Es wäre großartig, ein komplettes Beispiel zu sehen. Welche Schritte sind notwendig, welche Prompst werden verwendet? Wo wird nachbearbeitet?
Bei meinen Vorträgen der letzten Monate fragte ich die Teilnehmenden regelmäßig ab, ob sie ChatGPT und Co. nutzen und wie oft sie das tun. Durchschnittlich nutzten Lehrkräfte ChatGPT regelmäßig, etwa einmal die Woche. Meine Reaktion: Ich gehe davon aus, dass dies in Zukunft häufiger der Fall sein wird. Warum? Wenn man einmal die für einen selbst nützlichen Anwendungsfälle ausprobiert hat, gibt es keinen Grund mehr, dies nicht zu tun. Allerdings gibt es eine wichtige Komponente, die zu Beginn des Artikels erläutert wird. Danach folgen einige Anwendungsfälle, die zu Beginn eines Schuljahres nützlich sein können.
In seinem Buch "Co-Intelligence", das ich sehr empfehlen kann, stellt der Autor Professor Ethan Mollik vier Regeln auf, die für die sinnvolle Nutzung für KI gelten. Alle auszuführen würde den Rahmen sprengen, aber die zweite Regel ist für die Nutzung (und damit für diesen Artikel) extrem sinnvoll: "Sei der Mensch im Kreislauf" (eigene Übersetzung). Damit gemeint ist, dass man seine eigene Expertise auf die Ergebnisse anwenden sollte (und muss), damit man keine falschen Informationen, Halluzinationen oder Lügen übernimmt. Ich würde sagen, dass noch ein weiterer Punkt wichtig ist: Keiner von uns möchte beispielsweise einen Elternbrief oder dergleichen lesen, bei dem keine menschliche Intention beteiligt ist.
Deshalb ist gleich nach der zweiten Regel von Mollik ("Behandle die KI wie eine Person, aber sag ihr, welche Person sie ist") es wichtig, das, was vorgeschlagen wird, immer erst als Entwurf zu nutzen. Der eigentlich wichtige zweite Schritt erfolgt dann durch einen selbst. Aber selbst dann wird die Arbeit entweder effizienter. Effizienter, weil man für langweilige Strukturierungen weniger Zeit braucht. Besser, weil man sich dadurch mit wichtigeren Aspekten des Unterrichtens und Lernens befassen kann (wie genau das geht beschreibe ich in meinem neuen Buch „Warum noch lernen?“).Nun aber ohne weitere Vorrede zu den Empfehlungen.
Dadurch, dass man in den neueren KI-Versionen sogar PDF und andere Dokumente einspeisen kann, wird so innerhalb von Minuten ein Plan erstellt, den man dann en detail bearbeiten kann. Also Beispiel: Kompetenzplan, Thema, zur Verfügung stehende Wochen (minus mögliche Ausfälle) und Thema. Auf dieser Grundlage kann dann für die einzelnen Teile weiter geplant werden. Eben über einen Kreislauf von KI-Hilfe, menschliche Präzision und weitere Planung. Das gilt auch für den nächsten Punkt:
Erstellung von Bewertungsrubriken und Prüfungsplänen:
Im Grunde gilt auch hier, dass die KI eine Art mathematischer Verwalter ist, der gerade dadurch unterstützen kann, dass man sich nicht mit Zahlen und Daten herumschlagen muss. Die inhaltliche Ausarbeitung ist dann (meist) individuell und muss von einem selbst durchgeführt werden. Ein Beispiel aus meinem letzten Schuljahr: Ich bat ChatGPT mir zu helfen einen Probenplan für 4 Wochen zu erstellen, in dem wir zwei Stunden hatten, mehrere Szenen und zwei Besetzungen. Daran habe ich weitergearbeitet. Hätte ich es auch so schaffen können? Klar, aber wieso mehr Arbeit machen als sein muss, wenn man einen Hauselfen zur Hand hat?
To-Do-Listen und Aufgabenverwaltung:
In Kombination mit Canva ein echter Gamechanger - zumindest dann, wenn man ein To-Do-Listenersteller ist. Entweder, indem man eine Vorlage bastelt, die es einem hilft, wöchentlich an alle Dinge zu denken. Oder, indem man Aufgaben auf die Woche verteilt, wenn man gerade nicht dazu in der Lage ist. ChatGPT und andere Programme helfen also quasi dabei, den Mental Load zu reduzieren.
Ressourcen- und Materialverwaltung:
Dies könnte im Übrigens für alle Lehrkräfte interessant sein, die durch ihre Aufgabe oder ihre Funktion übersichtliche Listen erstellen müssen, also Fachvertreter und Abteilungsleiter und dergleichen. Auch hier gilt, dass mit einer Fülle von Informationen sehr schnell eine Übersicht erstellt werden kann, die wiederum dann individuell bearbeitet wird.
Planung von Projekten und Exkursionen:
Für Menschen wie mich, die keine Organisationstalente sind, ein echter Gamechanger. Das gilt übrigens auch für die Ferien, wenn man verschiedene Orte sehen will und zum Beispiel unsicher bei der Reihenfolge ist. Das aber nur am Rande.
Die meisten Lesenden wird nicht überraschen, dass diese Liste mithilfe von ChatGPT entstanden ist. Das soll aber weniger eine überraschende Pointe sein, denn ich bin sicher, das wäre sie nicht. Sondern es ist eine Form des pädagogischen Doppeldeckers: Alles, was ich hier schreibe, werde ich so oder ähnlich nutzen, wenn es ins neue Schuljahr geht. Gleichzeitig musste ich, damit die Liste für mich sinnvoll war, drei Mal den Prompt ändern, die Ergebnisse sortieren, einige Ergebnisse rausschmeißen und zusätzliche Informationen anfügen. Ich hätte den Beitrag sicherlich auch ohne KI schreiben können, aber er sollte gleichzeitig inhaltlich und formal zeigen, was ich meine, wenn ich von Effizienz und Tiefe spreche (wobei unbenommen die einzelnen Themen noch weiter ausgeführt werden könnten). Wenn es schon um mehr Tiefe geht: Einfach einen Abschnitt dieses Beitrags nehmen und ChatGPT fragen, wie genau man das umsetzen könnte. Und schon geht der Mensch-Maschine-Kreislauf weiter.
Es wäre großartig, ein komplettes Beispiel zu sehen. Welche Schritte sind notwendig, welche Prompst werden verwendet? Wo wird nachbearbeitet?