Seitdem ich bei Twitter bin, hat sich einiges verändert. Vor allem, was neueste didaktische und methodische Entwicklungen angeht, erfahre ich Dinge, die mir zuvor völlig fremd waren. Mit anderen Worten: Ich bin begeistert.

Auf der anderen Seite merke ich aber, dass viele Kollegen dieser sozialen Plattform eher kritisch gegenüberstehen oder gänzlich abgeneigt sind. Nachdem ich nun aber schon einige Male angesprochen wurde, was es denn mit diesem Twitter auf sich hat und was man dort tun kann, möchte ich eine kleine, subjektive Erklärung zum Besten geben, warum ich twittere, warum ich denke, dass dies noch mehr Lehrende tun sollten und vor allem, wie man eigentlich anfängt.

Warum als Lehrer twittern?

Twitter ist vor allem durch Nachrichten bekannt, da hier die Informationen (auch wenn sie zumeist später verifiziert werden müssen) sehr schnell von einem zum anderen Menschen geleitet werden können, zum Beispiel, wenn irgendwo auf der Welt massives Unrecht geschieht. Auch im Negativen nutzen Gruppen diese schnelle Form der Vervielfältigung. Dies ist aber nur eine der vielen Dinge, die Twitter ausmacht.

Hauptsächlich twittern Lehrer, um sich ein eigenes, professionelles Netzwerk aufzubauen (Dies wird oft PLE = Personal Learning Environment genannt). In einem öffentlichen Austausch mit Experten und Kollegen, kann man sich so weiterbilden und an Diskussionen teilnehmen, die das Thema Schule und Bildung betreffen. Vor allem kann man so also selbst neue Dinge lernen. Entscheidend ist auch, dass zu jedem Thema schnelle Hilfe da ist. Wenn man sich ein Netzwerk aufgebaut hat und Interesse an anderen zeigt, können auch schwierige Fragen schnell beantwortet werden. Nebenbei bekommt man auch vieles über neue Materialien mit, die man selbst im Unterricht ausprobieren kann.

Konkret heißt das, dass man bei problematischen Situationen, Fragen rund um Didaktik und Methodik, seinem eigenen Berufsbild und vielen anderen Themen neue Perspektiven erlangen kann.

Wie viele Lehrer twittern?

Das ist eine schwierige Frage. Eine Lehrperson, der ich selbst „folge“ (deren Tweets ich also sehe), hat 30.000 Follower. Dies mögen nicht alles Lehrpersonen sein, aber es zeigt, dass hier ein riesiges Potential ist. Ich selbst bin wohl mit etwa 300 Leuten verbunden, die auf die eine oder andere Weise mit Bildung zu tun haben. Auch der Austausch mit der Politik wird so extrem verkürzt, was gerade für den Unterricht mit Twitter extrem interessant sein kann.

Wie fange ich an?

Zunächst meldet man sich mit einem ansprechenden Namen bei Twitter an (Hier der Link). Die Schritte zur Anmeldung sind selbsterklärend. Am Anfang soll man ein paar Leuten folgen. Tun Sie das. „Entfolgen“ geht schnell. Schön ist es, wenn Sie jemanden kennen, der selbst ein Twitterer ist. Neben dem Autor findet sich in diesem Blogeintrag eine Liste mit Twitter-Lehrern, denen es lohnt zu folgen. Ansonsten ist aber auch experimentieren angesagt. Einfach in der oberen Suchleiste einen Namen eingeben und schauen, ob der betreffende Mensch einen Twitteraccount hat.

Und dann?

Auf der eigenen TL (Time Line/ Zeitleiste) kann man nun die Tweets derer lesen, denen man folgt (was ungefähr so ist, als habe man Mini-Zeitungen abonniert). Die Tweets selber können Hinweise, Aphorismen, Zitate oder Verweise sein. So kann man zum Beispiel zu einem Artikel verwiesen werden, den jemand geposted (veröffentlicht) hat.

Update: Selber Twittern

Twitter wird besser, wenn man es selbst nutzt. Nutzen heißt aber nicht nur, alles lesen, was andere lesen, sondern auch selbst regelmäßig zu twittern. Das können kleine Versatzstücke des Tages sein, Erkenntnisse, die man gewonnen hat, kurz: Alles, was die anderen Menschen interessieren könnte. Natürlich unterscheiden sich die Twitteraccounts auf dem Social Network stark. Manche sind sehr sachlich und nur professionell, manche sind einfach nur lustig. Ich finde es wichtig, dass man seinen eigenen Stil findet. Bei mir gehört ein wenig Humor dazu, denn wer will schon die ganze Zeit ernste Themen lesen?

Funktionen

Die großen Vorteile von Twitter stellen sich erst nach und nach ein, wenn man selbst dabei ist und sich ein kleines Netz aufgebaut hat. Hier werden nur ein paar Funktionen besprochen. Ansonsten heißt es: Einfach mal ausprobieren.

Reply

Wie bei der Kommentarfunktion auf Facebook kann man bei Twitter antworten. Twitternde Lehrer tun dies auch gerne und oft und so können ganze Diskussionen entstehen. Andere Twitterer sind der Reply-Funktion eher feindlich gegenüber gestellt. Das muss man einfach ausprobieren.

Favorisieren (Fav)

Favorisiert man einen Tweet (dies tut man mithilfe des Sterns, auf den man klickt), ist dies zunächst einmal nur ein Zeichen dafür, dass man das, was der andere zu sagen hatte, zur Kenntnis genommen hat. Es kann aber vieles andere „bedeuten“ und sollte nicht mit dem „Like-Button“ verwechselt werden.

Retweet (RT)

Der Retweet ist wohl eine der wichtigsten Funktionen auf Twitter. Retweetet man einen Tweet von jemandem, dem man folgt, erscheint der Tweet auf der eigenen TL und wird so von allen gesehen, die einem folgen. Tun sie dies demjenigen nach, kann eine Nachricht blitzschnell um die Welt gehen. Das wird natürlich zunächst nicht passieren. Wichtiger ist, dass Lehrpersonen so Nachrichten über neue Blogeinträge und Diskussionen blitzschnell weiterleiten können – damit alle etwas davon haben.

Raute/ Hashtag (#)

Der Hashtag wird bei Twitter genutzt, wenn über ein bestimmtes Thema gesprochen wird. Wird ein bestimmter Hashtag verwendet, sind alle Tweets zu dem Thema dort zu finden.

Mittlerweile finden sich sehr schnell bestimmte Kürzel, mittels derer die Leute dann über das Thema reden. Das wohl beste und wichtigste Beispiel ist für twitternde Lehrer sind die Diskussionen, Impulse und Einträge, die man beispielsweise unter #digitalebildung #edupnx #bayernedu oder #netzbawü findet. Wenn man sich an das Format gewöhnt hat, ist dies wie eine andauernde Fortbildung.

Mitteilungen

Im oberen Fenster kann man neben der Startseite, auf der die eigene TL zu sehen ist, die durch eine Klingel symbolisierten Mitteilungen sehen. Hier kann man sehen, ob Menschen auf die eigenen Tweets reagiert haben, also zum Beispiel geantwortet, favorisiert oder geretweetet haben. So schafft man es, die Übersicht zu behalten.

Es gäbe mit Sicherheit noch sehr viel mehr zu erklären, aber vieles von dem, was bei dem einen oder anderen nur ein Fragezeichen hervorruft, erklärt sich schnell von selbst, wenn man erst einmal eingestiegen ist.

Einen sehr schönen Blog-Artikel, der schon deutlich jünger ist, findet sich hier. Fragen können gerne als Kommentar gepostet werden.

Wem sollte man folgen

Dieser hat auch eine Liste mit Lehrern, denen es sich lohnt zu folgen. Diese übernehme ich hier gerne:

Wem sollte man NICHT folgen

Oh, ihr seid ja schnell und direkt zu dieser Überschrift gekommen. Selbstverständlich würde ich niemals schreiben, wem man nicht folgen sollte. Das schöne an der Kultur der Digitalität ist ja ihre Offenheit, auch wenn nicht alle danach leben.

Ganz grundsätzlich lohnt es sich zu experimentieren und auf das eigene Bauchgefühl zu hören. Folgt man Menschen, die inspirieren, einen zum Lachen oder zum Nachdenken bringen? Oder hat man das Gefühl, dass die immer gleichen Punkte wiederholt werden, die Ansichten dogmatisch oder verbohrt sind und offene Diskussionen nur scheinbar gewünscht sind? Dann ist es besser, man folgt nicht mehr. Allein für das eigene Seelenleben.

Nach und nach ergibt sich so ein ganz eigenes Netzwerk von Menschen, die offen und sachlich miteinander ins Gespräch kommen. Und das ist wunderbar!

Tipps dafür, was man beachten sollte, wenn man gerade anfängt, zeigt dieser wunderbare Thread, auf dem man, wenn man auf Twitter ist, direkt drücken kann. Ein Thread ist ein Faden und bezeichnet im Falle von Twitter eine Abfolge von Tweets zu einem Thema. Dem, was dieser Thread zeigt, kann ich mich nur anschließen.

Update

UPDATE (30.3.2019): Der Geschichtslehrer Marc Albrecht hat ein Padlet erstellt, auf dem man Lehrerinnen und Lehrer aller Fächer finden kann, die auf Twitter sind und angesprochen werden können. Mittlerweile twittern auch Fachleiterinnen und Fachleiter unter dem Hashtag #fl_seminar. Dass das sehr gewinnbringend sein kann, kann man hier nachlesen. 

Marc hat mittlerweile eine Übersicht gestaltet, die sehr schön ausgedruckt und ins Lehrerzimmer gehängt werden kann.

 

Wer immer noch nicht genug hat und des Englischen mächtig ist, kann in diesem Blog-Artikel 50 verschiedene Möglichkeiten durchlesen, wie man Twitter im Klassenzimmer nutzen kann.

Ansonsten: Viel Spaß beim Twittern.

30 Kommentare

  1. […] Digitalen Medien bestimmten zunehmend unser Leben. Ob eingekauft, nach dem Weg gesucht oder kommuniziert wird – immer sind sie, meist in Form eines Smartphones, ein treuer Begleiter. Nur ein kleines gallisches Dorf scheint sich zu weigern: die Schule. Dabei könnte gerade sie mit kleinen Projekten helfen, die Schüler für Möglichkeiten und Gefahren zu sensibilisieren. Ein Gastbeitrag von Lehrer und Blogger Bob Blume. […]

  2. Die besten Lehrer an meiner Schule sind nicht auf Twitter. Ist das bei euch nicht so?Wieso soll ich die von etwas überreden statt umgekehrt? Klar, systemtheoretisch ist ja die glorreiche Zukunft wichtiger als die Tatsache, wer jetzt gerade die beste Lehrkraft ist, und gerade mit ihrer Qualität das bestehende System auch noch unterstützt.

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