Nachdem auf diesem Blog schon einige allgemeine Hinweise zu der Realschulabschlussprüfung erschienen sind und die Schüler/Innen, die die Erörterung (alternativ: Kompendium/ Argumentation) wählen möchten, auf diesem Blog einige Hinweise finden, möchte ich an dieser Stelle einige Hinweise zur Textaufgabe der Ganzschrift (Besuch der alten Dame) geben.

Was muss ich tun?

In der Textaufgabe zur Ganzschrift wird gefordert, dass man die Perspektive eines Protagonisten (also eines „Helden“) aus der Lektüre übernimmt und aus dieser einen Text schreibt. Es kann sich dabei um eine Rede, einen Tagebucheintrag oder einen inneren Monolog handeln.

Aus diesem Grund sind zunächst zwei Dinge sehr entscheidend:

  1. Man muss den Text sehr gut kennen, denn egal, welche Schreibform gefordert wird, Textkenntnis zeigt deutlich, ob jemand sich intensiv beschäftigt hat oder nicht.
  2. Man muss die Merkmale der verschiedenen Schreibformen nicht nur kennen (das ist absolutes Minimum), sondern sie auch anwenden.  Das geht nur, wenn man es schon geübt und am besten dem Lehrer zur Durchsicht gegeben hat.

Auf was wird geachtet?

Die LehrerInnen (und auch die Zweitprüfer) achten sehr genau darauf, ob der Text sinnvoll ist, sich nach den Vorgaben der Aufgabe richtet und Textkenntnis widerspiegelt. Bei einem nicht so langen Text wie dem Drama „Der Besuch der alten Dame“ ist es also notwendig, bestimmte Ereignisse und Gefühle einzubeziehen, da deren Fehlen ansonsten inhaltlich problematisch wäre.

Dazu ein grob umrissenes Beispiel: Es wird immer um die Frage der Gerechtigkeit gehen, weil diese als Überthema das Drama bestimmt. Dabei geht es also um die Fragen:

  • Was ist Gerechtigkeit?
  • Kann es Gerechtigkeit überhaupt geben?
  • Kann man Gerechtigkeit kaufen?
  • Kann man Gerechtigkeit anders deuten?
  • Kann man seine Ansicht über Gerechtigkeit verändern?

In vielen Fällen wird die Antwort ja sein und es wird auf eine Beurteilung der schreibenden Person ankommen. Nehmen wir an, es handelt sich hierbei um Alfred Ill, der vor seinem Tod darüber reflektiert, was er tun soll. Es gibt (für mich persönlich) keine Aufgabe, in der die Treffen Alfreds mit den Repräsentanten der Stadt (Polizist, Pfarrer, Bürgermeister) keine Rolle spielen könnte.

Das heißt: Das Treffen mit dem Polizisten, dem Bürgermeister und dem Pfarrer wird immer Bestandteil einer guten Arbeit sein. Nun kommt es aber sehr darauf an, welche Textsorte und welche Aufgabenstellung bearbeitet werden soll.

Aus diesem Grund ist es immer zentral, die verschiedenen Teile der Aufgabenstellung zu markieren oder – noch besser – herauszuschreiben und in die Gedankengänge vor dem Schreiben einzubeziehen.

Wie kann ich erfolgreich schreiben?

Zunächst ist die Überlegung, wie ich die Merkmale einer Schreibaufgabe einbeziehe. Der innere Monolog ist beispielsweise viel unstrukturierter als ein Tagebucheintrag (was nicht bedeutet, dass er keinen roten Faden hat, sondern nur, dass er nicht chronologisch geschrieben werden muss). Das hat seinen Grund: Das Tagebuch wird in Situationen geführt, in denen Menschen normalerweise ihre Gedanken sortieren. Das innere Monolog ist eine Schreibform, die die Gedanken nachahmen soll.

Geht es also darum, die Ankunft der alten Dame zu reflektieren (was auch Teil jeder Aufgabenstellung sein sollte, was allerdings auch wieder meine persönliche Meinung ist, die man beim eigenen Lehrer gegenchecken sollte), kann das sehr unterschiedlich aussehen.

Innerer Monolog

Das Zuggeräusch… Ja, der Rasende Roland hielt einfach an. Einfach hier in Güllen. Der ärmsten, verwahrlosesten… Und dann stieg sie aus mit ihren Männern, den Dingen, die sie – die Reiche, Verlorene – mitgebracht hatte, um mich damit… Wusste sie schon, was sie tut? Das muss sie ja. Ach, ich war schon verdammt. Und doch dachte ich nur an das Geld und sah nicht den Sarg. Meinen Sarg. Das Symbol für meinen Tod. Wie konnte ich nur…

Tagebucheintrag

Als die Claire aus dem Zug stiegt, wusste noch keiner, was mit mir passieren würde. Was mit uns allen passieren würde. Alle waren erschrocken, weil wir so unvorbereitet waren. Natürlich sah es auch grotesk aus, wie sie mit ihrer Gefolgschaft ankam, eine Dame von Welt. Wie sie das Geld zückte, als wäre es nichts. Als könnte sie sich alles leisten. Mittlerweile wissen wir, dass sie es kann.

Rede (Lehrer)

Als die große Frau Zachanassian ankam, wussten wir noch nicht, wie sehr sich alles ändern würde. Die Menschlichkeit, die unsere Stadt immer so groß gemacht hat – erinnern Sie sich, Goethe hat hier übernachtet, wo wir stehen – wurde auf eine Probe gestellt. Und wie sie herausschritt, ja, erinnert euch, wie eine Frau von Welt. Wie eine Frau, der die Welt zu Füßen liegt und mit ihr wir alle. 

Obwohl es sich hierbei nur um kurze Abschnitte handelt, vermögen diese doch erklären, worin die Hauptunterschiede liegen. Nicht nur ist der innere Monolog stockender. Bei einem langen Text werden beim inneren Monolog auch Dinge wiederholt werden können, die der erinnernden Person wichtig erscheinen. Das ist durchaus schwierig und brauch Übung. Am besten schafft man dies, indem man einen guten Schreibplan anlegt, auf den man immer wieder schauen kann. Im Vergleich dazu ist der Tagebucheintrag strukturierter. Aber auch hier müssen die Gefühle zum Ausdruck gebracht werden. Der Tagebucheintrag beinhaltet die Gefahr, eine Nacherzählung zu schreiben, bei der einfach das eine auf das andere folgt. Das ist aber nicht gewünscht.

Handelt es sich um eine Rede, müssen weitere Elemente beachtet werden. Hier sieht man vor allem, dass die Zuhörer einbezogen werden und dass auf den Ort des Geschehens gedeutet wird (was aber auch bei den anderen Texten passieren kann, z.B. beim inneren Monolog: „Wie schön der Wald meiner Jugend doch ist. Wie schön die Vögel klingen, die ich nun ein letztes Mal hören kann, bevor mich meine ehemaligen Freunde in den Tod führen.”)

Wichtig ist jedoch: Egal, welche Textart man bearbeitet, der Text muss plausibel (nachvollziehbar) sein. Alfred Ill hat seine Angst überwunden, wie er dem Bürgermeister mitteilt, aber er wird sich trotzdem sorgen. Den Lehrer, falls aus seiner Perspektive geschrieben wird, werden Gewissensbisse plagen, da er weiß, wie falsch und scheinheilig er gehandelt hat.

Werden diese Dinge beachtet, ist die Wahrscheinlichkeit für eine erfolgreiche Prüfung ungleich größer.

Wie kann ich mich vorbereiten?

Deutsch als Fach ist vor allem deshalb schwierig, weil das Üben lange Zeit vor der Arbeit geschehen muss. Man hat allerdings auch so die Möglichkeit, das Beste herauszuholen.

Dies kann man vor allem tun, indem man es ausnutzt, dass man Notizen in das Buch schreiben kann. Auf den Punkt gebracht:

Je besser die Notizen, desto einfacher wird die Prüfung.

Man darf zwar nicht (und das ist wichtig!) Merkmale oder Strukturen sowie Inhaltsangaben in das Buch schreiben, aber jede Art von Notizen sind erlaubt. Das heißt, dass man sich schon vor der Arbeit Gedanken darüber machen kann, was sehr wahrscheinlich wichtig wird und die entsprechenden Buchseiten markieren und bearbeiten. Wenn man dann in der Arbeit sitzt, findet man die entsprechenden Stellen viel schneller und kann sich mit anderen Dingen beschäftigen.

Und zum Schluss?

Man kann es gar nicht oft genug sagen: Man darf Duden benutzen und sollte dies auch tun. Wer in der Prüfung zu früh herausgeht und seine Arbeit nicht überprüft, der schreibt entweder perfekt oder hat etwas falsch gemacht.

Nehmt außerdem genug trinken und das richtige Essen mit in die Prüfung. Der Körper braucht etwas, mit dem er arbeiten kann. Deshalb ist Traubenzucker und Schokolade definitiv die schlechteste Wahl. Leckere Brote mit Salat etc. sind um einiges besser, weil sich ihre Wirkung nach und nach verteilt.

Auch Kaffee sollte nicht zu viel am Morgen getrunken werden. Der macht zwar wach, im schlimmsten Fall aber auch zu hibbelig.

Ich hoffe, dass das eine oder andere euch helfen kann und wünsche euch natürlich das Allerbeste für die kommenden Prüfungen.

9 Kommentare

  1. Vielen Dank.

    Das geschriebene ist perfekt zur Prüfungsvorbereitung!
    Es fast alles perfekt zusammen und ist sehr Hilfreich.
    Weiter so ! 🙂

    • Ich verstehe deine Aussage nicht. 2015 ist dieses Jahr. Es geht also um die diesjährige Prüfung, natürlich nicht um die genauen Aufgaben, sondern um allgemeine Tipps. Jetzt klarer?

Kommentieren Sie den Artikel

Bitte geben Sie Ihren Kommentar ein!
Bitte geben Sie hier Ihren Namen ein