In Vertretungsstunden nutze ich seit etwa einem Jahr die Zeit, Schülerinnen und Schüler der 5.-8. Klasse über das Netz, Herausforderungen, Gefahren und Potentiale aufzuklären, Fragen zu beantworten und auf Hilfe hinzuweisen. Nach der für mich beeindruckenden Stunde in der 5.Klasse, erstellte ich eine Befragung zum Onlineverhalten.[1]

Vorgehen

Bevor ich den Fragebogen austeilte, erklärte ich den Schülerinnen und Schülern der 6.Klasse (11 und 12 Jahre), was ich mit „Onlineverhalten“ meinte. Dies tat ich (soweit das möglich ist) neutral. Mir ging es insbesondere darum, nicht suggestiv auf die Schüler*innen einzuwirken, sondern ihnen klar zu machen, dass jede Antwort legitim, die Befragung anonym und ohne Zensur oder sonstige Bewertungen betrachtet wird[2]. In vorherigen Stunden lernten mich die Schülerinnen als einen Lehrer kennen, der sich nicht maßregeln, sondern ihnen zuhören will. Auch „erlaubt“ war es, gar keine Antwort zu geben. Die Schüler*innen arbeiteten sehr ruhig, voller Motivation und gewissenhaft.

Die Impulse

Folgende Impulse schrieb ich an die Tafel:

Mein Onlineverhalten

  1. Das tue ich
  2. Das tue ich eher nicht
  3. Das fällt mir auf
  4. Das würde ich gerne ändern
  5. Das würde ich mir wünschen

Die Antworten

Das sind die Antworten der Schüler*innen. In Klammern finden sich die Wiederholungen einer Antwort. Die Rechtschreibung wurde stillschweigend korrigiert. Die Ergebnisse lasse ich unkommentiert.

1. WhatsApp (9), spielen (4), Youtube gucken (9) vor allem abends, Snapchat (2), Instagram, fotografieren , mich aufregen, wenn mich jemand in Fortnite direkt tötet, ich bin oft auf Websites, wo man kostenlos spielen kann, Handyspiele (2), Musica.ly nutzen, aber nur so eingestellt, dass ich weiß, wer zuguckt, Google (4), lesen, Musik hören, Filme schauen, chatten
2. Shoppen (nur mit meiner Mutter), nur spielen, Youtube gucken (2), Google, Facebook, Skype, Nachrichten schauen, lesen, wenn ich was mit Freunden mache, wollen manche nur ans Handy, viel chatten, beleidigen (2), haten, anrufen und Nachrichten schicken, soziale Netzwerke, Spiele spielen (2)
3. Viele Freunde sind gefühlt alle 10 Minuten am Handy; Wenn ich lange Zeit am Handy bin, werde ich schneller wütend; Dass ich zu lange an der Konsole, am Handy bin (2), Seit ich keine Spiele mehr spielen darf, ist mir mein Handy eigentlich egal, es kommt sehr viel Werbung, ich kann sie schon auswendig; dass ich manchmal die Zeit, vergesse, zu Hause nutze ich mein Handy selten; dass meine Freunde weniger das Handy nutzen, viele reden nur noch über Fortnite und über nichts Normales mehr, wenn man ein Mal drin ist, bleibt man auch drin; das Handy lenkt ab, wenn man etwas sucht, erscheint es als Werbung auf anderen Seiten; wenn man einmal das Handy in der Hand hat, ist es schwer, es wieder wegzulegen (2), wenn ich mein Handy anhabe, während ich lerne, kann ich mich nicht konzentrieren, es gibt sehr viel Hate; wenn man eine kleine Sache machen will, dann bleibt man doch länger dran, als man will
4. Weniger am Handy sein (2) weniger am PC sein, weniger spielen (2); dass es keine Spiele mehr gibt und kein Youtube, nicht mehr so viel Werbung (2); ich würde mir gern ein Spiel herunterladen; dass ständig Werbung kommt, nicht mehr so viel Hate, nicht so lange dran bleiben
5. Dass meine Freunde nicht so oft ans Handy gehen und eher was spielen, ab 9 und bis 6 ist das Handy nicht funktionsfähig; dass ich mich nicht so schnell reizen lasse; mehr Zeitbegrenzungen beim Spielen; dass nicht jeder auf WhatsApp nach Hausaufgaben fragt; dass es nicht so viele Hacker gibt, die an unsere Daten wollen und Leute, die über das Internet gemobbt werden (3) (Bemerkung: Ich darf zu Hause nie am PC/ Handy spielen)

 

[1] Die Frage danach, ob die Fragen wissenschaftlichen Standards genügt, stellte sich mir nicht. Die Befragung ist weder repräsentativ noch wissenschaftlich fundiert.

[2] Natürlich ist es eines meiner Ziele, mehr über die Selbstreflexion der Schülerinnen und Schüler in Bezug auf Online- und Techniknutzung zu erfahren. Dass ich diese mitunter nicht unproblematisch finde, wird anhand meines Blogs in einigen Artikeln deutlich.

1 Kommentar

  1. Hallo,
    ich bin Mama von 4 Kindern (8 – 18 Jahre alt) und kann ehrlich zugeben, dass mir die meisten der Antworten bekannt vorkommen.

    Meine beiden kleinen Kinder haben kein eigenen Handy, keinen eigenen PC. Das ist mit 8 bzw. 10 Jahren schon fast die Ausnahme. Manchmal verstehe ich die anderen Eltern nicht. In diesem Alter können Kinder das noch nicht selbst abschätzen – und bekommen somit von mir Onlinezeiten vorgegeben. Denn: Natürlich dürfen sie ans Handy – aber eben nicht dauernd.

    Meine beiden Großen (16 und 18 Jahre) haben das Online Verhalten langsam gelernt. Klar, gibt es Abende, da zocken die beiden bis Mitternacht oder gar noch länger. Aber diese Abende sind dann am Wochenende – und eher die Ausnahme.

    Ich denke, wir Erwachsenen müssen unsere Kinder begleiten und vor allem ein gutes Vorbild sein. Wenn Mama & Papa die ganze Freizeit zocken, was sollen die Kinder denn dann anderes lernen, als das das ganz normal sei?

    lg
    Birgit

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