Ich habe eine E-Mail bekommen, wie ich sie häufiger bekomme. In ihr beschreibt eine Lehrerin ihre momentane Lage zwischen Motivation und Lust darauf, Schule weiterzubringen auf der einen; und ihrer Machtlosigkeit gegenüber Behörden auf der anderen Seite. Die Fragen, die mir diese Lehrerin gestellt hat, höre ich öfter. Und ich kann sie nicht beantworten. Falls jemand Ideen hat, ist er oder sie willkommen, diese in die Kommentare zu schreiben. Vor allem aber möchte ich mit dieser selbstverständlich mit der Schreiberin abgesprochenen Veröffentlichung deutlich machen, wie es auch in vielen Teilen von Deutschland aussieht. Aus meiner Sicht müssen Situationen und Zustände, wie Sie hier beschrieben werden, schnellstmöglich behoben werden. laufen Lehrer*innen sehenden Auges in den Burnout. Die E-Mail ist, mit Ausnahme von Anonymisierungen, unbearbeitet. 

E-Mail: Notruf aus Berlin

Bitte entschuldige die Störung. Wahrscheinlich wirst du das nicht lesen, weil du bestimmt 1000e von Mails bekommst 🙂
Aber heute ist wieder ein mal eine dieser Tage, an denen ich nur noch sitzen und weinen könnte 🙁
Ich bin Datenschutzbeauftragte meiner Schule. Meine Fächer sind Informatik und Deutsch und ich bin Lehrerin in Berlin. Ich bin Klassenlehrerin einer 7. Klasse – der Informatik/Technik-Klasse 🙂 Ich liebe meinen Job!

Auch in Corona-Zeiten bemühe ich mich mit ganz vielen lustigen, kreativen und interessanten Inhalten die SchülerInnen zu motivieren. Ich liebe meine Klasse! Mit den ganzen Ideen, die ich über Instagram und natürlich bei dir hole, macht das umso mehr Spaß!
Ich selbst habe zwei Kinder (9 und 4 Jahre alt) und die helfen mir ganz oft beim Basteln und erstellen der Materialien 😀 Dafür vielen vielen Dank! Vor allem auch deine Beiträge zum Abi Deutsch! Meinen Grundkurs habe ich ganz oft mit deinen Ideen unterrichtet 😉
Auch vielen Dank für deine Unterstützung und deine Worte!!!

Ich bin erst seit 2 Jahren an der Schule und fühle mich sehr wohl im Kollegium. Aber ich habe leider nicht viel “Macht” 🙁
So werden Dinge, die ich datenschutztechnisch bemängel oft nicht gehört 🙁 Natürlich nicht böse gemeint, denn alle wollen ja, dass es läuft! Mit den ganzen Vorgaben sind uns natürlich die Hände gebunden. In der Schule haben wir, ein Kollege und ich, seit letztem Jahr die Nextcloud (als Schulcloud) und Kopano (Mailserver) eingerichtet und in unserer Freizeit (!) alle geschult, alles angepasst, etc. Leider laufen die Systeme noch nicht perfekt, da wir auf die IT angewiesen sind, die mit der Senatsverwaltung kooperieren.

Ein eigenständiges Vorgehen ist nicht erwünscht… Viele der Sachen würden wir einfach “quick and dirty” lösen (habe lange Jahre in der Informatik-Branche gearbeitet, bevor ich in den Schuldienst zurückging), aber wir dürfen es nicht 🙁
Nun haben wir das Problem, dass wir wegen des Flaschenhalses keine Videokonferenzen über unsere Server führen können.
Also wählt jeder sein eigenes Tool. Vorgaben von der Schule gibt es leider nicht 🙁
Ich bin ständig am Telefonieren mit dem Datenschutzbeauftragten des Bezirks. Leider können dir mir auch nur sagen, was wir nicht dürfen und was empfohlen wird.
Nun mischen sich natürlich auch die Eltern alle ein (zurecht!). Einige wollen uns helfen und regen sich natürlich auf, wie es gerade läuft. Über Senfcall wurde nun ein virtueller Klassenraum eingerichtet. Diese Seite wird vom Berliner Senat (noch) nicht empfohlen, sie kannten es nicht mal 🙂
Ich weiß nicht mehr, wen ich was fragen soll. Ich komme einfach nicht weiter. Wen kann ich fragen? Was kann ich machen? Die gängigen Tools, wie BigBlueButton funktionieren nicht fehlerlos 🙁 Schullizenzen haben wir nicht? Keiner weiß, wo man so was beantragen kann…
Ich brauche Hilfe! Kannst du etwas empfehlen? Kannst du mir sagen, ob jemand Senfcall in der Schule nutzt? Wie sollte man mit solchen Eltern und KollegenInnen umgehen?

Meine Leidenschaft möchte ich nicht verlieren, aber meine Motivation neigt sich dem Ende…
Kannst du mir helfen? Oder wen könnte ich fragen? Oder gibt es ein Forum, in dem man so was diskutieren kann?

Hab vielen Dank lieber Bob!

Ich wünsche dir einen zauberschönen Tag!

6 Kommentare

  1. Lieber Bob,
    ich kann vieles von dem Beschriebenen nachvollziehen.
    Mein erster Tipp wäre, Kontakt zum IT-Regionalbeauftragten des Bezirks aufzunehmen. Jede Region/Bezirk in Berlin hat solch einen IT-RB. Dieser stellt lt. eEducation Masterplan die Schnittstelle zwischen ITB der Schule, dem Schulträger, der Schulaufsicht und der Senatsverwaltung dar. Heißes Thema gerade: Einführung von itsLearning als Alternative zum Lernraum Berlin …
    Gruß Florian

  2. Liebe Berliner Kollegin, lieber Bob,
    bei allem, was kein ganz individuelles Problem ist, finde ich Vernetzung und Austausch mit Menschen in vergleichbarer Lage wichtig – also Datenschutzbeauftragte der Nachbarschulen / vergleichbarer Schulen.
    Bei Tools, z.B. für Videokonferenzen, wäre mein persönlicher Ansatz, rechtlich einwandfreie und von der Verwaltung empfohlene Angebote zu nutzen (BBB), auch wenn sie vielleicht nicht so problemlos funktionieren. Dann mögen sich halt die Eltern / KuK für Verbesserungen einsetzen.

  3. Lieber Bob,

    ich habe gerade Deinen Blogeintrag gelesen,
    mir fällt spontan der Lernraum Berlin ein bzw. die VHS und das IDTZ.
    Der folgende Link führt zu den entsprechenden Ansprechpartnern.
    https://www.lernraum-berlin.de/start/index.php?id=179
    Ich würde bei dem Herrn Grabs als Ansprechpartner für technische Administration der Lernplattform nachfragen.
    Vielleicht hat er eine Idee.
    Ansonsten würde ich mich an Frau Tempelhoff wenden.
    Liebe Grüße aus dem sonnigen Berlin.

    Mit freundlichen Grüßen

    Martina Grosty

    https://grosty.de
    http://digitale-bildung-berlin.de

  4. Die Senatsverwaltung hat kürzlich die Lizenz für itsLearning erworben und im Newsletter allen interessierten Schulen aufgerufen sich zu melden. Ich habe nicht genau verstanden, was konkret benötigt wird, aber ItsLearning ist ein sehr gutes LMS, das als schulweit verwendetes Tool Struktur reinbringt, Lehrkräfte vernetzt, Umdenken bei möglichen Aufgabenformaten befördert und zudem sehr ansprechend gestaltet ist.
    Es gibt Schulen in Berlin, die das schon länger nutzen. Der Austausch zwischen Schulen ist wahrscheinlich der beste Weg, wenn auch ein langer….
    Viele Grüße aus Berlin!
    Katja Wallis

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