In einem Forum auf Reddit kam die Frage auf, wie man in einer neuen Schule durchstartet. Auch wenn die (wenigen) Antworten darauf abzielten, wie man überhaupt vorgeht, möchte ich an dieser Stelle einige Gedanken zu diesem Thema vorbringen. Denn letztlich sind Schulwechsel häufig und können neue Chancen bereithalten, wenn man auf einige Dinge achtet. 

Disclaimer

Mein Erfahrungsschatz in Bezug auf Schulwechsel ist nicht riesig: Bisher habe ich an drei Schulen gearbeitet und gelehrt; eine davon war eine andere Schulform als die anderen (Realschule anstelle von Gymnasium, teilweise auch Schüler:innen der Werkrealschule). Meine Äußerung basiert auf dem zweiten Teil der Frage. Bisher wollte ich nämlich überall, wo ich war, mein Interesse, meine Neugierde und meine Arbeitskraft zum Wohle der Schule einbringen. Also durchstarten, wenn man so will.

Allgemeines

Das, was auch die ersten Antworten auf Reddit deutlich gemacht haben, ist, dass es eine Phase vor dem Durchstarten gibt. Nennen wir sie “ankommen”. Natürlich ist es wichtig, dass man weiß, was man beispielsweise am Anfang des Schuljahres zu tun hat.

Nach meiner Erfahrung lassen sich die wichtigsten Dinge aber nicht an Checklisten abhaken. Dazu gehört beispielsweise, an wen man sich wenden kann, wenn man eine Frage oder ein Problem hat. Und zwar nicht in Bezug auf eine Aufgabe oder eine Funktion (denn selbstverständlich wissen die meisten, die lange an einer Schule arbeiten, wo der Hase langläuft), sondern in Bezug auf die passende Beziehung. Denn wenn man jemanden gefunden hat, der einem die Basics und die “Geheimnisse” verrät, ist man an einer Schule schon einen großen Schritt weiter.

Mit Geheimnissen meine ich keine gut gehüteten Schätze, sondern jene Erkenntnisse, die man ansonsten erst nach ein paar Jahren mitbekommt (was natürlich auch in Ordnung sein kann): Wer ist derjenige, der immer wieder alles aufhält? Wer hat die Ideen? Wer ist der Macher? Welche Konflikte gibt es zwischen den verschiedenen Gruppen, Fachschaften oder grundsätzlich im Kollegium?

Das alles soll nicht interessieren, damit man Gerüchte streuen kann, sondern weil es für die eigene Entwicklung interessant sein kann, an welcher Stelle es sich lohnt zu arbeiten und wo eher nicht.

Durchstarten

Nun zu dem eigentlichen Teil der Frage. Mein damaliger, hoch geschätzter stellvertretender Schulleiter im Referendariat, sagte mir einmal: Tu gutes und sprich darüber. Dabei ging es allerdings eher um die Schulleiternote. Was sich sehr strategisch und vielleicht unsympathisch anhört, hat einen wichtigen Kern: Wenn die Schulleiterin nicht weiß, was man (neben der regulären Unterrichtsverpflichtung) an der Schule überhaupt gemacht hat, ist es ungleich schwerer, eine Note für das Engagement zu vergeben (wobei das auch einige machen, was das Gesamtsystem unfair macht; aber das ist eine andere Geschichte.

Wenn man es darauf abgesehen hat, etwas in der Schule zu bewirken, ist aus meiner Sicht der erste Schritt: Nichts zu tun.

Also nicht ganz nichts, sondern eben seinen Job. Ich glaube, dass es eine Überlastung für einen selbst (und die Schule) ist, wenn jemand, der ganz neu dazukommt, alle möglichen Jobs annimmt, um zu zeigen, dass er oder sie am Start ist. Und wenn es eine Sache gibt, die man nicht unterschätzen sollte, dann ist es die Belastung, die sich aus einem “normalen” Arbeitsalltag plus jener Abläufe ergibt, die sich von Schule zu Schule massiv unterscheiden (können).

Aus meiner Sicht braucht man mindestens ein Jahr, bis man die – oder zumindest einige Strukturen, Abläufe und eben Personen kennengelernt hat. Das bedeutet nicht, dass man nicht schon im ersten Jahr verantwortungsvolle Jobs übernehmen kann. Und leider passiert es ja auch nicht selten, dass Aufgaben, die keiner machen möchte, an Neuankömmlinge abgegeben werden. Aber wenn man die Wahl hat, würde ich mir immer erst Zeit dafür nehmen, alles kennenzulernen. Im besten Fall findet man dann ein Gebiet, dass einen so interessiert, dass man sich dort engagieren möchte.

Fazit

Vielleicht liegt es wieder an meiner Eigenart, Wörter auf die Goldwaage zu legen, aber aus meiner Sicht widerspricht es sich, durchstarten zu wollen und die Schule zu wechseln. Oder anders formuliert: Vor dem Engagement kommt die Kennenlernphase. Hier nochmal als kleine Liste:

Was tun nach dem Schulwechsel?

  1. Begriffe, Strukturen und Verwaltung kennenlernen
  2. Die “Alltagsarbeit” bewältigen, guten Unterricht machen
  3. Personen kennenlernen, die für Fragen offen sind
  4. Augen aufhalten für Jobs, die einen interessieren
  5. Engagieren und durchstarten

An dieser Stelle bin ich wie immer sehr interessiert daran, ob es Ergänzungen und Anmerkungen zu dieser Haltung gibt. Ich freue mich sehr über Kommentare, die ich ggf. auch gerne als Erweiterung des Beitrags in diesen einbeziehen werde.

 

 

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