Eigentlich verabscheue ich Titel wie diesen, weil sich zumeist Gemeinplätze und schon alt Bekanntes dahinter verbirgt. Ich glaube aber, dass ich nach sieben Jahren Studiums in drei geisteswissenschaftlichen Fächern einige nützliche Anmerkungen habe, mit denen sich das Unterfangen „Hausarbeit“, das so machen in die Verzweiflung stürzt, ein wenig geordneter anfangen kann. Ob diese Tipps auch für andere Fächer nützlich sind, kann ich nicht mit Gewissheit sagen: probiert es aus! Diese Tipps richten sich an Erstsemester wie an jene, die auch nach einigen Hausarbeiten noch darüber nachdenken, was vielleicht verbessert werden könnte. Natürlich sind dieses Anmerkungen in höchstem Maße subjektiv, und mit Sicherheit gibt es Ehemalige oder noch Studierende, die ganz andere Maßgaben haben.

Vorbereitung

  1. Entgegen der Behauptung, man müsse sich erst einmal in Thema einlesen, gibt es einen effizienteren Weg, die Hausarbeit anzufangen. Denn die wichtigsten inhaltlichen Schwerpunkte werden ja zumeist zuvor im Seminar besprochen. Das wichtigste an der ganzen Hausarbeit ist die Frage. Hat man die Frage, die man beantworten möchte, erspart man sich eine Menge Arbeit, da man nur noch das Lesen muss, was man braucht.
  2. Um die Frage zu beantworten muss man natürlich das machen, was auch in den Seminaren gepredigt wird: bibliographieren, exzerpieren, sammeln, ordnen, systematisieren. Das ist nichts Neues. Was einem jedoch die wenigsten Dozenten und Professoren nahelegen, ist einer der nützlichsten Tipps. Schaut euch die Veröffentlichungen der betreffenden Lehrperson genau an. Achtet darauf…
  • wie die Einleitung gestaltet ist.
  • wie das Inhaltsverzeichnis aufgebaut ist
  • welches Zitiersystem benutzt wird
  • welcher Modus angewandt wird
  • wie die Kapitel aufgebaut sind
  • wie der Schlussteil gestaltet ist
  • und: wie Einleitung und Schlussteil aufeinander abgestimmt sind
  1. Das, was sich nach sehr viel Arbeit anhört, dauert in den meisten Fällen eine Stunde. Das einzige, was komplett gelesen werden sollte, ist Einleitung und Schlussteil, denn, machen wir uns nichts vor, das ist es auch, was die meisten Professoren von eurer Arbeit lesen werden, zumindest in den ersten Semestern – wenn ihr Glück habt, macht es ein Hiwi, der Ahnung hat.
  2. Mit dem, was ihr euch während dieser Arbeit notiert habt, stellt ihr einen Plan auf, wie ihr mit Hilfe dieser Struktur, die sich natürlich von Professor zu Professor unterscheidet, zur Beantwortung eurer Frage kommen könnt.
  3. Es sei klargestellt, dass dies in keinem Fall bedeutet, dass ihr dem Professor nach dem Mund redet. Ganz im Gegenteil. Wenn ihre eure eigene Frage entwickelt, dabei aber die in der Universität über die Maßen vergötterten Formalia an dem Stil eurer Lehrperson orientiert, hat diese mehr Zeit, sich dem wirklichen Inhalt eurer Arbeit zu widmen.
  4. Eine weitere Anmerkung bedeutet Arbeit. Eine eigene Fragestellung zu haben, bedeutet, dass sich nicht plagieren lässt.
  5. Zur Findung der Frage. Welche Frage am Ende bei euren Überlegungen herauskommt, lässt sich natürlich nicht pauschal antizipieren. So viel sei gesagt. Es könnte, wenn ihr konzentriert an den schon genannten Dingen arbeitet, sich sehr lohnen, vom Schreibtisch zu verschwinden und einfach Spaß zu haben. Denn zumeist ergeben sich bei Unterhaltungen, vor allem denen zu später Stunde Fragen, die man sich vorher nie gestellt hatte. Das ist kein Scherz. Wer sich nach getaner Arbeit amüsiert, erspart sich eine Menge Frustration.

Durchführung

  1. Fragen zur Organisation der abgesammelten Exzerpte oder Unterlagen soll hier nur am Rande etwas gesagt werden. Vielleicht nur so viel. Auch wenn ich im echten Leben kein Verfechter dieses Credos bin, heißt es: Ordnung ist die halbe Hausarbeit. Wer zum Beispiel die kopierten Texte bei schöner Musik alphabetisch nach Autor ordnet, was natürlich Stunden dauern kann, wenn es ein anspruchsvolles Seminar ist, der erspart sich für die letzte Phase, in denen korrigiert wird und die Fußnoten überprüft werden, Unmengen von Arbeit. Je präziser ich auf Informationen zugreifen kann, desto pointierter kann ich auch Zitate oder Vergleich einbringen.
  2. Es ist vor allem deshalb wichtig, die Struktur zuvor verbalisiert zu haben, weil es vorkommen kann, dass ich einen Teil gerade interessanter finde, als den anderen. Man kann es natürlich chronologisch angehen, dies kann jedoch zur Ermüdung führen.
  3. Einleitung: Hier gehen die Meinungen auseinander. Viele derer, die ich im Studium kennenlernte, sagten, sie hätten die Einleitung ganz am Schluss geschrieben. Ich denke eher andersherum. Der Zeitpunkt, an dem man beginnt zu schreiben, sollte der sein, in dem man sich eigentlich schon klar ist, was herauskommt. Die Bücher sind exzerpiert, die Zitate herausgeschrieben, die Formalia geklärt. Die wichtigsten Zitate werden in der Einleitung herausgestellt, und vor allem: die Frage – und zwar an prominenter Stelle. Das diese natürlich einer Rechtfertigung bedarf, wird in jedem Seminar erwähnt.

Wichtig ist: wenn ich eine Frage habe, kann ich eine Einleitung erstellten, die mir fortan als Fluchtpunkt dienen kann. Ich kann immer wieder mal schauen, was ich eigentlich wollte, und das ist, liest man sich die Hausarbeiten von Erstsemestern durch, gar nicht so einfach.

Erklärt eurer Mutter oder eurer Oma, was ihr eigentlich damit anfangen wollt. Natürlich könnte es sein, dass ihr einfachere Worte benutzen müsst, aber glaubt mir, wenn die es nicht verstehen, ist die Frage nicht gut genug gestellt.

Man kann sogar zu Beginn schon mit dem Schluss anfangen. Schaden tut es nichts, denn alles kann ja noch verändert werden.

  1. Findet ihr heraus, dass die Frage eigentlich die falsche war, nicht verzweifeln, sondern zu Nutze machen. Dazu ein Beispiel: Ich suchte mit einer Kommilitonin die Funktion und das Vorkommen von Small Talk in Reisebüros. Das Problem war: es gab keinen. Die Sekundärliteratur kam aus England, wo offensichtlich ein anderer Code galt. Nun hätten wir abbrechen und uns einen neuen Gegenstand oder Ort wählen können. Was wir aber taten, war das in mühsamer Arbeit gesammelte Material zu analysieren. Wir merkten, dass die Art es Gesprächs, die wir vorfanden, einfach nicht in den schon aufgestellten Systemen existierten, also gaben wir ihr einen Namen und fügten sie ein.

Nachbereitung

  1. Unterschätzt niemals die Vergötterung der Formalia. Gebt es drei Freunden zum korrigieren, hintereinander. Dann könnte es sein, dass sie zufrieden sind.
  2. Wenn ihr fertig seid, hört auf darüber nachzudenken, ob nicht doch etwas anders hätte gemacht werden können, sondern gebt sie ab und macht was Schönes.
  3. Schreibt niemals Texte darüber, wie man Hausarbeiten schreiben sollte, da dies doch nur zeigt, dass ihr sie wohl immer noch nicht überwunden habt;-)

Wenn euch diese etwas langen Tipps und Tricks helfen, würde es mich freuen, wenn ihr sie weiterempfehlt. Wenn nicht, dann auch;-)

 

1 Kommentar

  1. […] Im B-Logbuch finden sich aktuelle Themen (Aktuell: DFB-Pokal), während sich die Sektion B-Schallt mit aktueller Musik beschäftigt (Aktuell: Mein CD-Regal von Thomas Clemens). Unter B-Lesen finden sich Rezensionen und literarische Themen (Aktuell: “Precht”). In der Rubrik B-Lichtet sollte das eine oder andere Foto zu bestaunen sein. In dem Bereich B-Schreibbar finden sich neue Texte Schwerpunktthemen – gerade vor allem das Referendariat (Aktuell: Hausarbeiten – Tipps und Tricks). […]

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