Ein Gespräch über die fehlenden – oder man muss sagen mittlerweile unterlassenen – Coronamaßnahmen brachte für mich nochmals eine zentrale Erkenntnis über die fehlenden politischen Handlungen zutage. Den Gedankengang dazu möchte ich gerne teilen. Ein Kommentar. 

In Bezug auf Schule setzt sich immer mehr eine Meinung durch, die man in ihrem zweiten Bestandteil als „liberal“ bezeichnen könnte. Der erste Teil besteht aus der Feststellung, dass die Schüler*innen lange genug gelitten haben – unter Einschränkungen, Masken, Tests etc. und dass dies heißt, nun eine Politik der Öffnung ohne Schutz konsequent weiterzuführen.

Dass dies zu Lasten von vulnerablen Gruppen geht, so der zweite Teil dieser Auffassung, kann durch diese aufgefangen werden, indem sie beispielsweise privat für Schutz sorgen. Etwas zugespitzt könnte man also sagen: Die Minderheit muss sich der Mehrheit beugen.

Natürlich gibt es dazwischen Graubereiche. Eine Variante dieser Argumentation ist es beispielsweise, den Schutz zwar den Betroffenen zuzumuten, aber auch staatlich zu unterstützen.

Man kann nun beide Variationen dieser Argumentation für problematisch halten, aber grundsätzlich ließe sich zumindest nichts gegen die Auffassung sagen, dass Leid gegeneinander abwägen muss (in dem Fall also das Leid derjenigen, die unter Maßnahmen „gelitten“ haben gegen das Leid derjenigen, die immer noch gefährdet sind).

Für mich funktioniert das Argument aber gar nicht. Hier die Begründung.

Politisch bleibt der Ruf nach einer Öffnung der Schulen geknüpft an eine Behauptung ohne Schlussfolgerung.

Die Behauptung heißt: Die Jugend ist uns so wichtig, darf nicht leiden und muss deshalb in Präsenz.

An die Behauptung angeschlossen ist dann der fehlende Schutz der Minderheit vulnerabler Gruppen.

Aber nun kommt‘s: Die Behauptung kann nur im Paket funktionieren. Ich kann nicht sagen, dass die jungen Leute wichtig sind (was ja die Präsenz rechtfertigt), ohne Veränderungen durchzuführen. Ich muss also zwangsläufig für Luftfilter sorgen. Ich muss zwangsläufig die Bildungspläne entschlacken. Ich muss zwangsläufig Freiräume für den sozialen Austausch bieten. Das alles ist zwangsläufig. Denn wenn die Behauptung zuträfe, muss eine Handlung folgen.

Folgt die Handlung nicht, kann die Behauptung nicht stimmen. Dann ist sie ein hohles Argument, eine Aussage ohne wert.

Solche wertlose Aussagen sind politisch wertvoll, da sie nichts kosten. Die Aussage: Die Kinder und Jugendlichen müssen in Präsenz unterrichtet werden, weil sie so wichtig sind suggeriert, dass die Wichtigkeit schon Begründung für die Handlung ist. In Wirklichkeit ist sie aber Teil der Behauptung.

Die Schlussfolgerung ist also: Wenn man der Meinung ist, dass die Mehrheit der jungen Menschen die letzten zwei Jahren gelitten hat und dass dies bedeute, dass schulische Präsenz notwendig ist, auch wenn vulnerable Gruppen sich dann selbst schützen müssen, dann bedeutet das zwangsläufig auch eine schulpolitische Veränderung der Bildungspläne, der Freiräume und der sozialen Unterstützung. Alles andere sind hohle Phrasen.

2 Kommentare

  1. Ich hoffe, ich vergreife mich jetzt nicht zu sehr im Ton, aber… sind sie wirklich so kopfblind und schulreligionsverrannt, oder bezahlt sie jemand dafür?

    Wenn es eine Lektion der Coronapandemie gibt, dann ist es die Lektion, dass es in der Schule nicht um Bildung geht (und wohl schon seit Jahrzehnten nicht mehr um Bildung gegangen ist, was vieles am Ergebnis der Beschulung erklärt), sondern einzig um das mit Zwang durchgesetzte Wegschieben von Kindern und Jugendlichen in eine Institution, damit ihre Eltern arbeiten können, egal, wie gefährlich und ungesund das für die Kinder ist. Die gesamte Politik in der Coronapandemie, und zwar die Politik aller Parteien von Grün bis Schwarz, hat das klargemacht und manchmal sogar genau so gesagt, so dass man nicht einmal zwischen den Zeilen lesen oder interpretieren musste. Der Schutz von schulpflichtigen Kindern – die diesem von der Classe politique und der für Geld offenbar beliebig beflissenen Lehrerschaft gemeinsam ausgeführten politischen Kindesmissbrauch ziemlich wehrlos ausgeliefert sind – hat dabei niemals eine Rolle gespielt. Deshalb kam es in über zwei Jahren auch nicht zu einem einzigen Versuch, Konzepte für einen Schulbetrieb unter Pandemiebedingungen jenseits des skandalösen Merkelschen »Lüften und wenns dann kalt wird, Kniebeugen machen«.

    Ich bin ehrlich gesagt froh darüber, dass ich mich nicht fortgepflanzt habe. Nichts hat mir so sehr wie die letzten mehr als zwei Jahre klargemacht, wie faschistoid-verwertungslogisch Kinder hier betrachtet, vergewaltet und… ja… verheizt werden, und wie beflissen, unbelastet von jeglichem Gewissen und pflegeleicht alle Beteiligten dabei mitmachen.

    Mir hätten sie, wenn ich Kinder hätte, sicher die Kinder weggenommen, zuvor mit Bußgeldern und Gefängnisandrohungen versucht, mich gefügig zu machen um schließlich »zur Sicherung des Kindswohls« meine Kinder in das röm.-kath. Kinderheim »St. Blasius« oder die ev.-luth. Lebensschule »Zucht und Hunger« zu verfrachten – nicht, ohne dass ich mir dafür Vorwürfe hätte anhören müssen, ich sei dumm und nazi. Gut, dass ich (unter anderem) lebhafte Erinnerungen an meine eigene Schulzeit hatte, die mich davor bewahrt haben, Kinder zu haben, die ich in die Flammen dieses Molochs schmeiße.

    Die schlimmsten Coronaleugner der immer noch laufenden Pandemie waren und sind nicht die wirren Demonstranten aus dem Umfeld zwischen Esoterik und Stammtisch, sondern die Coronaleugner aus Politik und Verwaltung… und alle ihre Gehilfen.

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