Ein sexbesessener Sexist als Hauptdarsteller, massig Klischees, ein völlig absurden Plot und eine schauspielerische Leistung weit unter „normalem“ RTL Niveau: “Der Lehrer” zeigt beim Serienstart, wie weit die Macher von Schulalltag und jeglicher Form von geistreichem Humor entfernt sind.

Für viele Menschen ist die Schauspielerei ein Traumberuf. Wenn ich ehrlich bin, würde ich auch einmal ganz gerne eine Hauptrolle übernehmen, in der ich dann bewundert werden kann. Wieso nicht als Lehrer? Ehrlich? Bevor ich in dem Format, das RTL gerade ausstrahlt einen Auftritt haben müsste, würde ich eher staatliche Sozialmaßnahmen empfangen. Denn das, was dort gezeigt ist, ist von so absurder, klischeebehafteter Absurdität, dass man des Öfteren nicht anders kann, als wegzuschauen.

Der Humor ist an jeder Stelle so gewollt, dass man sich mit allen Beteiligten mitschämt. Da wird die Ente der neuen, „heißen“ blonden Kollegin vom Auto des Hauptdarstellers „angebumst“ (er fährt ihr den Seitenspiegel ab), während Kollegen an der Tür über das Gespräch lauschen. Da „rutscht“ dem Herrn Lehrer im Krankenhaus (der Schüler war beim Basketball ohnmächtig geworden) heraus, dass betreffender Schüler eigentlich adoptiert ist, worauf dieser nach einem Streit mit den Eltern (wie schlecht kann man humorvolles Leid noch spielen?) beim Lehrer schläft – als dieser gerade die Krankenschwester abschleppen will, die den Schüler verarztet hat.

Ja, natürlich. Man kann mir wieder vorwerfen, dass ich es tatsächlich gewagt habe, das als Unterschichtenfernsehen abgestrafte RTL überhaupt anzuschalten. Aber ehrlich gesagt bietet der Lehrerjob tatsächlich zahlreiche Momente der Komik, die auf die Spitze getrieben mitreißen können – wie nicht zuletzt der zwar etwas dumme, aber amüsante Film an der Kinospitze „Fack ju Göthe“ zeigt.

Diese stupide Serie wirft mit allen Vorurteilen um sich (sie „spielt“ nicht damit, das wäre zu viel verlangt): Die Türken können keinen Genitiv und hauen Machosprüche gegenüber der Lehrerin heraus, die wiederum immer in kurzem Rock in die Schule kommt und es schafft, zwei sich streitende Mädels zu trennen, indem sie darauf hinweist, dass sie ihre Fingernägel doch bitte nicht wegen Jungs abbrechen (was natürlich gelingt).

Da ist der dilettantisch gespielte Rektor, der den Schülern das Handy aus der Hand nimmt, mitten im Unterricht hereinkommt und Herrn „Superlehrer“ ein Formular in die Hand drückt (von der „scharfen Krankenschwester“) und der die Gerüchte über seine neue Kollegin sofort glaubt und die Blondine zu sich zitiert und ihr dann übertrieben „geil“ nachstarrt. Der Kollege Vollmer (oder der Regisseur) lässt keine Chance ungenutzt, seinen Oberkörper in die Kamera zu halten – man weiß allerdings nicht, wieso.

Dieses gezwungene „Lehrer-können-auch-cool-sein“ artet in der unterirdischen Charakterisierung des Lehrers Vollmer aus, der „einen Scheiß“ auf alles, was die Schule betrifft, gibt, um besonders schülernah zu wirken, leicht nuschelt, ein Womanizer vom Dienst und zudem noch ein Egoist unter der Sonne ist.

Um dann noch einen „roten Faden“ in die Geschichte zu bringen, wird die Geschichte der Adoption des armen Außenseiters, den keiner mag, weil die türkischen Schüler (!) ihn für ein Opfer halten, weitergeführt.

Habe ich etwas vergessen? Die Musik von Jason Mraz bis Chart-Spitze passt zu keinem Zeitpunkt zu dem Gezeigten. Die Schauspieler unterbieten sich in ihrem Nicht-Können gegenseitig, leider aber nie so, dass man das Gefühl haben könnte, eine Übertreibung sei beabsichtigt.

Hendrik Duryn, der Hauptdarsteller, den RTL als „coolen Lehrer“ einführt, spielt in etwa so überzeugend wie der schlechtere Zwillingsbruder von Till Schweiger – mit derselben Hingabe, derselben Emotion, derselben ewig gleichen, nichtssagenden Ausdrucksweise.

Eigentlich hätte ich diesen geuirlten Kothaufen eigentlich gar nicht sehen müssen. Eigentlich hätte ich nicht darüber schreiben sollen. Eigentlich ist die Zeit kostbarer und selbst ich schaffe es nicht, dem Ganzen irgendetwas Gutes abzugewinnen. Aber wenn ich es schaffen sollte, einen einzigen Menschen davon abzuhalten, diese Serie zu schauen, dann ist es mir dieses Lebenszeit wert.

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