Klassenarbeiten: Der Gram, die Schmach, das Martyrium für die geschundenen Schülerinnen und Schüler jedes Alters. Aber beizeiten eben auch Situationen, in denen die Schüler das machen können, was sie im Schuljahr, ja, man möchte sagen, jahrelang im Unterricht nicht machten: Fragen stellen. Und weil das so ist, sind die Fragen auch sehr kreativ und vielschichtig. Am liebsten möchte man sie in die Arbeit mit einbeziehen. Dabei hat man als Lehrer ab und zu nicht ganz faire Antworten auf den Lippen.

 

Soll ich da meinen Namen draufschreiben?

Nein, bitte lass es. Erstens erkenne ich das, was man im Volksmund Schrift nennt, sowieso nicht wirklich. Und wenn ich es würde, dann würde ich bei dir sowieso einen zweiten Würfel dazu nehmen.

Darf ich noch ein Blatt rausholen?

Nicht wirklich, nein. Zugegeben: Ich kopiere in jeder Stunde 20 Blätter mehr als nötig, weil ich weiß, dass zwischen Erhalt und Verlust manchmal nur ein Atemzug liegt, aber in diesem Fall ist mir der Regenwald, ehrlich gesagt, wichtiger.

Darf ich was essen/ trinken?

Da ich schon einmal gesehen habe, wie du Nahrung zu dir nimmst, ist es keine Frage von können, sondern von einer allgemeinen Fähigkeit, die ich dir nicht so direkt absprechen möchte. Aber die Klasse sollte auch nach dieser Stunde benutzt werden können.

Wie meinen sie die Aufgabe?

Oh, ganz und gar nicht so, wie es dort in präzisen Lettern geschrieben steht. In Wirklichkeit verbirgt sich hinter der Fragestellung ein diffiziles Muster, das zu entschlüsseln du erst weit nach der Pubertät in der Lage bist. Gib dich damit zufrieden, überhaupt einmal solch einen König von Aufgabe zu Gesicht bekommen zu haben.

Darf ich hinten auf dem Blatt weiterschreiben?

Natürlich darfst du das. Da aber meine Zeit begrenzt ist (vielen bekannt, was den Intellekt angeht), werde ich hinterher nur so tun als habe ich es gewusst. In Wirklichkeit lese ich nicht weiter als drei Zeilen und summe dann stumm das Lied vom Namen des Fuchses.

Ist es wichtig, dass wir auf die Rechtschreibung achten?

Ich bitte dich! Es ist doch nicht das Fach Deutsch. Nur in Deutsch muss man auf die Rechtschreibung achten. In allen anderen Fächern ist es durchaus möglich, die wichtigsten Regeln der Grammatik zu ignorieren. Ich möchte geradezu alle ermutigen, eine eigene, ganz individuelle Phantasiesprache zu nutzen, da mir dieses Deutsch trotz muttersprachlicher Fähigkeiten in Bezug auf Arbeiten geradezu lächerlich langweilig vorkommt.

Ist die Arbeit schwer?

Im ersten Moment könnte man die Frage paradox nennen. Aber nicht ich. Meine Antwort: Ja, das ist sie. Und zwar so schwer, dass ich keine der Fragen beantworten könnte, nachdem ich sie gestellt habe. Nun, da wir bei der Wahrheit sind, möchte ich hinzufügen, dass ich kleine Zwergengestalten mit überproportionalen geistigen Fähigkeiten angestellt habe, die unter meinem Schreibtisch sitzen und die für mich selbst viel zu schwierigen Fragen beantworten und somit auch für mich korrigieren können.

Können wir etwas anderes machen, wenn wir fertig sind?

Ja, tanzt den Namen sämtlicher euch bekannter Youtuber. Und wenn ihr fertig seid, dann beginnt von vorn.

 

 

 

Anmerkung: Liebe Leserinnen und Leser. Nachdem der Artikel in die Kritik kam, möchte der Autor anmerken, dass er weder die Fragen lächerlich findet noch derlei Antworten gibt. Es handelt sich lediglich um eine ironische Zuspitzung, wie der Autor sie auch schon wiederholt über sich und seinen Beruf verfasst hat. Fragen und Antworten sind frei erfunden. Was meinen Sie/Ihr? Kommentare sind erwünscht.

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