich diesen wertvollen Artikel nicht früher gelesen habe, hatte nämlich eben dieses Dilemma Ende Dezember. Habe dann meinen LK gefragt, was sie gerne lesen wollten und auf der Grundlage von Empfehlungen der Kolleginnen vier Romane von Gegenwartsautorinnen zurWahl gestellt. Die Wahl fiel auf Mariana Lekys Roman „Was man von hier aus sehen kann“. Das einzige Problem war dann, dass es keine Materialien dazu gibt und ich quasi wie im Ref (nach 22 Jahren) alles selbst erarbeiten musste. Eigentlich kein Ding, hat man ja gelernt, aber die Zeit!!!!!
    Schlussendlich hat es den Schüler:innen sehr gut gefallen und wir konnten auch von ganz alleine eine Menge herausarbeiten. Fazit: bitte mehr Autorinnen im sogenannten Kanon! Und passendes Material dazu bitte! P

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