„Eine sehr lebendige Klasse“[1]

Der Unterrichtsentwurf und die didaktische Analyse ist nicht nur ein stressvolles Unterfangen aller Referendare, sondern auch Schauplatz eines Einzigartigen Phänomens.[2] Die Referendare schreiben etwas, und meinen etwas anderes. So weit, so gut! Nun wäre es aber nicht so, dass die Fachleiter etwa das Geschriebene verstehen würden. Stattdessen reagieren sie auf die „tatsächliche“ Nachricht. Faszinierend.[3]

Zitat 

Es handelt sich um eine sehr lebendige Klasse.

Aussage  

 Ich kann sie nicht leiden. Und sie mich auch nicht.

Nachricht

Das ist weder mein Problem, noch das der Kinder. Raten sie mal, wessen?

Jörg ist besonders intensiv dabei. Das ist kein Kind, das ist der zu Fleisch gewordene Judas. Der hasst mich. Jede Klasse hat einen Jörg. Seien sie der Gegenspieler. Im metaphorischen Sinn.
Da das Thema sehr umfassend ist, konzentriert sich diese Stunde auf… Woher soll ich denn wissen, worum es da geht. „Lern in drei Tagen acht Bücher auswendig.“ Das ist ja eine wahnsinnige Erkenntnis, die sie da aussprechen. Können Sie noch mehr solcher interessanter Geschichten erzählen?
Die methodische Herangehensweise ist dem Thema geschuldet, und so der formale Träger der Stunde. Ich hab’ gestern in Pädagogik gehört. Dann probiere ich es halt mal. Aha! Kooperatives Lernen für die Erarbeitung der Diktatur. Wie originell!
Das Thema ist besonders dem Lehrplan geschuldet… …da sich sonst kein Schwein damit beschäftigen würde… …was ich weiß, aber nicht ändern kann…
Die Schüler sollen

  1. Ihre Sozialkompetenz fördern.
  2. Zusammenarbeit schulen.
1. Verdammt noch mal ruhig sein, wenn ich rede.2. Sich diesmal nicht schlagen. 1. Stichwort Autorität.2. Ich schmeiß mich weg vor Begeisterung.

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Aber auch andersherum werden Aussagen ob ihres wahren Wertes dechiffriert. Das System, so kompliziert es erscheint, hat sich bewährt.[4]

 

Zitat

Besonders der Einstieg hat mir gefallen.

Aussage

Gott sei dank ist mir noch was Positives eingefallen.

Nachricht

Oh Gott, sie fand meine Stunde beschissen. Ich tauge nichts. Mein Leben ist vorbei.

Achten sie das nächste Mal auf eine erkennbare Progression. Haben Sie das Thema überhaupt verstanden? Wenn ich lesen könnte wie ein Computer[5], würde ich einfach alles lesen, was je geschrieben wurde.
Ihre Stimme ist schon sehr schön. Wenn Sie jemanden zu Tode erschrecken wollen. Was ich auch will! Erinnern Sie sich an Jörg.
Ich denke nicht, dass ich sie verlängern werde. Ich weiß es! Oh Gott, wo ist die nächste Brücke.
Aber insgesamt machen Sie das schon sehr gut. Die Schüler mögen sie. Das meine ich so. Da mussten wir alle durch. Und dann macht es auch irgendwann[6] Spaß. SEHR GUT!MÖGEN MICH!„Nein, ehrlich Mama, ein Superberuf. Suuuuperberuf. Ja! Sowas von…“

 

Wegweiser

Dieser Beitrag ist Teil des Buches „Wegweiser Referendariat“, in dem alle wichtigen Blogartikel zum Referendariat vollständig überarbeitet, erweitert und angepasst in einem handlichen Buch auf 200 Seiten gesammelt sind.

Der Lehrer und Schulleiter Jan-Martin Klinge urteilt über das Buch: „Es ist ganz einfach: Wenn Sie dieses Buch lesen, werden Sie ein besserer Lehrer“.


[1] Den Urheber dieses Satzes zu ermitteln, war mir ob der Anzahl des genannten Zitates nicht möglich. Guttenberg möge uns allen verzeihen.

[2] Jetzt auf Roman-Jakobson einzugehen würde doch nur ablenken. Oder haben Sie die Fußnote gar nicht gelesen?

[3] Danke Mr. Spock, für viele Jahre außerirdischer Sturheit.

[4] Aus diesem Grund bitte ich zum wiederholten Male, auf zivilrechtliche Schritte zu verzichten. Der Verfasser.

[5] Danke auch dir, Data, für viele Jahre (fast) emotionslosen Humors.

[6] „Irgendwann“ zu definieren, ist schwer. Dieser Zeitpunkt könnte auch in einer Zeit stattfinden, in der es keine Benziner mehr gibt.

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