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Allenthalben ist die Kritik groß: Es gibt einfach zu viele gute Lehrer, die ihre Schüler mittels Persönlichkeit, fachlich fundierten Wissens und eines schier unerschöpflichen Methodenrepertoires zu Höchstleitungen anspornen. Doch wir, die noch die Erzählungen von unseren Eltern und Großeltern in den Ohren haben, wir wissen, dass man das hohe Kulturgut des schlechten Unterrichts schützen muss, um mittels historischer Raffinessen auf die harte Realität des wirklichen Lebens vorzubereiten. Dabei ist wirklich schlechter Unterricht schwieriger, als so mancher Laie zu wissen meint. Folgende einfache Regeln können Ihnen dabei helfen:

  • Kommen Sie zu spät! Wenn ihre Kollegen in den Unterricht entfliehen, ist es Zeit für einen starken Kaffee und Vollkornbrot – eine unheilvolle Mixtur der olfaktorischen Widerspenstigkeit.
  •  Schreien Sie! Und zwar während Sie das Klassenzimmer zehn Minuten nach Unterrichtsbeginnt betreten, ohne Vorwarnung los, so dass die erste Reihe die Weizenkörner auf den Tischen zählen können.
  • Variieren Sie die Vorwürfe! Beginnen Sie damit, dass Sie sagen, dass so NIE etwas aus den jungen Wilden werden wird, was sie sich eigentlich erlauben würden und – und dies sagen Sie indem Sie allen tief in die Augen schauen – , dass das ja einiges über ihr Zuhause aussagt. Schlagen Sie dann die Tür zu und…
  • Gehen Sie kopieren! Am besten eignen sich dafür Arbeitsblätter, die so oft kopiert wurden, dass man zwischen den Grau- und Schwarztönen nur noch eine Ahnung der Aufgabe erkennt.
  • Schreien Sie! Und zwar schon während Sie das zweite Mal die Tür öffnen. Um einen kleinen Klimax einzubauen nehmen Sie zwei Schüler zur Seite und sagen so laut, dass es alle hören, dass Sie das gerade von diesem Schüler nicht erwartet hätten. Dann fügen Sie an, dass Sie es von dem anderen erwartet hätten, weil der ja immer so sei!
  • Sanktionieren Sie! Und zwar die gesamte Klasse und fügen Sie an, dass die beiden Schüler, die sie gerade herausgesucht haben dafür verantwortlich sind. Fügen Sie in leisem, verständlichen Ton hinzu, dass es nur zum Besten aller sei.
  • Lassen Sie die Blätter fallen! Und sorgen Sie dafür, dass alle aufstehen, um sie einzusammeln. Beschweren Sie sich intensiv über die aufkommende Unruhe und drohen mit Schulverweisen.
  •  Geben Sie drei Minuten Zeit! Und geben Sie beim Einsammeln bekannt, dass diese Arbeit benotet wird, mit einer Gewichtung von 10:1 im Vergleich zur letzten Arbeit.
  • Reden Sie! Und zwar darüber, wie die Moral sich verschlechtert hat und dass es bei Ihnen, als Sie auf dem kognitiven Zenit ihrer glorreichen Zeit standen, anders ausgesehen habe.
  • Gehen Sie! Der nächste Kaffee will getrunken, das nächste Vollkornbrot gegessen werden.
  • Schließen Sie ab! Indem Sie ins Lehrerzimmer gehen und laut über diese unverschämte Klasse lästern, die nichts, aber auch wirklich nichts lernen, obwohl Sie alles, aber auch wirklich alles versucht haben.

Schaffen Sie dies alles durchzuhalten können Sie stolz auf sich sein! Schämen brauchen Sie sich nicht, es ist alles für das Wohl der Schüler.   (Achtung: Beitrag kann Spuren von Ironie enthalten)

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6 Kommentare

  1. Hab mich gerade sehr weggeschmissen! Die Kopieschikane könnte man übrigens noch um das Kopieren von uralten Blaupausen erweitern. Am besten schief! Hatten wir in der elften Klasse zum Thema “Aral-See”. An das hässliche Ding kann ich mich heute noch erinnern –> Lerneffekt bewiesen

  2. Herrlich! Merke ich mir mal für später (?)

    @Herr Mess: Ich weiß nicht, ob das damit gemeint war, aber das weckt Erinnerungen an diese Kopien in blauer Schrift, die so extrem rochen, dass man davon high werden konnte. 😀

  3. @HerrMess: Ich plädiere dafür, diesen Layout-/Lern-Zusammenhang von nun an “Aral-Effekt” zu nennen. (Die hektographierten Blätter rochen ja ein bisschen so …)

    @BobBlume: Schöner Artikel. Ideen für Extra-Effekte:
    • Mit der Kaffeetasse in der Hand ins Klassenzimmer schreiten (-> Lässigkeit).
    • Am Ende der Stunde (kurz vor dem Gong) Klassenzimmer abschließen, ergrimmt “Die Stunde wird nicht vom Gong beendet, sondern von mir!” knurren. Seitenweise Hausaufgaben stellen, die natürlich später nie besprochen werden (geschweige denn eingesammelt und korrigiert).

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