Blogparade: Wie umgehen mit „schlechten Lehrern“? Wie dafür sogen, dass die Qualität gesichert wird.

1.Anlass

Nach der Sendung in ZDFlogin über „Versager im Staatsdienst“ entstand als Reaktion auf den Blogartikel „Die Lehrer am Pranger“ eine emotional geführte Diskussion zum Thema gute und schlechte Lehrer. Nach der Idee von @hockeys und Christian Füller, der auf vorderster Front dafür kämpft, dass unfähige Lehrer aus dem System entfernt werden können, möchte ich diese Blogparade zum Anlass nehmen, eine objektive, konstruktive Diskussion über Fragen zu führen, die während der Diskussion im Kommentar aufkamen. Es müssen nicht alle Fragen beantwortet werden. Die Methode bleibt dabei jedem selbst überlassen. Natürlich wäre es sehr sinnvoll, empirische Daten einfließen zu lassen und sich auf fundierte Quellen zu beziehen. Jedoch sind auch subjektive Ansichten von Bloggern erwünscht, sofern sie sich auf die Fragen beziehen. Es bietet sich an (ist aber nicht zwangsläufig notwendig), sich bei den Antworten auf die jeweiligen Fragen zu beziehen A-J). Der Hashtag auf Twitter lautet #glsl (Gute Lehrer, schlechte Lehrer)

Update: Nach teilweise harscher Kritik am “Konzept” dieser Blogparade
möchte ich für die Interessierten meinen eigenen Standpunkt hier,
hier und insbesondere hier darlegen. Ich bleibe aber dabei, dass
trotz der suggestiven Fragen auch eine subjektive Diskussion rund
um das Thema gewinnbringend ist.

2. Fragen

A) Gibt es an deutschen Schulen generell zu viele schlechte Lehrer?

B) Woran erkennt man, ob ein Lehrer seinem Job nicht gerecht wird?

C) Wie sollte man mit solchen Lehrern verfahren (dürfen)?

D) Welchen Anteil hat das Lehramtsstudium?

E) Was sollte verändert/ verbessert werden?

F) Sollten die Schulen die Lehrer selbst aussuchen dürfen?

G) Sollte der Beamtenstatus abgeschafft werden?

H) Sollte es eine Art „Belohnungssystem“ wie in der freien Wirtschaft geben?

Christian Füller

I) Woran gehen die Kollegen denn kaputt?

J) Wie entstehen die 30% Lehrer, die laut Schaarschmidt quasi dissoziiert sind? 

UPDATE: Da sich abzeichnet, dass es einige Beiträge geben wird,
gebt eurem Beitrag bitte einen schlagfertigen Titel, damit nicht
alle den gleichen Titel haben. Am besten mit dem Hauptargument.

3. Was ist eine Blogparade und wie kann ich mitmachen?

Wie der Name schon sagt ist eine Blogparade eine Art Karnevalszug, bei der jeder, der meint, zu einem Thema einen Beitrag leisten zu können, mitmachen kann.

Die Beiträge werden unten stehend gesammelt, so dass sich im besten Fall ein Fundus von unterschiedlichen Artikeln zu dem Thema ergibt. Die Beiträge zu dieser Blogparade sollten bis Ende März 2014 fertig sein.

Fertige Beiträge können entweder in diesem Artikel kommentiert werden, mit ihm verlinkt oder auf Twitter angehängt und unter dem Hashtag #GLSL gepostet werden.

4. Bisherige Beiträge

1. Christian Füller (@ciffi): Lehrer entlassen? Jedenfalls die failed teachers.

Füller argumentiert, dass schon die falschen Leute ausgewählt werden (Sicherheitsgedanken, Beamtenapparat), dass es nicht sein könnte, dass Lehrer 30 Jahrgänge an Schülern “unglücklich” machen und das es zynisch sei, diese Lehrer an andere Schulen weiterzuleiten oder aus dem System zu mobben. Streitbare, durch Zitate belegte Thesen zum Thema.

2. Thomas Rau (@herr_rau): Versager im Staatsdienst

Herr Rau schreibt zunächst über seine persönlichen Ansichten über das (bayerische) Schulsystem, in dem er viele Lehrer im Mittelfeld wähnt. Bei der Beurteilung der Eignung geht es vornehmlich um das, was die Kollegen selber sagen. Auch Herr Rau sieht den Beamtenstatus als Hemmnis bei Problemfällen. Das Hauptproblem liege in der Lehre und dem Verschleiß von Referendaren.

3. Maik Rieken (@mccab99): Blogparade: Versager im Staatsdienst

Maik Rieken äußert sich aus Sicht eines Vaters, ehemaligen Personalrats und medienpädagogischem Berater, der zusätzlich als Blogger mehr Vernetzung fordert. Vor einer Verurteilung fordert er Kriterien zur Qualitätssicherung. Neben all denen, die es schon gibt, fordert er, den Schwerpunkt auf die Persönlichkeit zu setzen – die auch definiert wird. Weitergehend geht es um Praxisnähe, Supervisionsangebote. Die Abschaffung des Beamtenstatus sieht er nicht als das Hauptproblem.

4. Annas Blog (@herrmanova): Blogparade: Versager im Staatsdienst

Mit Anna haben wir jemanden, der noch in der Lehre ist und die Fragen ersteinmal ignorieren möchte (was völlig in Ordnung ist). Sie plädiert dafür, die Probleme der Lehrer als “Multiplikatoren der Gesellschaft” nicht zu verallgemeinern. Vieler ihrer Kommilitonen haben sich ganz bewusst für das Lehramt entschieden. In einer generellen Kündbarkeit sieht sie das Problem nicht behoben.Ein Plädoyer für Zusammenarbeit.

5. Teacheridoo (@teacheridoo): Blogparade: Versager im Staatsdienst

Ein weiterer Artikel aus studentischer Sicht. Mit der Kritik an der Wortwahl der Versager werden die absichtlichen “low performer” abgewatscht. Bei der Frage danach, was ein schlechter Lehrer überhaupt ist, werden neue, weiterführende Fragen aufgegriffen. Auch hier scheint sich die Kompetenz in einer undefinierbaren “Magie” zu zeigen. Sehr ausführlich werden die Probleme von Eingangstest bis Praxisbezug erörtert. Am Ende zeigt sich jedoch auch an einer empfindlichen Stelle leichte Ratlosigkeit: Wie kann es verbessert werden?

6. Hauptschulblues : Schule entwickeln statt Versager abstempeln

WDer Titel ist Programm. Es geht insbesondere um die Verantwortung der Schulleitungen. Erinnert wird an die vielen verschiedenen Anforderungen, denen Lehrer gerade ausgesetzt sind und die es aus dieser Sicht falsch erscheinen lassen, Kollegen einfach zu Versagern abzustempeln.

7. Fontanefan: Blogparade: Versager im Staatsdienst

ersagern abzustempeln. Hier werden vor allem Beispiele beschrieben, in denen gezeigt wird, wie gute Lehrer durch Anforderungen z.B. von der eigenen Schulleitung heruntergezogen werden. Ein sehr lesenswerter Beitrag.

8. Kubiwahn: Versager im Staatsdienst

Der wohl kürzeste und kritischste Beitrag. Lasst euch überraschen.

9. Frau Lehrerin (@LeAuLei): Eine schwammige Diskussion um subjektive Einschätzungen

Auch hier sagt der Titel schon einiges über die Ansicht der Verfasserin. Es geht zunächst einmal über die teilweise schwammigen Fragestellungen des Autors dieser Parade. Was macht, zum Beispiel, ein Lehrer überhaupt zu einem “schlechten” Lehrer? Außerdem wird darauf verwiesen, dass es nicht darum gehen sollte, Kollegen einfach “loszuwerden”, sondern zu ergründen, wo denn die Probleme liegen. Ein Plädoyer für mehr Offenheit, Evaluation und Unterstützung.

10. Frau Henner: Problemlehrer: Eine Studie

Mit viel Witz und genauen Beobachtungen, aber auch den Rückmeldungen der Schüler, nähert sich Frau Henner in ihrer eigenen kleinen “Studie” einzig und allein dem Problem des schlechten Lehrers. Ein sehr gutes Beispiel dafür, dass man die Dinge nicht verkomplizieren muss und ein Plädoyer für Spaß am Fach und Einfühlungsvermögen.

5. Zusammenfassung

Bei Interesse schreibe einen Artikel, in dem es um eine oder mehrere der oben genannten Fragestellungen geht.

Verlinke den Beitrag oder kommentiere auf dieser Seite bzw. poste ihn auf Twitter (#glsl). Wenn ich ihn direkt sehen soll, hänge meinen Account mit an (@legereaude).

Besonders gut ist es, wenn gegenseitige Kommentare dazu führen, dass eine Diskussion entstehen kann, von der alle profitieren. Je mehr Blogger teilnehmen, desto besser, also spreche mit möglichst vielen Kollegen darüber.

6. Und was hast du davon?

Du partizipierst in einer wichtigen gesellschaftlichen Debatte.

Du bekommst ein paar Leser für deinen Beitrag und vielleicht sogar Kommentare.

Du erfährst, wie andere mit dem Thema umgehen.

Du kommst in einen gedanklichen Austausch mit anderen Teilnehmern und erweiterst so dein eigenes Netzwerk.

Humoristisches:

Test:Welcher Lehrertyp sind Sie?

26 Kommentare

  1. Immer wieder schön zu sehen wie Themen aufgegriffen werden, zu denen es so etwas wie einen Stand der wissenschaftlichen Diskussion gibt – um den dann zu ignorieren und auf der Basis von Meinungen konsequent von Vorne anzufangen.

    Es handelt sich hierbei um das sog. Principal-Agent Problem, und dazu gibt es eine Fülle von Betrachtungen und Beiträgen sogar im Kontext Schule. Könnte man sich anschauen… muss man aber natürlich nicht.

    • Ach ja, die bösen Blogger, die alles nur auf ihren Meinungen basieren. Die Diskussion hatten wir schon. In der Blogparade wird explizit dazu aufgerufen, dass auch empirische “Beweise” und vorhandene Theorien einfließen können. In derm Buch “Web 2.0 – eine empirische Bestandsaufnahme” (Paul Alpar et al, 2008, 1. Auflage) wird der Blog als “persönlich gehalten und subjektive kommentier(tes)” Medium definiert, der gerade dadurch Authentizität erlange. Zudem wird seine Selektivität und die Adressantenbezogenheit hervorgehoben. Insofern beschreibt die angeführte Principal-Agent-Theorie tatsächlich das, was hier unterstellt wird. Eine Möglichkeit wäre gewesen, statt eines sehr kurz gehaltenen kritischen Kommentars, die Blogparade durch die “Fülle von Betrachtungen” voranzubringen, indem man einen eigenen Artikel schreibt, der sich nicht hinter einem Pseudonym versteckt. Muss man aber natürlich nicht.

      • Eine Möglichkeit wäre gewesen, statt eines sehr kurz gehaltenen kritischen Kommentars, die Blogparade durch die “Fülle von Betrachtungen” voranzubringen, indem man einen eigenen Artikel schreibt,[…]

        “principal agent problem school” (deutsche Beiträge kann man bei solchen Sachen wie fast immer vergessen) bei einer Suchmaschine dürfte erhellender sein als alles, was ich hier in kürzerer Zeit beitragen könnte. Und anschließend unterhält man sich darüber, was in den deutschen Schulsystemen Umsetzbarkeitschancen hat. Dann haben wir Meinungsaustausch auf Basis gut abgehangener Gedanken: win-win finde ich.

    • Wenn die nächste Mode in der wissenschaftliche Diskussion, nachdem der die Kompetenzorientierung endlich mal durch ist, etwas sinnvoller ist, dann fange ich vielleicht an, mich mehr für deren Stand zu interessieren. Im Moment hat die wenig Glaubwürdigkeit bei mir.

      Dazu sind Blogs auch da: Einblick in die Perspektive von reflektierenden Praktikern zu geben – unabhängig von aktueller Bildungspolitik und akademischen Moden. Ansonsten können wir uns nur zurücklegen und warten, bis das Kultusministerium das Füllhorn der Betrachtungen und Beiträgen zum Principal-Agent-Problem über uns ausschüttet.

      • NACK.
        Kompetenzorientierung ist ein schönes Beispiel: Viel zu viele Diskutanten haben keinerlei Überblick über die Vielschichtigkeit der im Umlauf befindlichen Kompetenzbegriffe. Ansonsten würden sie sich hüten solche Platitüden von sich zu geben wie man sie im Moment wohl von jedem Bildungsministerium ertragen muss. Hier würde eine Beschäftigung mit dem Stand der Diskussion, insbesondere Rede und Gegenrede (auch und insbesondere außerhalb Deutschlands), recht hilfreich sein. Das, was von Bildungsjournalisten und Politikern kommt ist üblicherweise eben gerade nicht Stand der Wissenschaft.

        Anderes schönes Beispiel: Hirnforschung bzw. Neuorbiologie a la Hüter. Sieht aus wie Wissenschaft, ist es aber nicht (bzw. ist in dem oftmals benutzen Kontext nicht anwendbar).

        Es geht also darum, dem Füllhorn der Betrachtungen den Kärcher des Durchblicks entgegenzuhalten. Dafür, und damit können wir vielleicht Frieden schließen, sind Blogs in der Tat hervorragend geeignet.

        • Kompetenzorientierung ist wirklich ein schönes Beispiel. Denn mit der akademischen Diskussion darum brauche ich mich tatsächlich nicht groß zu beschäftigen. Relevant ist, was IQB und QA darunter verstehen, was das Kultusministerium aus dem Begriff macht. Dass die Forschung danach sagen kann “so war das gar nicht gemeint”, das soll die Forschung mit dem Kultuministerium auskarteln.

          • Demnach brauchen wir uns über nichts Gedanken machen.
            Alles nur Wissenschafts-chichi. Und Verordnungsmissverständnisse.

            Diese Beiträge scheinen das Vorurteil zu bestätigen, dass “unnützer” Schulstoff auf ein “unnützes” Studium vorbereiten soll, das wiederum, perpetuiert durch ein “kontraproduktives” Referendariat, “unnützen” Schulstoff vermitteln soll.

            Ein bildungspolitischer Zombie geistert im pädagogischen Nirvana, ohne didaktisches GPS, durch Deutschlands Bildungslandschaften und berauscht sich mit Selektionsorgien am eigenen wissenschaftlichen Delirium.

  2. Ich hab auch ein Frage:
    Welche Parameter unseres Bildungssystem ermöglichen die Entstehung schlechter Lehrer?
    Ein schlechter Lehrer ist man ja nicht, man wird es.

    • Das stimmt teilweise. Schon früh in meinem Studium vernahm ich aber auch Stimmen von denen, die eigentlich kein Bock auf ihr Fach hatten und dann später einfach nicht den Mut hatten, es sein zu lassen. Dort hat das oft beschworene Durchhaltevermögen dafür gesort, dass einige sich durchkämpften, um dann den Job als kleineres Übel anzunehmen.

  3. Es ist schon traurig, wie die bloggende Lehrerschaft wegen des Journalistenfurzes “Versager im Staatsdienst?” schonungslos Ursachenforschung betreibt und Selbstkritik übt, anstatt angemessen mit einfacher Nichtachtung zu reagieren!

    • Ja, das kann man so sehen. Aber es geht um ein Thema, dass die Menchen beschäftigt. Und wenn man sich – bloggender Weise – damit auseinander setzt, dann finde ich das lohnenswert. Trotzdem danke für die Kritik.

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