Die Grammatik-Becher-Maschine

Als ich vor ein paar Jahren bemerkte, dass einige Schüler im Englischunterricht (damals Realschule) Probleme damit hatten, die Reihenfolge der Worte beizubehalten – was zu ständigen grammatikalischen Fehlern und Frust führte – suchte ich nach einer Idee, wie man auf spielerische Art und Weise die Satzstruktur beibehalten kann und dennoch neue Strukturen erlernt. Ich kam auf die “Grammatik-Becher-Maschine” – die am Ende von einem Kollegen für den Mathematik-Unterricht zur Rechenmaschine umgewandelt wurde (siehe Link am Ende des Artikels).

Eine Anleitung ist als PDF im Artikel verfügbar.

Eine Idee

Als Lehrer kann und soll man das Rad nicht neu erfinden. Aber manchmal ist man dann doch glücklich, wenn man mal wieder einen Einfall hat. Hierbei handelt es sich um ein kleines Gimmick für den Grammatik-Unterricht in Fremdsprachen  (Unterstufe). Ich suchte nach einer Form, wie die Schülerinnen und Schüler der 5. Klasse mit ein wenig Spaß die für sie noch schwierigen Formen des Verbs “to be” üben könnten.

Mögliches Vorgehen

Die verschiedenen Satzglieder (hier Personalpronomen als Objekte, Prädikate, Adverbien und Adjektive) können auf Becher geschrieben werden und können so immer an die richtige Stelle verschoben werden. Und wenn etwas falsch ist, kann man es schnell und einfach verbessern und beim nächsten Mal besser machen. Des Weiteren lässt sich das ganze noch ein wenig ausbauen, wie auf dem Bild zu sehen ist, bei dem Adverbien zugefügt wurden.

Die damalige Idee war vor allem für den Englischunterricht, da die englische Word Order durch die sehr statische Struktur (ASVOA) sich anbietet. Mittlerweile denke ich, dass man auch im Deutschunterricht in der Grundschule oder auch in der DAF-Didaktik damit arbeiten könnte.

Natürlich gibt es hier nicht dieselben Möglichkeiten, wie beispielsweise bei der Grammatik-Werkstatt des Orthografietrainers, aber gerade das “In-der-Hand-haben” der eigenen Struktur ist ein Vorteil, der die Schülerinnen und Schüler motivieren kann.

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Erfahrungen

Ich konnte die “Maschine” ein paar Mal testen und kann sagen, dass sie sehr gut angenommen wurde. Natürlich kann ich keine empirisch verifizierbaren “Beweise” für das Gelingen bringen, aber gerade im Grammatik-Unterricht ist Innovation ja sehr schwierig. Insofern war schon die Neugierde über das Neue, das motivierende Material, das funktional eingesetzt werden konnte und die ganz andere Herangehensweise für die meisten Schülerinnen und Schüler eine neue Erfahrung von Grammatik-Unterricht.

Kleiner Bericht

Das erste Mal arbeitete ich mit der “Maschine” im Projektunterricht, den meine damalige Schule wöchentlich an einem Tag anbot. Sehr gespannt kam ich in die 5. Klasse, vor allem, da ich damals keine Unterstufe hatte und gespannt war, wie die Klasse die Grammatik-Maschine aufnehmen würde. Da es für mich wichtig war, dass jeder noch so kleine Schritt nachvollziehbar bleibt, hatte ich den Unterrichtsverlauf in Evernote geschrieben, ein Vorgehen, dass ich sehr häufig durchführe. (Einiges gibt es auch in diesem Video).

Wie ich erhofft hatte, waren die Schüler sehr gespannt und erstaunt über die “Maschine”. Sie waren schneller fertig als erhofft, so dass ich schon schnell einen Schritt weiter gehen und sie selber Sätze “basteln” lassen konnte. Dort, wo Fehler gemacht wurden (“They is friendly), konnte man sehr schnell eingreifen und an die richtige Stelle drehen.

Da die Schüler sehr schnell “den Dreh raus” hatten, erschwerte ich die Übung spontan um zwei weitere Herausforderungen. Zum einen durften die Schülerinnen schon zwei Adverbien auf einen neuen Becher schreiben und diesen anfügen, so dass relativ komplexe Sätze entstanden und zum anderen fügten die Schülerinnen Wochentage an den Beginn ein, sodass wir am Ende einen recht komplexen Satz wie

“On Sunday I am very sad.”

sagen konnten. Was besonders schön war, war, dass den Schülern durch dieses Konzept immer klarer wurde, dass die Wortstellung im Englischen anders ist, da das Verb anders als in einem deutschen Satz, der mit einer adverbialen Bestimmung beginnt, auch weiterhin in V2-Stellung bleibt (“Am Sonntag bin ich traurig vs On Sunday I am sad).

Insgesamt war dies – nach dieser ersten Erfahrung – eine gelungene Sache, die einen Mehrwert zu haben scheint, der über die Spielerei hinausgeht. Ich wäre sehr glücklich darüber, über weitere Erfahrungen mit der Methode zu hören, die sich auch für etwas ältere Klassen erweitern lässt.

[pdf-embedder url=”https://bobblume.de/wp-content/uploads/2017/11/Grammatik-Becher.pdf”]

UPDATE: Inspiriert von dieser Maschine bastelte @Baus_H eine Version, die sich für Terme im Mathematik-Unterricht eignet.

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18 Kommentare

  1. Gefällt mir auch gut. Ich hatte schon mal Plastik-Hexagon-Stangen,die man rotieren und neben einander legen kann, aber die Becher sind lustiger. Man braucht vermutlich viele Hände, um so einen ganzen Satz zu jonglieren, aber ds wäre ja auch kein Nachteil. Und enaktive Erfahrung, mit so einem Dingens in der Hand, ist manchmal der digitalen überlegen.

    • Ja, ich denke, wenn das gut klappt (d.h. dass auch ordentlich gearbeitet wird), dann kann man sicherlich verschiedene Verben und Phrasen damit üben.

  2. Die Idee finde ich super, die kann ich auch für meine 7er noch locker nehmen. Um das Problem der vielen Hände zu lösen, könnte man (wenn man eh schon gerade bastelt) Schaschlik-Spieße durch die Böden tun und zur Verhinderung des Verrutschens Knet-Kügelchen nehmen. Oder?

  3. Die Idee finde ich super, die kann ich auch für meine 7er noch locker nehmen. Um das Problem der vielen Hände zu lösen, könnte man (wenn man eh schon gerade bastelt) Schaschlik-Spieße durch die Böden tun und zur Verhinderung des Verrutschens Knet-Kügelchen nehmen. Oder?

  4. Ich finde die Idee auch super…

    Habt ihr zufällig eine Idee, ob man sowas auch irgendwie im Matheunterricht einsetzen könnte? Meine 5. Klasse ist so unmotiviert momentan, da wäre eine lustige Bastelaktion mit einem coolen Ergebnis ein Motivationsschub!
    🙂

    • In Mathematik bin ich (woher der Plural, bin nur eine Person 🙂 nicht so fit. Ich könnte mir aber denken, dass das geht. Vielleicht mit Einer-, Zehner-, und Hunderterstellen. Es folgt wohl aber noch ein Tipp, der sich damit befasst. Einfach nochmals vorbei schauen.

  5. Ich habe mal so was Ähnliches in Informatik gemacht: Dabei ging es um das ‘Durchsuchen einer Liste nach einem bestimmten Namen’. Zur Einführung im Grundkurs Inf. 11 habe ich immer die Programmiersprache LOGO benutzt. Die kommt aus der Künstlichen-Intelligenz-Forschung und ist schon über 40 Jahre alt. Besonderheit: sie kann Listen und Wörter verarbeiten. Die Margarine-Becher, die ich für diesen Zweck benutzt habe, stehen noch hinter mir im Regal. Vielleicht haben Sie auch Verwendung für diese Programmiersprache. Sie lässt sich von meiner Web-Site, http://www.logo-spielplatz.de herunterladen.

  6. Oh, und Fragestellung könnte man super üben. Einfach das Hilfsverb am Anfang des Satzes mit noch einem Becher hinzufügen. Außer to be ist Vollverb natürlich. Cool, das ist dann sicher auch etwas für die 7er.

  7. Hallo,

    den Satzbau mit Bechern zu trainieren, finde ich super. In meinem Unterricht arbeite ich oft mit Legosteinen, um den deutschen Satzbau zu erklären.

      • … naja, Legos haben den Vorteil, dass sie verschiedene Formen und Farben haben. Außerdem kann man sie relativ beliebig anordnen, sogar vertikal.
        Verben sind oft rote Steine, die im Hauptsatz an zweiter Stelle stehen. Wenn ich daraus einen Nebensatz machen möchte, brauche ich den Legostein nur umzusetzen/umzustecken. Ich will damit dann deutlich machen, dass es gar nicht so schwer ist, zwischen Haupt- und Nebensätzen zu unterscheiden und damit umzugehen.

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