PARABEL: Der Bruder (2021)

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„Ich will“, sagte der Unternehmensführer, „dass sich viel mehr Leute an meinem Unternehmen beteiligen können. Aus diesem Grund möchte ich ab jetzt“, und das betonte er feierlich, „von unserem Unternehmen sprechen.“ Sein treuer Freund und Sekretär, der die Worte im Willkommensbereich gehört hatte, kannte die Marotte seines Chefs, laut mit sich selbst zu sprechen. Aber ihn beunruhigte diese neue Entwicklung...

VORTRAG: Digitalisierung und Kultur der Digitalität

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Auf dem Online-Symposium für Autor*innen der fbk Baden-Württemberg konnte ich den Eingangsvortrag halten. In diesem ging es um die Frage, wie Lesen und schreiben in der Kultur der Digitalität aussehen und inwiefern der Begriff der Digitalisierung zu einer Reduzierung des Blickwinkels führen kann.  Ziel des Beitrags Nach einer Empfehlung, dessen Urheber ich leider nicht mehr weiß, gestalte ich meine Vorträge so, dass sie nur...

KURZGESCHICHTE: Schreibübungen (2020)

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Frau Videt schaute besorgt zu ihm herüber. Aber es war kein Mitleid in ihrem Blick, eher Wärme. Die anderen waren schon nach draußen gegangen und sie lächelte zu ihm herüber und gab ihm zu verstehen, sich zu nähern. "Du kannst stolz auf dich sein", sagte sie und gab ihm das Blatt zurück, auf den sein Aufsatz gekritzelt war. "Das waren...

LITERATUR: Der Schatz

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Ein alter Mann im Sterben lag Wies seine Söhne an und sprach:   Die Wahrheit findet ihr im Buch Mehr braucht ihr nicht. Das ist genug.   Bevor er eine Hilfe gab Stockte der Atem. Er verstarb.   Den einen Sohn packte die Wut: „Was man den Söhnen alles tut!“   Er lief so schnell es ging den Weg Zu seines Vaters Bibliothek   Und riss in Rage an Regalen Der tote Vater soll’s bezahlen   Der...

LITERATUR: Menschen

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Bevor das freundliche Wesen den Blick von meinem Gesicht abwandte, als wolle es mit aller Kraft von mir lassen, um alles, was es gesehen hatte, vergessen zu können, war es, als würde eine dicke Träne aus den pechschwarzen Augen über die nässliche Haut rollen. Es lief zum sich ächzend öffnenden Eingang des rostfarbenen Frachters und drehte sich nicht mehr um....

LITERATUR: Herr K. geht in die Stadt  

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  Stellen wir uns einen Ort vor, an dem viele Menschen vorbeigehen. Vielleicht den Anfang einer Einkaufsstraße. Wenn man den ersten Schritt über die roten Pflastersteine macht, sieht man auf der rechten Seite einen Bäcker. Daneben einen Tchibo-Kaffeeladen und vielleicht ein Geschäft für Frauenmode. Auf der rechten Seite ist ein Laden für den modischen Jugendlichen. Daneben ein Friseur. Nehmen wir...

LITERATUR: Ode an die Inkarnation des Teufels

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              Du! Langatmiger, der du im Ausatmen die ewigen Töne In meine Richtung pfeifst und mich an den Rand Des nervlichen Zusammenbruchs führst   Du! Hydragestalt, der du nachwächst in Schlangenlinien Die in zischender Freundlichkeit von Erlösung faseln Bis der Tränenüberfluss heiß von meinen Wangen rinnt.   Du! Du überzeitliches Wesen, mal nah, mal fern In melodiöser Vielgesprächigkeit in meine Ohren Die blutenden, die Schönheit nur erahnen können   Du! Lebenssaftentzieher! Scharfrichter...

LITERATUR: Eine Nacht

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„Werden wir diesen Abend jemals vergessen?“, fragte sie wie in die Nacht hinein, deren tiefes Schwarz nur vom dunklen Grün des über ihnen thronenden Baumes unterbrochen wurde. Er wartete eine Weile zu lange, bevor er die Antwort gab, die nicht nötig gewesen wäre. „Jemals“, dozierte er, „ist ein großes Wort. Keiner kann...“ Er sprach nicht mehr weiter; er wollte...

PERSÖNLICH: Warum ausgerechnet Schalke?

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Schon lange wollte ich darüber schreiben, was einen Menschen veranlasst, sich sportlich einem chronischen Sadismus hinzugeben. Und das ausgerechnet im Süden dieser Republik, wo Schalke-Fans allenfalls dann angetroffen werden, wenn sie mit ein paar Hopfen-Smoothies durch den Schwarzwald wandern, weil „et da so nett is“. Ob Zufall oder Tradition, einen Verein wie Schalke sucht man sich eigentlich nur aus,...

LITERATUR: #diegutendinge

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Es muss nicht immer alles schlecht sein, oder? //storify.com/legereaude/digutendinge.js?border=false

POLITIK: Pestbeulenapologie

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Ich wünsche euch einen schlechten Tag, ich bin die seelenlose Verrohung der deutschen Kommentarkultur, der durch den After ausgepresste, stinkende Pudelskern, die vor Wut aufgeplatzte Halsschlagader des Fliesentischapologeten, ich bin der Kot auf der Königsallee, die moralische Nachgeburt des unverständlichen Rechtsverdrehers. Ich hasse Menschen. Alle. Wenn ich zu Fleisch werde, stelle ich mich vor die Schlange, in der du wartest, zerkratze...

HUMOR: Erlass zu Präsenzzeiten: Vorverurteilung per Beschluss

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“Wäre ich doch Lehrer geworden”, schalmeit es mit großer Regelmäßigkeit über die Lippen der “arbeitenden Bevölkerung”. Denn das Lehrer eigentlich nicht arbeiten, sondern sich die Zeit nur spaßig mit Kindern vertreiben oder wahlweise nach den Worten des Ex-Bundeskanzlers Gerhard Schröder “faule Säcke” sind, ist jedem klar, der irgendwann schon einmal eine Schule von innen gesehen hat. Dass Lehrer nur...

LITETRATUR: Schülerfragen zu „Das bin doch ich“

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Die Klasse von Christa K. Erichsen, einer dänischen Lehrerin, die unter anderem Deutsch unterrichtet, beschäftigte sich mit meinem Text „Das bin doch ich“. Da wir uns über Twitter kennen, schickte sie mir Fragen der Schüler per Post, von denen ich hier einige zu beantworten versuche. Zunächst einmal ein paar Worte an die Klasse. Ihr Lieben! Danke, dass ihr euch die...

LITERATUR: Der Baum

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Der Weg auf den abgelegenen Hügel sah zu jeder Zeit anders aus. Während im Frühling die Pflanzen wucherten und die Luft von Insekten brummte, war es im Winter karg und dunkel. Aber dafür konnte man schon kurz vor der Kuppe, an der nur noch eine letzte Anhöhe folgte, in die Weite der Täler blicken. Eben an jenem Punkt, der...

AKTUELL BELIEBT

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