Von dem merkwürdigen Verständnis zwischen den Welten

Wenn man meinem Twitter-Account oder der Facebook-Seite folgt, kommt man in diesen Tagen nicht umher, einige Berichte, Videos und Aufnahmen vom Lern-Lab der Kaiserin Augusta Schule zu sehen. Dies ist gleichsam dem großen Eindruck geschuldet, den dieses Ereignis auf mich machte. Neben den professionellen Gesprächen, den interessanten Eindrücken und vielseitigen Meinungen, die durch den Raum summten, war es aber eine andere Erkenntnis, die ich persönlich von Lern-Lab und Konferenz mitnehme: Hinter Twitter-Accounts sitzen (oder stehen) Menschen, deren „bloß“ virtuelle Verbundenheit sich zumeist auf Anhieb auch in der realen Welt ergibt.

Dabei ergab sich die für Twitter-Fremde paradoxe Situation der Namensnennung:

„Wie heißt du?“

„Soundso.“

„Ich meine richtig.“

„Das ist richtig.“

„Ja, also, richtig auf Twitter.“

„Soundso.“

„Ach du bist das. Hi.“

Und schon war das Gespräch im vollen Gange.

Vielleicht ist dies auch ein Enthusiasmus, der irgendwann abgeschwächt wird oder zum Erliegen kommt, aber ich empfand diese Art der persönlichen Begegnung als kompletten Gegensatz zu „Facebook-Freundschaften“, die ohne eine persönliche Bindung entstanden sind. Dort war/ ist es eher so, dass das „Adden“ den Abschluss einer Beziehung darstellt, indem es, anstatt Kommunikation aufrecht zu erhalten die „Betroffenen“ ablegt, stummschaltet und als „Karteileichen“ kategorisiert. Einmal bei Facebook geadded, nie wieder etwas voneinander gehört.

Natürlich ist dies sehr überspitzt und mag für viele Menschen anders sein; jedoch scheint mir die professionelle Ausrichtung des Twitter-Accounts (selbst wenn sie mir Humor unterfüttert und von persönlichem Quatsch begleitet wird) eine andere Auswirkung in die reale Welt hinein zu haben als das (nun schon dem Tode geweihte) größte soziale Netzwerk.

Ich ließ im Rahmen eines kleinen „Experiments“ in der Schule einmal Zahlen aufschreiben, die zu folgenden Fragen passten:

Wie viele Facebook-Freunde?

Mit vielen von diesen würdest du Party machen?

Einen Kaffee trinken?

Eine Reise unternehmen?

Ein wichtiges Geheimnis teilen?

Damals war es noch mehr unterteilt und differenzierter ausgestaltet. Es zeigte, dass die Schülerinnen und Schüler sehr wohl den Unterschied kannten, den es zwischen Freunden und „Facebook-Freunden“ gibt.

Nach diesem Wochenende bin ich mir sicher, dass die Anzahl der Menschen, wie sie in den einfachen Fragen zu Facebook gestellt wurde, bei Twitter eine andere Kurve nehmen würde. Von daher kann ich ab jetzt eigentlich nicht mehr davon sprechen, dass die Diskussionen, wie ich sie sowohl professionell als auch persönlich über Twitter führe, dem Gegensatz zwischen real und virtuell unterliegen würden. Es ist viel mehr ein für mich zunächst merkwürdiges, dann aber einfach wunderbares Verständnis zwischen den Menschen und Welten.

Danke dafür.

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